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Susanne Schneider beantwortet an der Telefonzentrale des Kantonsspitals Baden jeden Tag viele Male die gleichen Fragen. Nicht alle betreffen das Coronavirus. Über manche freut sie sich besonders.
Das Telefon am Empfang des Kantonsspitals Baden (KSB) hat schon vor dem Ausbruch des Coronavirus oft geklingelt. 800- bis 1000-mal pro Tag. In den letzten Wochen ist es mehr geworden. «Im Moment gehen jeden Tag etwa 2000 Anrufe bei der Zentrale ein», sagt Teamleiterin Susanne Schneider.
Obwohl sie bereits einen Tag lang Anrufe entgegengenommen hat, als wir nach ihrem Feierabend telefonieren, klingt sie noch frisch, ist gut gelaunt und gibt gerne Auskunft. Sie spüre, dass die Menschen verunsichert seien. «Die meisten rufen uns an, weil sie Symptome haben und einen Test machen wollen.» Zunehmend stellt Susanne Schneider auch fest, dass es Arbeitgeber gebe, die von ihren Angestellten verlangen, dass sie sich testen lassen. Immer wieder müssen sie und ihre Kolleginnen den Anruferinnen und Anrufern erklären, dass sie nicht getestet werden können. Ein Test wird nur gemacht, wenn jemand zur Risikogruppe gehört, schwere Symptome hat oder im Spital oder einem Pflegeheim mit Patientenkontakt arbeitet. Für alle anderen gilt: Bei Symptomen zu Hause bleiben.
Susanne Schneider versucht, auch beim hundertsten Anrufer freundlich zu sein. Wer ihre Stimme am Telefon hört, zweifelt keine Sekunde daran, dass ihr das gelingt. Wie macht sie das? «Natürlich beginne ich manchmal unter dem Tisch mit den Beinen zu wackeln, wenn immer die gleichen Fragen kommen.»
Die Natur hilft ihr, abzuschalten. In den Pausen lüftet sie draussen im Park vor dem Spital den Kopf. Für den Arbeitsweg von Fislisbach nach Baden nimmt sie bei schönem Wetter das Velo. «Das Vogelgezwitscher zu hören, tut gut.» Zu Hause sei sie nach Feierabend jeweils zuerst einfach ruhig und spreche mit niemanden, bis es irgendwann aus ihr raussprudle. «Die Eindrücke und das Erlebte müssen wohl raus», sagt sie und lacht.
Für Abwechslung sorgt in diesen Tagen, dass zumindest ab und zu mal jemand am Telefon ist, der keine Frage zu Corona hat. «Das ist erfrischend wohltuend», sagt Susanne Schneider. Auch die Solidarität, die den Mitarbeitenden in den Spitälern entgegengebracht wird, freut sie. «Es gibt immer wieder Leute, die fragen, ob sie uns helfen können.»
Seit Montag trägt sie während der Arbeit eine Schutzmaske. «Ausserdem waschen und desinfizieren wir oft die Hände und haben vor dem Schalter eine Abschrankung, damit der Abstand eingehalten wird.» Besucherinnen und Besucher melden sich aber seit dem Besuchsverbot sowieso praktisch keine mehr am Empfang. Im Moment dürfen nur noch Eltern von Kindern, Partner von Gebärenden und nahe Angehörige von sterbenden Menschen ihre Liebsten im Spital besuchen. Auch die Cafeteria ist nur noch für das Personal geöffnet.
Susanne Schneider hat trotz doppelt so vielen Anrufen in den letzten Wochen noch keine Überstunden angehäuft. «Am Empfang können wir den Dienstplan im Moment noch einhalten, weil alle von unserem Team gesund sind.» Sie hofft, dass das weiterhin so bleibt und dass das Spital genug Kapazitäten hat, um den Menschen im Aargau zu helfen.
Das Coronavirus betrifft uns alle irgendwie. Die AZ beleuchtet in einer täglichen Serie den Alltag unterschiedlicher Menschen aus dem Aargau. Alle Texte finden Sie online auf www.aargauerzeitung.ch