Jubiläum
Als der «Vilan» in Baden eröffnet wurde – und wie er zum Manor wurde

Nach dem legendären Kaufhaus Schlossberg bekamen die Badener 1968 ein hochmodernes Warenhaus.

Andreas Fahrländer
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Ein riesiges Schaufenster zur Stadt: der Manor heute, wie er sich seit dem Umbau 2005 präsentiert.

Ein riesiges Schaufenster zur Stadt: der Manor heute, wie er sich seit dem Umbau 2005 präsentiert.

Andreas Fahrländer

Viele Badenerinnen und Badener sagen bis heute liebevoll «Vilan», wenn sie von «ihrem» Warenhaus sprechen. Das Kaufhaus am Schlossbergplatz hiess seit seiner Eröffnung im Jahr 1968 so. Erst 1994 wechselte es zum Markennamen «Manor». Jetzt feiert das Haus drei Tage lang Jubiläum.

Das Warenhaus am Schlossbergplatz 7 hat eine lange Vorgeschichte. An dem damals noch offenen Platz vor dem Bruggertor wurde 1843 das «Schlossbergkasino» gebaut. Von 1870 bis 1910 lag im ehemaligen Ballsaal des Hauses, das der Familie Guggenheim und später den Gebrüdern Lang gehörte, das Betlokal der Israelitischen Kultusgemeinde.

Im Erdgeschoss bot das Kaufhaus seine Waren feil. 1911 wurde es von den Badener Architekten Dorer & Füchslin umgebaut und mit neuen, grossen Schaufenstern versehen. Im Kaufhaus am Schlossberg gab es alles, was das Herz begehrte: Von Unterwäsche über Porzellan und Spirituosen bis zu edlen Zigarren. 1925 ging das Kaufhaus an die Familie Ascher, 1961 übernahm die Kaufhaus Vilan AG das Haus. Als in Baden der Schlossbergtunnel für den Autoverkehr ausgebaut und die Eisenbahn weiter in den Untergrund verlegt wurde, musste das alte Kaufhaus 1965 weichen. Nicht, weil es keinen Platz mehr gehabt hätte, wohl aber, weil es nicht modern genug war in diesen Zeiten des Badener Aufbruchs.

Einst Kasino und Synagoge: Das Kaufhaus Schlossberg um 1910.

Einst Kasino und Synagoge: Das Kaufhaus Schlossberg um 1910.

Historisches Museum Baden, Fotohaus Zipser, Q.12.1.125

Waschbeton und Zoohandlung

1968 dann wurde der neue «Vilan» feierlich eröffnet. Die auskragende, damals hochmoderne Waschbetonfassade kam weitgehend ohne Fenster aus. Ein grauer Block stand fortan am Schlossbergplatz – nur das Restaurant im Dachgeschoss mit seinen Markisen und den begrünten Pflanztrögen verlieh dem markanten Haus eine gewisse Nostalgie.

Zwischen der Felswand des Schlossbergs und dem neuen Warenhaus wurde die Tunnelgarage durch den Berg getrieben, die stets auch als «Vilan-Parkhaus» diente. Im Erdgeschoss hatte der Vilan früher einen Blumenladen, im ersten Untergeschoss gab es Lebensmittel und Delikatessen – im zweiten Untergeschoss war früher die Zoohandlung, mit lebenden Tieren und einer ganzen Wand mit Aquarien voller Fische. Später kamen hier unten die Sportabteilung und – für die Badener Jugend damals unumgänglich – eine grosse CD-Abteilung dazu.

«Mit der Stadt verbunden»

Ende der 80er-Jahre entschied sich die Unternehmensleitung, das Haus grundlegend neu zu gestalten. Erste Ideen sahen einen Ausbau über den «Blinddarm» hinweg vor. Doch es kam anders: Die Betonstruktur wurde erhalten, aber die Waschbetonfassade durch Glas ersetzt. Seit 2005 setzt der Manor einen eleganten städtebaulichen Akzent, die Fassade wirkt wie ein riesiges Schaufenster. Die Lebensmittelabteilung wanderte einen Stock tiefer, das Restaurant wurde um eine Etage und eine Dachterrasse ergänzt, von der man einen der besten Ausblicke der Stadt hat.

