Bevölkerung
Agglo Baden-Brugg ist geschrumpft – Verstädterung um Zürich gewachsen

Welche Gemeinden wichtig genug sind, um zur Agglomeration Baden-Brugg zu zählen und welche anders orientiert sind, hat das Bundesamt für Statistik neu festgelegt.

Pirmin Kramer
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Diese 15 Gemeinden gehören gemäss neuer Einteilung des Bundes dazu.

Diese 15 Gemeinden gehören gemäss neuer Einteilung des Bundes dazu.

AZ

Was eine Stadt ist und welche umliegenden Gemeinden zu ihrer Agglomeration zählen, ist Definitionssache. Bisher galten gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern als Städte, als Agglomeration wurde ein zusammenhängendes Gebiet mit mehreren Gemeinden und total mindestens 20 000 Einwohnern bezeichnet. Eines der Probleme dabei: Durch Fusionen galten manche Gemeinden per Definition plötzlich als Städte, ohne aber ein dominantes Zentrum zu haben.

Ausserdem haben sich die Agglomerationen unter anderem wegen des Bevölkerungswachstums und der verbesserten Verkehrsinfrastruktur in den letzten Jahren stark verändert: Wegen der fortschreitenden Urbanisierung hat das Bundesamt für Statistik per Ende 2014 neu definiert, was eine Stadt ist und was eine Agglomeration.

Die neue Methode zur Definition des städtischen Raums basiert auf der Dichte, die sich aus der Summe von Einwohnern, Beschäftigten und Logiernächten ergibt. Für die Agglomeration Baden-Brugg hat dies Veränderungen zur Folge. Anne-Marie Mayerat vom Bundesamt für Statistik erklärt: «Gemäss alter Definition gehörten 22 Gemeinden zur Agglomeration Baden-Brugg.

Mit der neuen Definition und gemäss den Daten aus dem Jahr 2012 gehören nun 15 Gemeinden dieser Agglomeration an.» Statt wie bisher rund 120 000 beträgt die Einwohnerzahl der Agglo Baden-Brugg nun nur noch 105 000. Im Gegensatz dazu ist die Verstädterung beispielsweise in der Region Zürich stark vorangeschritten, dieser Agglomeration gehören 21 neue Gemeinden an, die Fläche wuchs um 20 Prozent.

Neun Gemeinden in der Region Baden-Brugg haben vor wenigen Wochen ihren Agglomerationsstatus verloren: Mellingen, Birr, Freienwil, Würenlingen, Lupfig, Mülligen, Birmenstorf, Niederrohrdorf und Birrhard.

Begründung: «Diese Gemeinden sind zwar stark mit Baden-Brugg, aber auch mit der Agglomeration Zürich verflochten und können statistisch nicht mehr eindeutig einer der beiden Agglomerationen zugeordnet werden», erklärt Anne-Marie Mayerat. «Sie werden jetzt als multiorientierte Gemeinden definiert.»

Neu zur Agglomeration der Kernstädte Baden und Brugg zählen Remigen und Neuenhof, das bisher dem Raum Zürich zugeordnet wurde. Ausserdem gelten als Agglomerationskerngemeinden Ennetbaden, Fislisbach, Gebenstorf, Obersiggenthal, Turgi, Untersiggenthal, Wettingen, Hausen und Windisch sowie die Gürtelgemeinden Oberrohrdorf und Riniken (siehe Grafik oben).

Gemäss der neuen Einteilung existieren in der Schweiz 49 Agglomerationen. Die grösste ist Zürich mit 1,28 Millionen Menschen, auf Platz 14 der Rangliste liegt die Agglomeration Baden-Brugg.

Die Neudefinition des BFS sorgt schweizweit für Schlagzeilen und Diskussionen – zum Beispiel in Veyrier GE, das trotz 11 000 Einwohnern nicht mehr als Stadt gilt, oder in Urdorf ZH (9611 Einwohner), das praktisch über Nacht zu einer Stadt geworden ist.