Im Stadtmuseum ist gestern das Ausstellungsprojekt «Tatort Stadt» gestartet. Töne, Bilder und Texte dafür soll die Bevölkerung der Quartiere selber beisteuern.
Wie erleben Menschen in Aarau ihr lokales Umfeld, ihr Quartier? Dieser Frage gehen die Ausstellungsmacherinnen Carole Kambli und Edith Werffeli bis zum 6. September mit ihrem Projekt «Tatort Stadt» nach.
Sie wollen möglichst viele lebendige «Geschichten aller Art» festhalten lassen und so «implizites Wissen im Sinne von immateriellem Kulturerbe» dokumentieren. Als Ausführende sind in erster Linie Aarauerinnen und Aarauer aller Altersstufen vorgesehen, die ihre Stadt unter Verwendung diverser Medien erkunden.
Istzustand festhalten
«Das Ziel», sagt Edith Werffeli, «ist eine Dokumentation des Istzustandes in der Tradition von Oral History.» Bei dieser Form der Geschichtsschreibung dienen die Aussagen von Zeitzeugen als Quellen. Nach einer Einführung durch Kambli und Werffeli gehen beim «Tatort Stadt» die Teilnehmenden einzeln daran, «ihre» Orte – Lieblingsorte wie Unorte – im ihnen vertrauten Quartier zu erforschen. Menschen wie Dinge können dabei zum Thema werden.
Was heisst das konkret? Edith Werffeli stellt sich zum Beispiel eine ältere Person vor, die erzählt, wie sie sich täglich mit den Enkelkindern auf ihrer Lieblingsbank im Quartier niederlässt.
Die besten Stadt-Geschichten in Text, Bild, Video und Ton werden aufbereitet und fortlaufend im Foyer des Stadtmuseums ausgestellt. Eine Publikation der Ergebnisse in gedruckter Form ist laut Carole Kambli nicht vorgesehen.
Hingegen wird das ganze gesammelte Material auf der Website des Museums publiziert, ähnlich wie es das Stadtmuseum seinerzeit schon bei der Ausstellung «Ihre Geschichten sind uns nicht egal» praktiziert hat.
«Tatort-Stadt-Mobil»
Um die Aktion in der ganzen Stadt sichtbar zu machen, setzen Kambli und Werffeli das «Tatort-Stadt-Mobil» ein, einen leuchtend gelb-rot gestrichenen Bauwagen. Das Vehikel, das in den nächsten vier Wochen die fünf ausgewählten Quartiere besucht, dient als Informationsplattform und Ausgangspunkt für die Stadtexpeditionen.
Im Zelgli, in der Telli, im Schachen und in der Altstadt finden zudem begleitete Aktionen statt, die einen speziellen Aspekt des betreffenden Quartiers aufgreifen. Diese Aktionen richten sich jeweils an eine ausgewählte Altersgruppe.
Im Zelgli-Quartier beispielsweise, so Edith Werffeli, wird es einen sogenannten «Erzählsessel» geben. Darauf sollen ältere Personen Platz nehmen, welche die Geschichte des Quartiers erzählen können.