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Das ehemalige Belinox-Areal ist seit 1993 ungenutzt. Nun liegt das Baugesuch für die geplante Überbauung auf.
Das lang ersehnte Ziel des Gemeinderats, das Zentrum von Stetten zu beleben, liegt ganz nah: Derzeit liegt das Baugesuch «Überbauung Zentrum Oberdorf» öffentlich auf der Gemeindekanzlei auf. Sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 75 Wohnungen und zwei Einstellhallen sollen auf dem ehemaligen Belinox-Areal zwischen Oberdorf-, Mellinger und Fabrikstrasse entstehen. Die Kosten der Überbauung belaufen sich auf rund 30,5 Millionen Franken.
«Nach vielen Jahren der Planung liegt das Baugesuch vor», freut sich Gemeindeammann Kurt Diem. Zum einen werde das Dorf mit einer qualitativ-hochstehenden Überbauung an Wohnattraktivität gewinnen – und dadurch neue Steuerzahler anlocken. Zum anderen könne man die «offene Wunde im Herzen von Stetten» endlich schliessen, sagt er. Damit nimmt Diem Bezug auf das rund 10 000 Quadratmeter grosse Areal der einstigen Belinox AG. «Dieses Gebiet wollten wir schon immer in ein belebtes Dorfzentrum umwandeln», sagt der Gemeindeammann. Denn: Seit der Schliessung der Firma und dem Abbruch der Fabrikbauten in den Jahren 1992 und 1993 liegt das Gebiet brach, die Natur hat es in ihren Besitz genommen. «Auch darum ist es für uns von so grosser Bedeutung, dass es auf dem Areal vorwärtsgeht», sagt Diem.
Die sechs Mehrfamilienhäuser, geplant vom Aarauer Architekturbüro Schneider & Schneider, weisen vier Geschosse auf. Sie sind entsprechend der jeweiligen ortsbaulichen Situation unterschiedlich geformt und gestaltet. Die Wohnungen haben zwischen 1,5- und 5,5-Zimmer. Während die drei ostseitigen Gebäude als reine Wohnhäuser geplant sind, findet in den Häusern an der Durchgangsstrasse auch das Kleingewerbe Platz. Die Umgebung der Überbauung ist in verschiedene Bereiche unterteilt. So entstehen neue Fusswege und Wiesen, aber auch intimere Aussenräume für die künftigen Bewohner. Ein wichtiger Teil wird der zurzeit eingedolte Dorfbach unter der Fabrikstrasse einnehmen: Das Gewässer soll offengelegt und von einer grosszügigen Uferzone umsäumt werden.
Im Rahmen der Überbauung entsteht ausserdem ein Dorfplatz, der künftig eine zentrale Funktion einnimmt: «Der Bereich zwischen der Haltestelle Dorfplatz und der Uferzone beim Gasthof Krone soll für die Bevölkerung zu einem Ort der Begegnung werden», sagt Kurt Diem. Nirgendwo sonst gebe es in Stetten einen Ort, der eine solche zentrale Rolle einnehme. Dafür wird das «Bahnhöfli», wie die separate Spur bei der Bushaltestelle Dorfplatz genannt wird, weichen müssen – die Busse werden neu auf der Oberdorfstrasse halten.
Dass sich auf dem ehemaligen Belinox-Areal seit 23 Jahren kaum etwas getan hat, ist auf Folgendes zurückzuführen: Die verschiedenen Eigentümer, erst die Franke AG später die Siemens AG, hatten wiederholt versucht, einen geeigneten Investor für eine Überbauung zu finden. Es wurde gar ein Projekt ausgearbeitet, das Projekt Stoos: Das Vorhaben scheiterte jedoch. Erst als im Jahr 2011 die Creafonds AG aus Sursee das Areal erwarb, kam Schwung in die Sache. «Mit der Immobilien-Anlagegesellschaft haben wir dann sehr schnell den Draht gefunden», blickt Diem zurück. In der Folge wurden eine Testplanung und ein Gestaltungsplan erarbeitet. Doch damit ein Überbauungsprojekt von einer solchen Dimension überhaupt eine Chance haben konnte, war die Zustimmung der Bevölkerung nötig. Dies, weil die damalige Bau- und Nutzungsordnung (BNO) nur zweigeschossige Bauten vorsah. Also mussten der Bauzonenplan und die BNO angepasst werden: Anlässlich der Gemeindeversammlung im Sommer 2015 sagten die Stetter Stimmbürger Ja zur Teilrevision.
«Als der Gestaltungsplan damals öffentlich auflag, gab es vonseiten der Bevölkerung kaum Einwendungen», erinnert sich Kurt Diem. Einzig die Tatsache, dass das Projekt Flachdächer statt wie im Dorf üblich Giebeldächer vorsah, habe zu reden gegeben. «Die Unstimmigkeiten konnten wir aber erfolgreich beseitigen.» Auch deshalb rechnet der Gemeindeammann damit, dass die Überbauung im Herzen Stettens von der Bevölkerung positiv aufgenommen wird.
Das Baugesuch liegt noch bis 13. September öffentlich auf.