Heftige Regenfälle, Windböen und Hagelstürme sorgten im Aargau heute Nacht für Turbulenzen. In mehreren Gemeinden fiel der Strom aus. In der Region Zofingen wurden Häuser und die Stadtkirche abgedeckt.
Die Schäden sind ernorm, so viel ist bereits abschätzbar. Es war das schwerste Unwetter im Kanton seit vier Jahren, wie das Aargauische Versicherugnsamt mitteilt.
Am stärksten von den heftigen Unwettern betroffen war die Region Zofingen, wo das Gewitter kurz nach 1 Uhr losging. Heftige Regenfälle und starker Hagel zogen über die Stadt hinweg. «Auf meiner Terrasse lagen 10 cm Hagelkörner», sagt Erwin Roos gegenüber der az.
Dutzende Keller wurden überflutet, zahlreiche Bäume entwurzelt. Dazu wurden mehrere Häuser und auch die Stadtkirche teilweise abgedeckt. Der grösste Schaden ereignete sich in der Mühletalstrasse, wo ein Haus komplett abgedeckt wurde. Die Bewohner des Hauses mussten evakuiert werden.
Auf dem Zofinger Hausberg Heitern hinterliess das Unwetter eine Spur der Verwüstung. Ein angrenzendes Hirschgehege wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Tiere wurden aber nicht verletzt.
Stadtkirche provisorisch abgedeckt
Bei der Zofinger Feuerwehr gingen rund 100 Mal ein, wie Kommandant Peter Ruch sagt. Sie war mit gut 150 Personen im Einsatz und deckte in der Nacht auch die Stadtkirche provisorisch wieder ab. Verletzte registrierte die Polizei keine.
Die Feuerwehr in Zofingen ist nun damit beschäftig, die Strassen zu sichern und die umgefallenen Bäume und heruntergefallenen Äste wegzuräumen. Betroffen vom Unwetter sind auch die Bahnverbindungen. So war die Strecke Zofingen - Lenzburg wegen umgefallener Bäume gesperrt.
400 Schadensmeldungen
Auch in anderen Kantonsteilen kam es zu grösseren Unwetterschäden. Die ersten Meldungen gingen bei der Kantonspolizei kurz nach 1 Uhr ein. Die Notrufnummern 117 und 118 wurden regelrecht überrannt, die Kantonspolizei musste zusätzliches Personal aufbieten. Ingesamt 1700 Anrufe gingen ein, von diesen konnten 400 entgegengenommen und verarbeitet werden, wie die Polizei mitteilt. Die Meldungen bezogen sich mehrheitlich auf vollgelaufene Keller, abgedeckte oder beschädigte Hausdächer, eingeschlagene Fenster sowieso Strassen, die durch umgestürzte Bäume blockiert waren. Von Hagel und Sturmböen am meisten betroffen waren nebst Zofingen, die Regionen Kulm, unteres Seetal, Wohlen und Baden.
Durch das Unwetter ging in Hunzenschwil der Sirenenalarm los. Auch wurden rund 25 Alarmanlagen ausgelöst.
Eingeknickter Strommast
Ebenfalls kurz nach 1 Uhr gingen in den Gmeinden Büttikon, Sarmenstorf, Seengen, Uezwil, Villmergen, Bergdietikon und Widen die Lichter aus. Zwei Betonmasten einer Hochspannungsleitung der AEW wurden wegen des starken Gewitters beschädigt, einer davon stürzte sogar um. Das führte dazu, dass die Freitleitung zwischen Spreitenbach und Widen unterbrochen war und die beide Gemeinden Bergdietikon und Widen bis 20 Minuten nach 2 Uhr für gute eine Stunde ohne Strom waren.
«Das war mit Abstand das heftigste Unwetter seit 2000! Ich fuhr mit meinen Zug von Dietikon nach Bremgarten,Zeit 0:33 ab.Ab dem Mutschellen sah ich den Himmel nur noch leuchten.
Dann der Hagel ca 5min volle Kanne.Grösse mindestens 4-6cm!! Meine Kollegen bestätigten mir das auch.
In Bremgarten und Eggenwil wurden Bäume kahlrasiert,oder auch geknickt,Strassen zum Teil nicht mehr passierbar!!
Um 1:24 war der Spuk vorbei. Man,dass war heftig.»
Kurz nach 1 Uhr dunkel wurde es in Sarmenstorf, Büttikon, Seengen, Uezwil und Villmergen. Wegen des starken Gewitters waren auf der Hochspannungsleitung bei Büttikon Isolatoren gebrochen, die Leitung fiel darauf zu Boden. Die Gemeinde Sarmenstorf war ab 02:06 wieder versorgt. Um 02:33 Uhr konnten dank Netzumschaltungen die meisten Kunden wieder versorgt werden. Mit zwei Notstromgruppen wurden kurz nach 4 Uhr auch die letzten beiden Trafostationen in Büttikon versorgt. Die Reparaturarbeiten an den defekten Leitungen dauern an beiden Schadensorten noch an, wie die AEW mitteilt.
Auch in Schmidrued und Schlossrued fiel im Laufe der Nach der Strom aus. Bäume waren auf die Stromleitungen gefallen.
Gesperrte Strassen
In den Kantonen Aargau und Solothurn mussten verschiedene Strassen gesperrt werden, so auch ein Teil der Suhrentalstrasse im Raum Oberentfelden AG und mehrere Verbindungen im Raum Zofingen und im Oberaargau.
In der Nacht waren bis zu 40 Feuerwehren im Einsatz. Zurzeit sind es deren 30, die noch im Dienst stehen oder neu aufgeboten werden mussten. (rsn)