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Vier Tage lang wurde am Limmatknie gefestet und gefeiert. Nun ist das grosse Fest «200 Jahre Ennetbaden» vorbei. Gemeindeammann Pius Graf (SP) zieht im Interview ein mehr als erfreuliches Fazit und legt offen, weshalb er für den Treppenlauf fast doppelt so lang gebraucht hat wie sein Sohn.
Montagvormittag: Wie schlimm fällt der Kater nach dem grossen Fest aus?
Pius Graf: Ganz ehrlich: Ich verspüre eigentlich keinen grossen Kater, sondern viel mehr eine grosse Zufriedenheit und Dankbarkeit.
Also kein typischer Blues, wie er sich nach grossen Festen gerne einstellen kann?
Nur ein ganz wenig, als ich heute auf den sozialen Medien und in der Zeitung nochmals die Bilder durchgegangen bin – und dabei auch gemerkt habe, dass es am Fest noch viel mehr zu erleben und entdecken gegeben hätte. Und ja, als ich heute Morgen über den Postplatz lief und vieles bereits wieder abgebaut war, da kam bei mir schon ein bisschen Wehmut auf.
Apropos Kater: Sie haben ja auch am Treppenlauf über 800 Meter und insgesamt 500 Höhenmeter teilgenommen. Auch kein Muskelkater?
Nein, was wohl auch daran liegt, dass ich es mit einer Zeit von über 11 Minuten eher gemütlich angegangen bin. Mein 15-jähriger Sohn hat mich um über fünf Minuten geschlagen (lacht).
Sie sind also nicht mit Podest-Ambitionen angetreten?
Nein. Hierfür wäre nur schon die Vorbereitung alles andere als ideal gewesen, haben wir doch kurz vor dem Rennen noch das offizielle Fest-Mittagessen eingenommen; inklusive feiner Torte zum Dessert.
Oft ist es ja bei Partys oder Festen so, man freut sich wahnsinnig auf diese und ist am Schluss vor lauter Vorfreude fast ein bisschen enttäuscht, wenns nicht ganz so rauskommt, wie man sich das erhofft hat. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Es war sogar noch besser, als ich mir das erhofft und gewünscht hatte. Wie so viele andere habe auch ich wettermässig auf das Wochenende hin gezittert. Irgendwann habe ich mir dann aber gesagt, es kommt wie es kommt. Unter dem Strich hatten wir jetzt – mit Ausnahme vom Sonntag – sogar sehr grosses Wetterglück. Es war einfach wahnsinnig, was auf dem Festgelände abging. Der Postplatz und die Badstrasse waren schlicht und einfach geniale Festgebiete. Zehntausende Besucher sorgten für eine fantastische Stimmung. Eines meiner Highlights war der zweiter Teil der Theatertrilogie ‹Ännet!›. Da hatte ich richtig Gänsehaut und ich habe manch feuchtes Auge beobachtet. Das Theater ist sehr vielen Menschen regelrecht unter die Haut gegangen. Sehr gut gefallen hat mir auch das Lichtkonzept mit den Girlanden, die dem Fest einen besonderen Zauber verliehen.
Die Lust – und vor allem auch ein guter Grund –, wieder ein grosses Fest auf die Beine zu stellen, kommt bestimmt schon bald wieder
Wenn man selber zur Party lädt, kommt es nicht selten vor, dass man das Fest selber gar nicht recht geniessen kann, weil man im Mittelpunkt steht und allen Gästen gerecht werden will. Wie war das für Sie als Gemeindeammann?
Ich habe wirklich jede Minute am Fest genossen. Wahrscheinlich war es für meine Frau etwas anstrengender, alle fünf Meter wieder einen Stopp einlegen zu müssen (lacht). Für das OK und die zahleichen Helfer war das Fest bestimmt stressiger. Ich möchte an dieser Stelle nochmals allen meinen herzlichen Dank für dieses tolle Fest aussprechen. Es war schlicht genial, was hier auf die Beine gestellt wurde.
Beim «Hirschen» wurde ein temporäres Thermalbecken erstellt. Haben Sie sich zu später Stunde ein Bad – mit oder ohne Cüpli – darin gegönnt?
Nein, leider nicht, obwohl ich mir das vorgenommen hatte. Aber wir bekommen ja bald einen heissen Brunnen, dann hole ich das nach.
Vielleicht fällt Ihr Kater ja auch deshalb nicht so schlimm aus, weil es mit den Festivitäten im
Jubiläumsjahr weitergeht.
Richtig, der Ausblick auf das, was noch kommt, hilft, den Blues klein zu halten. Mit dem dritter Teil der Theatertrilogie, dem Lichterspektakel und dem Weihnachtsmarkt im Dezember stehen weitere wunderbare Anlässe vor der Tür.
Sie haben im letzten Interview erwähnt, dass es Ihnen als Ammann immer wichtig war, dass regelmässig Feste stattfinden in der Gemeinde, weil das die Menschen zusammenführe und Identität stifte. Wann kommt das nächste grosse Fest?
Es gab tatsächlich viele Stimmen, die mir sagten, wir sollten doch jetzt jedes Jahr ein Badstrassen-Fest durchführen. Aber erstens wäre dies nicht zu stemmen und zweitens würde es dann austauschbar. Aber ich bin mir ganz sicher: Die Lust – und vor allem auch ein guter Grund –, um wieder ein grosses Fest auf die Beine zu stellen, kommt bestimmt schon sehr bald wieder.