Käthi Hitz zeigt im Gemeindehaus rund 1500 Fotos, die sie auf Streifzügen durch ihr Heimatdorf schoss. Sie eröffnet damit auch Ortsansässigen neue Perspektiven.
«Was den einen ihr Hund ist mir mein Fotoapparat», meint Käthi Hitz, die auch Präsidentin der Kulturkommission Ehrendingen ist, und lacht. Die Primarlehrerin bekam zum 50. Geburtstag eine kleine Digitalkamera geschenkt, die sie seither stets begleitet.
«Man muss nur die Augen aufmachen – es gibt so viel Schönes in der nächsten Umgebung», erzählt sie vor ihrer Fotowand. Rund 80 Bilder hat sie auf Hochglanzpapier ausgedruckt.
Auf einer digitalen Präsentation wechseln über 1400 weitere Schnappschüsse im Sekundentakt, und der Besucher ist erstaunt, was sich dem Auge in der 4500 Einwohner zählenden Gemeinde alles bietet: Wasserrad, vom Biber angenagte Stämme, Kürbissammlung, Riegelhaus, Graffiti, verschneiter Friedhof, Orchidee, Kuh, Siloballen, Kunstwerk von Kuno Perler, tropfender Wasserhahn, Kran, Baustelle, Kreisel und noch viel mehr.
Es ist ein Mikrokosmos für sich, in dem es alles gibt, was in der grösseren Umgebung auch existiert. Man muss allerdings das Auge dafür haben. Wie eben Käthi Hitz: «Ich kann 100 Mal den gleichen Spaziergang machen und entdecke immer wieder etwas Neues.»
Abenteuerliche Geschichten
Zur Vernissage stellte sie ihren Bildern aus der Gegenwart die Geschichten von Julia Jakob entgegen, die in den Zweitweltkriegsjahren als Lehrerin nach Ehrendingen kam und über ihre Erfahrungen das heute vergriffene Büchlein «Mein kleines Dorf» (1964) schrieb.
Eindrücklich schilderte sie ihr Ankommen «im Sumpf» und die anstrengende Suche nach einem geheizten Zimmer «am Ende der Welt in einem Fleck mit 300 Einwohnern und Häusern nahe dem Zerfall ohne Wasserversorgung ausser dem Dorfbrunnen.»
Solche, heute abenteuerlich anmutende Geschichten und existentielle Probleme, bekam die Gästeschar im Gemeindehausbau anlässlich der Vernissage von Käthi Hitz zu hören. Es wird gebaut wie verrückt und die Frage nach einer Unterkunft stellt sich wohl kaum noch.
Entsprechend stiess man auf die Gegenwart an – und damit auf die Exponentin mit dem feinen Blick durch die Linse auf Ehrendingen im Hier und Jetzt.
Fotoausstellung, Gemeindehaus Unterdorf, Mo bis Fr, 8.30 bis 11.30 und 14 bis 16.30 Uhr (ausser Mo 14bis 18.30 Uhr). Weitere Infos auf ww.ehrendingen.ch