Seit Januar 2017 ist Roger Amann Direktor im Manor Baden. Zuvor war er Direktor der Manor-Warenhäuser in Winterthur und in St. Gallen. Der Standort Baden zählt mit einer Verkaufsfläche von 7000 Quadratmetern zu den grösseren in der Schweiz. «Speziell an unserem Haus in Baden ist, dass wir das komplette Sortiment von Manor anbieten», sagt Roger Amann. In Baden gibt es alles vom Non-Food-Angebot über das Manora-Restaurant und die Food-Abteilung bis zum Appunto-Take-Away.

«Wir sind bestrebt, unseren Kunden ein tolles Einkaufserlebnis und einen sehr guten Kundenservice zu bieten», sagt Amann. Die Lage am Schlossbergplatz sei nahezu perfekt. Hier pulsiere das Leben. Das sehe man besonders an den Samstagen. Und: «Es ist toll, seit 50 Jahren mit der Stadt verbunden zu sein. Das ist nur dank der Treue unserer Kunden möglich.» Bis zum Samstag feiert Manor das Jubiläum mit zahlreichen Aktivitäten: So finden beispielsweise heute in der Sportabteilung Yogastunden statt, am Freitag gibt es ein Kinderprogramm und an allen drei Tagen locken Marktstände auf den Schlossbergplatz.

Historische Bilder aus Baden:

