Untersiggenthal
Achtjähriger Musical-Star Kaylian Stangl: «Ich sang schon im Bauch»

Der Untersiggenthaler Kaylian Stangl spielt im Musical «Daddy Cool» die Hauptrolle. Zwei bis drei Mal pro Woche tritt er in Kriens (LU) live vor Publikum auf. Nervös ist er deswegen nicht. «Ich bleibe einfach cool», sagt Kaylian.

Stefanie Suter
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Kaylian auf der Bühne mit Schauspielkollegin Noé Kilchenmann (11)
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Kaylian Stangl aus Untersiggenthal nimmt es gelassen, wenn er im Musical Daddy Cool vor 380 Menschen live singt.
Der Untersiggenthaler spielt in Daddy Cool Sunny als Kind, Victor Hugo Barreta spielt den erwachsenen Sunny
Kaylian als obdachloses Kind im Kurzfilm Perspektive
Der Achtjährige mit Anuk Steffen (Heidi-Darstellerin) am Set von Jublaversum

Kaylian auf der Bühne mit Schauspielkollegin Noé Kilchenmann (11)

Zur Verfügung gestellt

Mit einem grossen Satz springt er vom orangefarbigen Sofa auf den weissen Plattenboden, landet auf seinen Knien, streckt die Hände in die Luft und ruft «It’s a holy music!»

Das ist Kaylian Stangls Lieblingsszene. Seine Rap-Einlage im Musical «Daddy Cool». Der Achtjährige spielt den jungen Sunny aus Brasilien. Er singt deshalb seit November zwei bis drei Mal pro Woche auf der Bühne in Kriens Songs von Boney M.

Mit seiner Hauptrolle in «Daddy Cool» tritt der Untersiggenthaler zum ersten Mal live vor Publikum auf. Für ihn aber kein Grund, nervös zu sein. «Es kommt schon gut, denke ich vor jedem Auftritt», sagt Kaylian.

«Ich bleibe einfach cool und stelle mir vor, dass ich ganz alleine bin», ergänzt er und fährt sich über seine kurzen, dunkelbraunen Locken. Mit der anderen Hand streichelt er die 12-jährige Katze Lucy, die es sich neben ihm auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich gemacht hat.

Seine Mutter ist da etwas weniger gelassen: «Ich bin furchtbar», sagt Natalie Stangl und lacht. «Wir kommen jedes Mal die Tränen.» Wenn Kaylian vorsingt, singt sie leise mit.

Sie ist selbst Sängerin und Schauspielerin und lebte lange in den USA, wo auch Kaylians Vater herkommt. Deshalb wird zu Hause neben Schweizerdeutsch vor allem Englisch gesprochen.

Am Anfang übte sie mit ihrem Sohn bis zu sechs Stunden pro Woche, damit Text und Ton sitzen. Das funktionierte gut neben der Schule. Denn für die Montessori-Tagesschule in Brugg muss Kaylian keine Hausaufgaben lösen.

Einmal pro Woche besucht er den Tanzunterricht für Freaky Dance, bald kommen Breakdance-Stunden dazu. «Ich bin schon streng mit ihm», sagt Natalie Stangl. «Als ich mich aber letztens dafür bei Kaylian entschuldigte, schaute er mich an und sagte nur: ‹But it’s for the good› – es ist zum Guten.»

Zwingen könne sie ihn ohnehin nicht. «Solange er Freude am Singen hat, fördere ich ihn aber gerne», sagt sie und blickt zu ihrem Sohn. Unterdessen hat sich die Katze Lucy auf seine Beine gesetzt.

Tanten sangen mit King of Pop

Das Gesangstalent wurde dem Achtjährigen in die Wiege gelegt – nicht nur von seiner Mutter. Kaylians Vater war bereits für den Musikpreis Grammy Award in Los Angeles nominiert. Die Tanten sangen schon mit Michael Jackson, Whitney Houston oder Aretha Franklin. Kaylian hat die Musik also im Blut.

Auf die Frage, wann er dann angefangen habe zu singen, antwortet er mit einem Lachen. «Schon im Bauch», sagt er und blickt zu seiner Mutter. Heute ist seine Stimme im ganzen Haus zu hören, wenn er zu Songs von Michael Jackson oder des deutschen Rappers Cro mitsingt.

Später mal Sänger oder Tänzer zu werden, wäre schön, sagt Kaylian und drückt Lucy einen Kuss auf den Kopf. Aber so richtig festlegen möchte er sich nicht. «Das ändert sich bei mir immer wieder.»

So habe er schon Taucher oder Müllmann werden wollen. «Es macht sicher Spass, hinten auf dem Wägeli mitfahren zu können», sagt Kaylian. «Aber der Abfall stinkt so.»

Zwei Träume für die nähere Zukunft hat Kaylian dennoch: Er möchte mit dem Musical «Lion King» auf der Bühne stehen und in einem grossen Film mitspielen. Er machte bereits in Werbungen und prämierten Kurzfilmen mit.

Oder rettete mit der Heidi-Darstellerin Anuk Steffen einen Planeten im Film Jublaversum, dem Jubiläumsfilm für die nationale Feier von Jungwacht Blauring. Er möchte aber noch in einer Actionkomödie mitspielen. «Einem Film wie ‹Pixels›», sagt Kaylian.

Kaum sind die Journalisten nach dem Gespräch aus dem Haus, schnappt sich Kaylian das Kickboard, setzt den Helm auf und ruft seiner Mutter «I love you» zu, bevor er aus dem Haus stürmt.