Baden
Al Pride verwandeln Schweden in Musik

Nico und Luk Schulthess erzählen, wie Reibungen in einem Haus am Meer zu ihrem neuen Album geführt haben.

Dana Liechti
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Der Charme des aussergewöhnlichen Atrium-Hotels Blume in Baden gefällt Nico (v.l.) und Luk Schulthess von der Band Al Pride.

Der Charme des aussergewöhnlichen Atrium-Hotels Blume in Baden gefällt Nico (v.l.) und Luk Schulthess von der Band Al Pride.

Alex Spichale

Treffpunkt Atrium-Hotel Blume in Baden. Hier wollen Nico und Luk Schulthess, Brüder und Mitglieder der Badener Band Al Pride sich zum Interview über ihr neustes Album treffen. Zwischen Pflanzen, gealterten, aber hübschen Möbeln und farbigen Tapeten sitzen die zwei jungen Männer.

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Alex Spichale

Entspannt lehnt sich der eine in den Stuhl, der andere nippt an seinem Getränk, während er es sich auf dem schmucken Sofa gemütlich macht. «Aber eigentlich sind die Termine mit Medien das, was wir am wenigsten mögen an unserem Band-Dasein», lachen die beiden. Nur, an diesem Tag scheint das gar nicht so.

Vielleicht auch, weil sie begeistert sind, wenn sie von ihrem neusten Werk erzählen. «‹Hallavara› ist das Beste, was wir bis jetzt gemacht haben», sagen beide. Es ist schon die dritte CD der Gruppe Al Pride, die sich neben Nico und Luk Schulthess aus den Bandmitgliedern Astrid Füllemann, Lukas Schlumpf und Nicolas Struchen zusammensetzt.

Die ersten beiden Alben seien nicht zu Ende gedacht gewesen, an mangelnder Auseinandersetzung mit sich selbst gescheitert. «Darum sehen wir sie eher als den Weg zum Ziel», sagen die Brüder. «Hallavara», das seien wirklich sie, es sei authentisch und sie seien damit als Band endlich angekommen.

Fünf Wochen Abgeschiedenheit

Vielleicht deshalb, weil sie sich vor dem Produzieren entschlossen hatten, der Musik einen festen Platz zu geben, mehr als ein Hobby daraus zu machen. Zwar müssen die fünf alle noch nebenbei arbeiten, doch: «Die Musik hat nun Vorrang und steht über den anderen Jobs.» Das zeigt auch die Geschichte hinter dem Album. Für die Produktion des neuen Werkes reisten die fünf Bandmitglieder zusammen mit ihrem Produzenten und weiteren Musikern nach Schweden, wo sie in einem Landhaus am Meer die Songs zu Ende schrieben und aufnahmen. «Wir wollten ausbrechen aus dem sterilen Studio-Produzieren.»

Entstanden ist ein Album mit zehn Songs, die mal sehr melancholisch klingen, mal mit einem Anflug von Soul zum Tanzen verlocken. Die Lieder lassen den Zuhörer träumen, und fast kommt das Gefühl auf, sie würden einen dorthin entführen, wo sie entstanden sind: zum kühlen Meer, umgeben von kantigen, rauen Felswänden und grünen Wiesen.

«Hallavara», das ist nicht nur der Name des neuen Albums, sondern auch der Name ebenjenes schwedischen Küstenortes. «Hallavara hat uns Raum gegeben», sagt Nico Schulthess. Die Musik und teilweise auch die Texte schreiben die Bandmitglieder alle zusammen, jeder hat Ideen, dann wird zusammengeführt, ohne dabei Kompromisse einzugehen. Die Texte seien mal sehr tiefgründig, ab und zu auch ganz banal. Wie der eine Song, der von einer Autofahrt handelt, lacht Luk Schulthess.

Ist es nicht schwierig, dass alle an den Texten mitschreiben? «Nein, es ist manchmal sogar hilfreich. Die erste Single des Albums, ‹Leaf›, besteht aus Fragmenten und Passagen von Luk, Astrid und mir», sagt Nico Schulthess. «Nicolas (Drums) hat dem Song zusammen mit Lukas (Bass) den Groove und so noch zusätzlich Seele verliehen.»

Trotzdem: Fünf Wochen lang auf engstem Raum, total abgeschieden noch dazu, da entsteht logischerweise auch mal Streit. Die beiden Brüder lachen, wenn sie über die teils heftigen Reibungen untereinander und zwischen den Bandmitgliedern sprechen. «Wir sind alle fünf sehr starke Persönlichkeiten und haben einen individuellen Musikgeschmack.» Das sorge für viel Meinungsverschiedenheiten. Aber gerade diese Reibungen seien nötig, um schliesslich ein wirklich gutes Album machen zu können.

«Keine geschliffene Pop-Musik»

Dass die entstandene CD auch beim Publikum gut ankommt, ist besonders Nico Schulthess wichtig. Als einer von drei Lead-Sängern ist es für ihn die Hauptsache, dass der Funke aufs Publikum überspringt. Das sei seiner Meinung nach mitunter das Schönste am Musikmachen. «Aber auch das Eins-Werden der Band auf der Bühne.»

Im Februar bewiesen Al Pride bei einem Pre-listening-Konzert in Bremgarten schon einmal eindrücklich, was aus den fünf Wochen Schweden entstanden ist. Es sind mal laute, wirbelnde Rhythmen und kräftige Stimmgewalten, mal träumerische Melodien, gemischt mit dem berauschenden Gesang der drei Sänger, der sich ineinander verfängt und ergänzt.

«Fall Pop» nennen Al Pride ihren Musikstil mit einem Augenzwinkern, weil er wie der Herbst sei: Etwas rauer, etwas kantiger als «die geschliffene Pop-Musik», sagen sie. Und das erklärt eben auch ein bisschen, wieso sie sich in Schweden so gefunden haben, und ein Album entstanden ist, das «so echt und ehrlich» ist. Denn damals, in Schweden, war es Herbst. Durch dieses Album verliert ebenjener aber auf einmal sein tristes Grau ein bisschen, und zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Album «Hallavara» Veröffentlichung: Freitag, 18. März Konzert «Royal» Baden: Sa., 23. April, 21 Uhr