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Die Kantonshauptstadt will durch Fusionen bis auf 45'000 Einwohner anwachsen. Sie wäre dann mehr als doppelt so gross wie Baden.
45'000 Einwohner und ebenso viele Arbeitsplätze: Bereits in den nächsten Monaten soll der Zukunftsraum Aarau entstehen, die elftgrösste Stadt der Schweiz. Seit dieser Woche ist klar: Der Entscheidungsprozess wird deutlich schneller vorangetrieben als bisher vorgesehen.
Im Idealfall wird bereits im März 2021 feststehen, welche der fünf Gemeinden Aarau, Suhr, Densbüren, Unter- und Oberentfelden bei «Gross-Aarau» mit dabei sind, 2026 würde die Fusion vollzogen.
Aarau wäre dann die mit Abstand grösste Stadt im Kanton. Was würde dies für die Region Baden bedeuten? Und warum treibt Aarau den Fusionsprozess im Gegensatz zum Ostaargau mit derart viel Tempo voran?
Mit diesen Fragen befasst sich Marco Kaufmann. Er ist Präsident des Vereins Traktandum 1, der sich die Bildung einer Regionalstadt Baden durch Gemeindezusammenschlüsse zum Ziel gesetzt hat. «Der Prozess in Aarau dauert schon einige Jahre und verlief auch nicht immer nur reibungslos. Es gab in den vergangenen Jahren einige Hochs und Tiefs. Es ist aber schon erstaunlich, wie viel Tempo nun in Aarau drin ist. Ich habe das Gefühl, im Unterschied zu unserer Region ist in und um Aarau der politische Wille für eine Grossstadt momentan deutlich stärker. Leute aus den Behörden ziehen voll mit.»
Und welchen Einfluss hätte es für die Stadt Baden, wenn Aarau einwohnermässig die mit Abstand klare Nummer 1 wäre? «Auf politischer Ebene würde Aarau an Gewicht und Macht zulegen. Dies könnte sich beispielsweise bei Diskussionen um gute Bahnverbindungen bezahlbar machen», glaubt Kaufmann.
Ansonsten seien Baden und Aarau Zentren, die unabhängig voneinander funktionierten, «beides sind und bleiben attraktive Wohn- und Wirtschaftsstädte. Daran wird sich so schnell nichts ändern». Er glaube darum nicht, dass eine Grossstadt Aarau direkte negative Veränderungen für die Region Baden zur Folge hätte.
Womöglich werde aber das Ego des einen oder anderen angekratzt, wenn Baden nur noch halb so gross wie Aarau sein wird. «Das könnte im Idealfall auch ein Ansporn sein, die Bemühungen für Fusionen auch hier zu intensivieren.»
Aus Sicht jener Leute, die Zusammenschlüsse befürworten, habe es in den vergangenen Monaten auch im Ostaargau eine positive Entwicklung gegeben. Die Stadt Baden berief einen runden Tisch mit allen Gemeinden aus dem Bezirk ein «und nahm damit das Heft in die Hand», so Kaufmann. «Ein Zwischenziel konnte erreicht werden. Die Gemeinden reden miteinander und gehen aufeinander zu. Und dies mit dem klaren Ziel, Fusionen anzustreben und nicht bloss eine engere Zusammenarbeit.»
Die erste Gesprächsrunde vergangenen Herbst sei womöglich aber zu gross gewesen, sagt Kaufmann. «Es wäre eine Utopie zu glauben, dass Gemeinden, die weit von Baden entfernt liegen, mit ihr fusionieren möchten.» Dass dennoch Vertreter aus dem ganzen Bezirk eingeladen wurden, sei auch ein Zeichen des Respekts und darum positiv zu werten.
Interessant ist die Ansicht Kaufmanns zu den Gesprächen von Baden und Turgi, die derzeit aufgegleist werden. «Im Idealfall entsteht dadurch eine neue Dynamik, die sich auf die ganze Region ausweitet.» Es bestehe aber auch die Gefahr, dass es einen Rückschlag für die Zusammenschlussbemühungen in der ganzen Region Baden gebe, falls sich die Nachbarn für die Eigenständigkeit entscheiden. «Vielleicht wäre es besser gewesen, von Beginn an mehrere Gemeinden gleichzeitig in den Prozess einzubeziehen, so wie es in Aarau aktuell der Fall ist», sagt Marco Kaufmann.