SBB.
Aargauer Firma muss von Bahn auf Strasse umstellen - weil es die SBB so will

Die Hydrior AG in Wettingen verliert per Ende Jahr ihren Bahnanschluss. Jetzt muss das Unternehmen auf Strassentransport umstellen. Der Grund: Für SBB Cargo ist es der Transport des Firmenguts kein genügend lukratives Geschäft.

Dieter Minder
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Heinrich Weidmann vor der Abladestation beim SBB-Gleis. Hinter ihm der als Bunker ausgebaute Tankraum. Annika

Heinrich Weidmann vor der Abladestation beim SBB-Gleis. Hinter ihm der als Bunker ausgebaute Tankraum. Annika

«Mich stört vor allem, dass das Risiko auf die Strasse verlegt wird», sagt Heinrich Weidmann. In dritter Generation leitet er die Hydrior AG, ein Spezialunternehmen für chemische Produkte. Direkt beim Bahnhof Wettingen gelegen, bezieht das Unternehmen seine Rohstoffe per Bahn, insbesondere das Gefahrengut Chlorsulfonsäure. Jetzt muss Weidmann auf Strassentransport umstellen, weil die SBB Cargo den Bedienpunkt Wettingen per Ende Jahr aufhebt.

Heinrich Weidmann vor der Abladestation beim SBB-Gleis. Hinter ihm der als Bunker ausgebaute Tankraum. Annika

Heinrich Weidmann vor der Abladestation beim SBB-Gleis. Hinter ihm der als Bunker ausgebaute Tankraum. Annika

Weidmann versteht, dass es für die SBB Cargo finanziell gesehen kein lukrativer Auftrag ist. «Wir erhalten etwa 12 Eisenbahnwagen mit 15 bis 20 Tonnen Chlorsulfonsäure pro Jahr.» Bereits 2006 hatten die SBB die Zahl ihrer Bedienpunkte von rund 500 auf knapp über 300 reduziert. Die Kunden mussten trotz Gleisanschluss auf Strassentransport umstellen. Damals wurde der Hydrior noch eine massgeschneiderte Lösung angeboten, der Zisternenwagen wurde via Güterbahnhof Limmattal geliefert. Damit ist nun Schluss.

Unklar, ob bis zum Jahresende fertig

Den Rohstoff Chlorsulfonsäure bezieht Weidmann beim Chemieunternehmen CABB in Pratteln, der früheren Säurefabrik Schweizerhalle. Bisher hat die CABB die Flüssigkeit im Werk in Bahnwagen abgefüllt und von dort via Güterbahnhof Limmattal nach Wettingen spediert. Künftig werden die Bahnwagen bis zum Hochrheinterminal Rekingen fahren. Dort wird der Containertank auf einen Lastwagen umgeladen und nach Wettingen transportiert. Das verursacht Mehrkosten beim Transport, aber auch eine zusätzliche Investition bei der Hydrior. Weidmann muss eine neue Abladestation auf der Strassenseite des Betriebsareals erstellen. Ihm geht es dabei nicht in erster Linie um die Investition, sondern um den zeitlichen Aufwand: «Weil es sich um ein Gefahrengut handelt, ist ein aufwendiger Bewilligungsprozess nötig.» Mehrere Amtsstellen werden involviert sein. Weidmann hat deshalb grosse Zweifel, ob die neue Anlage bis zum Jahresende fertig sein wird.

«Die heutige Abladestation befindet sich direkt neben dem Industriegleis. Von dort führt die Leitung in einen mit Stahlbeton ummantelten Tank. «Wir mussten diesen Bunker aus Sicherheitsgründen bauen», sagt Weidmann. «Er ist so massiv, dass er dem Aufprall eines Eisenbahnwagens widerstehen würde.» Die künftige Abladestation muss mit einer Leitung mit dem bestehenden Sicherheitstank verbunden werden. Auf dessen Sicherheit kann und darf Weidmann nicht verzichten.