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Das Stadtfest – zehn Tage Party, Kultur und spannende Begegnungen – ist vorbei. Jetzt geht es darum, die Energie, die Schaffenskraft und die Leidenschaft in den Alltag hinüberzuretten, schreibt az-Redaktor Martin Rupf in seiner Analyse.
Schluss, Ende, vorbei: Das Stadtfest 2012 ist Geschichte. Auch am zweiten Festwochenende strömten Zehntausende von Besucherinnen und Besuchern ans Stadtfest. Für die gesamte Festdauer schätzt das Stadtfest-Komitee die Besucherzahl auf rund 850'000. Und dass Polizei und Sanitätsdienste auch am abschliessenden Wochenende keine grösseren Zwischenfälle zu verzeichnen hatten, gehört fast schon zur Stadtfest- bzw. Badenfahrt-Tradition. Petrus - wohl Badener Abstammung - weinte zwar ein paar Abschluss-Regentränen, doch das tat der einzigartigen Feststimmung keinen Abbruch.
Was bleibt vom Stadtfest? Es hat gehalten, was es versprochen hat. Zehn Tage Party, Kultur und spannende Begegnungen. Einmal mehr haben die Badenerinnen und Badener den Besuchern gezeigt, wie viel Leidenschaft, Kreativität und Ideenreichtum in ihnen steckt. Was die meisten Vereine an Festwirtschaften auf die Beine gestellt hatten, hinterliess bei vielen Besuchern einfach nur Anerkennung und vor allem viel, viel Staunen.
Badener Feste suchen ihresgleichen
Diese zehn Tage haben wieder einmal und auf eindrückliche Weise bewiesen: Badener Feste suchen in der Schweiz ihresgleichen, was Dauer, Herzblut und Kreativität betrifft. Daran ändern auch die paar «Tolggen im Reinheft» nichts. So kündigten die schwarzen Fest-Banner am Strassenrand eher eine Beerdigung denn ein Fest an, viele Besucher ärgerten sich über total ausreservierte Beizen, und wer vom Bahnhof ins Epizentrum des Festes gelangen wollte, musste sich zuerst durch die Schandmeile in der Badstrasse kämpfen. Doch unter dem Strich werden die schönen und positiven Bilder in Erinnerung bleiben.
Wir hoffen, es ist uns gelungen, mit dem BT den berühmten Badener Geist auf Papier zu bannen. Bestimmt werden nicht wenige der acht BT-Ausgaben als Zeitzeugen in privaten Archiven landen, um sie in ein paar Jahren wieder hervorzukramen und in alten Erinnerungen zu schwelgen. Für die Redaktion hier in Baden geht eine äusserst intensive Zeit zu Ende. Mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge blicken wir auf die letzten zehn Tage zurück.
An die Substanz gegangen
Lachend, nein vielmehr erleichtert, weil diese Tage doch enorm an die Substanz gegangen sind. Redaktor Pirmin Kramer hat es in seinem Samstagkommentar treffend beschrieben: «Nach jeder Festnacht gehen wir arbeiten, als hätte es keine Party gegeben, um am Abend wieder zu feiern, als gäbe es kein Morgen - zehnmal, 240 Stadtfest-Stunden lang.» Wehmut und etwas Trauer kommt hingegen auf, weil das Fest uns allen aber hier auf der Redaktion auch viel gegeben hat. Während dieser zehn Tage - nein genauer schon Wochen vor dem Fest - waren auf der Redaktionsstube eine Energie, eine Schaffenskraft und eine Leidenschaft zu spüren, wie sie in dieser Intensität sonst nicht oft vorkommen.
Zwar machten wir uns am Morgen jeweils müde - und ja, es sei hier zugegeben, manchmal auch ziemlich verkatert - an die Planung der nächsten Ausgabe. Doch die (Vor-)Freude und nicht zuletzt der Stolz, mit der Berichterstattung selbst Teil des Festes zu sein, liessen unsere Lebensgeister immer wieder neu erwachen und ungeahnte Energie freisetzen.
Zum Gefühl der Wehmut mischt sich auch die Angst. Die Angst vor dem grossen Loch. Die Party ist vorbei, spätestens in einer Woche wird nicht mehr viel an die kreativste und vielseitigste Party der Schweiz erinnern. Recherchen, Pressekonferenzen, Einwohnerratssitzungen und die bevorstehenden Abstimmungen werden den Redaktionsalltag wieder bestimmen. Die Landung in der Realität wird nicht nur für die festhungrigen Badener, sondern insbesondere auch für uns Redaktoren hart. Doch, liebe Leserinnen, liebe Leser, ich verspreche Ihnen an dieser Stelle: Wir werden alles daransetzen, die oben erwähnte Leidenschaft in die tägliche Berichterstattung hinüberzuretten. Und zuletzt bleibt uns ja der grosse Trost, dass bereits - oder eher erst? - in fünf Jahren die nächste Badenfahrt stattfindet. Ja richtig, die «nächste». Denn die letzten zehn Tage als Stadtfest zu deklarieren war falsch: Es lebe die Badenfahrt!