Baden historische Bilder
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So sah es am Schulhausplatz im Juli 1814 aus. Der Abbruch des «Mellingerturms», des Oberen Tors am Cordulaplatz (damals hiess er noch Paradiesplatz), wurde 1874 wie ein Fest gefeiert. Der Durchbruch sollte Luft und Licht in die Altstadtgassen bringen.
So sah es vor der Bahnverlegung aus: Durch den engen Schlossbergtunnel fuhr seit 1847 die Spanischbrötlibahn nach Zürich. Die Häuser vor dem Cordulaplatz wurden beim Bau des Strassentunnels abgerissen.
Als die Dampflok noch über den Platz fuhr und die Schiebebarrieren von Hand geschlossen wurden: Eine Postkarte von Baden um 1900. Der Gasthof zum Glas (rechts neben der Bahn) brannte 1960 ab, die Reben am Schlossberg wurden zu Bauland. Der Obeliskenbrunnen steht jetzt wieder an seinem Platz.
Der Kurpark in Baden war auch schon 1890 ein lauschiges Plätzchen, das zum Verweilen einlädt.
Baden, die Holzbrücke und der Bergsturzkopf um 1906.
Baden von Süden im Jahr 1913. Im Vordergrund der rauchende Schlot der Firma Merker.
Diese Postkarte zeigt das ehemalige Landvogtei-Schloss um ca. 1915.
Baden mit Lägern 1913: Als der Lägernhang noch völlig unbebaut war.
Das Brauerei-Gasthaus Falken gab der Barriere ihren Namen. Das Hotel musste schon 1957 weichen. Die 1850 erbaute Brauerei wurde erst 2004 durch den Neubau ersetzt, in dem sich heute das Bezirksgericht befindet.
Ein letztes Mal fällt die Falkenbarriere: Die Bahn brachte Wohlstand und Arbeitsplätze nach Baden. Aber auch viele Stunden mühsamen Wartens. Die Erleichterung war deshalb gross, als von 1957 bis 1965 der «neue» Schulhausplatz gebaut wurde.
Verstopfte Weite Gasse im Jahr 1960 mit Velo- und Buskolonnen. Das abgebrannte Restaurant Glas erlaubt die Datierung. Am oberen Bildrand das Schulhaus, das dem Platz seinen Namen gab.
Der Tunnelbogen des alten Bahntunnels steht noch, der Strassentunnel durch den Schlossberg ist schon betoniert. Der Ennetbadener Fotograf Werner Nefflen kam 1962 gerade noch rechtzeitig, um diesen denkwürdigen Augenblick festzuhalten. Rechts montiert ein Arbeiter die Sprengladung.
Als es in der Altstadt noch Handwerker gab: Der Sattler Mühlebach hatte seine Werkstatt in der Weiten Gasse und arbeitete gerne draussen. Hier zusammen mit den Pferden der Brauerei Müller am Schulhausplatz.
Der Bahnwärter hat ausgedient: Im September 1961 wurde die «Bahnverlegung» vollzogen, zumindest von der Eisenbahn war der Schulhausplatz befreit. Sie fuhr ab dann durch den grossen Bahntunnel.
Baden um 1919: im Vordergrund die mittelalterliche Brückenstadt, das moderne Baden liegt links.
Verkehr anno 1961: Im Hintergrund sieht man die alte Cordulapost mit dem Bild des abgebrochenen Mellingerturms. Rechts daneben der legendäre Lebensmittelladen Moneta. Die beiden Häuser wurden 1984 durch die neue «Porta Moneta» ersetzt.
Blick auf das Bahnhofquartier 1919. Der Badener Bahnhof zählt zu den ältesten des Landes. Er wurde 1847 als Endstation der Spanisch-Brötli-Bahn eröffnet.
Blick von oben auf die Hochbrücke und das Kleinkraftwerk Aue zwischen 1918 bis 1937.
Eine Postkarte von 1923, die den Kursaal Baden zeigt.
Eine weitere Postkarte vom Kurpark Baden aus dem Jahr 1926.
Blick in die Halle II des BBC-Gebäudes im Jahr 1926.
Blick auf die Ruine Stein um ca. 1930.
Im Jahr 1930 war der Löwenbrunnen bereits 108 Jahre alt.
Eine Postkarte des Kursaales datiert auf das Jahr 1936.
So sah die Badener Altstadt 1942 aus.
Limmat abwärts von der neuen Hochbrücke im Jahr 1942.
Limmat aufwärts von der neuen Hochbrücke im Jahr 1942.
Die Badener Altstadt 1945. Der Strassenverkehr wurde erst später aus der Altstadt verbannt. In der Badstrasse (links im Bild) entstand 1972 im Zuge des Bahnhofumbaus die erste Fussgängerzone der Schweiz.
Die Badener Altstadt im Jahr 1945, links im Bild die Hochbrücke, die 1926 eröffnet wurde.
Blick auf die Schiefe Brücke 1949, die Baden mit Ennetbaden verbindet. Sie wurde 1874 eröffnet und ist seit 2006 für den motorisierten Individualverkehr gesperrt.
Das 1963/64 erbaute Thermalbad im Jahr 1969.
Hier wurde fast 40 Jahre lang fröhlich geplanscht – gegen Ende des 20. Jahrhunderts gerieten die Bäder in eine Krise.
Baden 1970 von oben aus süd-östlichem Blickwinkel. Im Bild: das Stadtzentrum, der Elektrotechnikkonzern Brown Boveri & Cie. (BBC, später ABB), die Hochbrücke und das Terrassenschwimmbad.
Baden 1980 von Südwesten. Im Bild: das Stadtzentrum, der Schulhausplatz, die Ruine Stein und der Schlossbergtunnel.
Baden 1980 von Osten. Im Bild: Die Altstadt, die Hochbrücke, die Limmat, rechts im Bild der Elektrotechnikkonzern BBC.
Baden 1987 von Westen. Im Bild: die Stadtkirche, das Stadtzentrum und die Kreuzung Schulhausplatz.
Ein Blick in die Mittlere Gasse im Jahr 1988.

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