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Das Restaurant Schloss Schartenfels erhält einen Erker mit Panoramafenster. Den haben sich die Wettinger Ortsbürger einen stattlichen Betrag kosten lassen. Am Montag wurde das Panoramafenster montiert.
Ab Mitte März ist ein Essen im Rittersaal des Schlosses Schartenfels nicht nur ein kulinarischer, sondern auch ein optischer Genuss. Dann können die Gäste die Aussicht durch das Panoramafenster nach Baden, Ennetbaden und Hertenstein geniessen. In diese Aussicht investieren die Wettinger Ortsbürger über 1,5 Millionen Franken.
Um Platz für einen Erker mit Fenster zu schaffen, wurde die Nordwand des Rittersaales heraus gebrochen. Das hat die Statik des Gebäudes massiv beeinflusst. «Die Decke mussten wir mit zwei Doppel-T-Trägern aus Stahl abstützen», sagt Architekt Tom Wieland. Jeder Träger wiege rund eine Tonne. In der Öffnung wurde der rund 6 Meter lange und 2,5 Meter hohe hölzerne Erker montiert. Er ragt rund 60 Zentimeter über das Gebäude hinaus. Mit Stahlträgern, die bis in den Keller reichen, ist er verankert.
Der Kran wird ferngesteuert
Gestern wurde das Panoramafenster in den Erker montiert. Eine Arbeit, die wegen des hoch aufragenden Krans weitherum verfolgt werden kann. Weil das Gelände hinter dem Schloss sehr steil in Richtung Ennetbaden abfällt, werden der Rahmen und die drei Fensterelemente mit einem Kran über das Restaurant gehoben. Im Einsatz ist ein Pneukran.
«Um zu funktionieren, muss der Pneukran absolut horizontal stehen», sagt Kranführer Fredi Häusermann, kein leichtes Unterfangen auf der steilen Strasse. Häusermann hat rund 1,5 Meter hoch Unterlagebretter aufgetürmt, auf denen der hintere Teil des Fahrzeuges steht. Die je rund 300 Kilogramm wiegenden Bauteile haben die Tragfähigkeit des Krans bei weitem nicht ausgelastet. «Mit dem 40 Meter langen Ausleger können wir noch 2,1 Tonnen heben», sagt Häusermann. Den Kran bedient er mit einer Fernsteuerung.
Mit dem Bau eines Rebhäuschens aus Holz und einem Turm aus Stein wurde 1881 auf dem Wettinger Lägernsporn Schartenfels der Grundstein gelegt. Nur ein Jahr später wurde das Gebäude als Sommerwirtschaft eröffnet. Im Jahre 1894 wurde es zu einer schlossartigen Anlage ausgebaut. 1913 wurde der baufällig gewordene Schlossturm abgebrochen.
Später wurde das Gebäude mehrmals verkauft, damit einher ging ein Niedergang des Restaurantbetriebes. 1978 beschloss die Ortsbürgergemeinde Wettingen, die Anlage zu kaufen und zu erneuern. Am 30. Oktober 1979 wurde das Restaurant wieder eröffnet und es entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel. 2001 bis 2003 wurde die Anlage teilsaniert und nun ist eine grosse Sanierung im Gange. (DM)
So kontrolliert Häusermann, dass die Bauteile auf dem ebenen Parkplatz korrekt an den Kranhaken gehängt werden. Dann wechselte er auf die andere Seite des Gebäudes, um, wiederum mit Blickkontakt, die Elemente zentimetergenau zwischen Gebäudewand und Gerüst hinabzusenken. Dann werden sie von Zimmerleuten und Fensterbauern die Bauteile montiert.
Schliesslich wird der Erker aussen eine Kupferverkleidung erhalten: «Das Kupfer erhält eine künstliche Patina, sodass es älter wirkt», sagt Wieland. Die weiteren Arbeiten konzentrieren sich im Innern.
Die laufende, rund 2 Monate dauernde Sanierung gehört zum grössten Umbau des Restaurants, seit die Ortsbürger dieses gekauft haben (siehe Box). Am 6. März wird der vordere Teil des Restaurants wieder eröffnet.