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Dominik Kohler und Sandro Nohl haben mit «Str808 Squad» ihr erstes Album veröffentlicht. Mit dabei sind nebst Schweizern auch Rapper aus Amerika und Kanada. Für die Zukunft haben sie grosse Ziele.
Dominik Kohler und Sandro Nohl stehen vor der Ruine Stein. Für das Foto geben sie sich wie harte Jungs, wie richtige Rapper eben. Doch kaum ist die Kamera weg, grinsen sie auch schon und lassen Sprüche fallen. Beide tragen schwarze T-Shirts mit demselben Logo drauf. Die neue CD haben sie auch mit dabei. Wer darüber schreiben will, müsse schliesslich wissen, wie sie sich anhören.
Kohler und Nohl sind Teil des Produzenten-Kollektivs «Str808 Squad». Richtig, keine Band. Denn jeder einzelne Song findet in Kollaboration mit anderen Künstlern statt. «Wir stellen ihnen die Beats zur Verfügung», sagt Kohler. «Und sie machen den Rest.» Das Kollektiv ist eigentlich vierköpfig. Thimo Rauber und Raul Gaetani arbeiten aber eher im Hintergrund, organisieren, erledigen alles Administrative und Visuelle. Den Lead haben Kohler und Nohl. «Ohne Thimo und Raul würde es aber nicht gehen», sagt Kohler.
«Unsere Produktionen werden nur dann veröffentlicht, wenn alle Vier genau im gleichen Takt mitwippen und so ein stilles Ja ausgedrückt wird.»
Die Jungs sind zwischen 20 und 24 Jahre alt und stammen allesamt aus der Region Baden, Kohler wohnt sogar mitten in der Stadt. Die Verbindung zu Baden ist stark: «Wir haben alle unsere ersten wilden Geschichten hier erlebt», sagt Kohler und lacht. Ein prägender Ort also für die Vier. Und aus dieser Stadt heraus tragen sie ihre Musik nun in die ganze Welt.
Am vergangenen Freitag ist ihr erstes Album «Flight Number 808» auf allen digitalen Streaming-Plattformen sowie als CD-Druck erschienen. Auf der Tracklist befinden sich 12 Songs mit italienischer, französischer, schweizerdeutscher und englischer Sprache. Primär stammen die Lieder von Schweizer Rappern, aber auch von Künstlern aus der USA, Kanada oder Südafrika. Damit vereint «Str808 Squad» die Schweizer Hip-Hop Szene auf einem Album, setzt gleichzeitig aber auch erste internationale Zeichen. Kohler sagt:
«Unser Ziel ist es, die internationale Zusammenarbeit von Schweizer und ausländischen Künstlern zu ermöglichen.»
Die enge Verbindung mit dem Genre Hip-Hop habe bei den Vier schon früh angefangen. Bei allen sei es witzigerweise die Gruppe «Breitbild» gewesen, die den ersten Bezug geschaffen habe. «Hip-Hop macht Spass», sagt Kohler. «Aber ich muss zugeben, meine Seele ist Techno.» Damit habe er auch angefangen. Nohl stiess später dazu, kaufte sich dasselbe Programm, fing an, eigene Beats zu kreieren. «Irgendwann haben wir dann gedacht, wenn wir uns schon immer unsere eigenen Kreationen vorspielen und uns Tipps geben, könnten wir auch gleich zusammen daran arbeiten», sagt Nohl.
Ihre gemeinsamen Beats haben die zwei Jungs schon an diverse Künstler innerhalb der Schweiz vergeben. Aber auch international konnten sie ihre Werke schon verkaufen. Dass die Songs eben noch nicht fertig sind, erlaube es ihnen, viele verschiedene Artisten anzusprechen. Auf diesem Erfolg basiere denn auch die Idee für ein eigenes Album. Angefangen habe das Projekt mit dem Gedanken, dass es «scho geil» wäre, wie Nohl sagt. «Wir sind Macher, keine Träumer», fügt Kohler an. «Wenn wir uns was vornehmen, packen wir das auch an.» So wurde «Str808 Squad» geboren.
Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Artisten habe sich dann dank Social Media ergeben. «Wir haben sie einfach mal angeschrieben und das Beste gehofft», sagt Kohler. Die Rückmeldungen waren gut. Mehr als das. Immer mehr Kollaborationen kamen zustande. «Wir haben viele von ihnen im Studio getroffen ihnen unsere Beats vorgespielt», sagt Nohl. «Und die Künstler haben dann ihre Texte dazu geschrieben und den Gesang aufgenommen.»
Doch so ein Album raus zu bringen kostet Geld, knapp 7000 Franken budgetierten die Jungs für die Songs, die CDs, Mixing, Mastering, Werbung. Unterstützung fanden sie vom Aargauer Kulturdünger. Für Kohler und Nohl ein Zeichen, dass das, was sie machen, tatsächlich auch ankomme. «Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang schon Zweifel, ob wir unser Ziel nicht zu hoch gesteckt haben», sagt Nohl. «Aber als wir dann vom Radiosender London Radio gespielt wurden oder Red Bull Switzerland uns in ihre Playlist nahm, war ich dafür mega geflasht.» Auch Kohler findet in seiner eigenen schweizerdeutschen Sprache keine Worte für ihren Erfolg und bedient sich stattdessen des Englischen Hip-Hop-Slangs: Er bezeichnet ihn als «voll crazy».
Doch jetzt, wie geht es weiter? Die Album-Release-Party ist vorerst abgesagt. Corona natürlich. «Die holen wir aber nach», verspricht Nohl. «Im Moment sind wir einfach unglaublich dankbar und geniessen den Release.» Und später? «Wir wollen fleissig Beats produzieren und neue Beziehungen aufbauen», sagt Kohler. «Den Fokus wollen wir noch stärker aufs Ausland legen. Wer weiss, vielleicht fliegen wir dann auch Mal rüber in die USA und können ein Konzert mit unseren Beats besuchen.»