Einst gehörte es zu den grössten Hotels des Bäderquartiers: das 1876 eröffnete Grand Hotel. Dessen Direktor Rudolf Bruno Saft sorgte dafür, dass das Luxushotel als erstes in Baden über Strom verfügte. Ein Blick ins Stadtarchiv.
Dort, wo heute ein grosses Loch klafft, stand früher das Grand Hotel – das einstige Luxushotel des Bäderquartiers. Wo Nobelpreisträger Marie und Pierre Curie oder Schriftsteller Gottfried Keller logierten und das 1944 mit einem lauten Knall zu Fall gebracht wurde. Bald nimmt das Botta-Bad den Platz des legendären Hotels ein.
Doch von Anfang an: Am 1. Mai 1876 wurde das Grand Hotel in Baden eröffnet. Bereits neun Jahre später musste die Aktiengesellschaft Konkurs anmelden. Der damalige Direktor Rudolf Bruno Saft kaufte das Hotel für knapp eine Million Franken.
«Ein Schnäppchen», sagt Stadtführerin Ursula Dietrich. «Denn gebaut wurde das Gebäude für drei Millionen.» Bis 1900 führte der aus Sachsen stammende Saft das Luxushotel. Der umtriebige Hoteldirektor besass zudem die Restaurants Baldegg und Belvédère.
Er war es auch, der 1887 als erster die Idee einer Drahtseilbahn in der Stadt lancierte. Die Konzession für die 200 Meter lange Seilbahn, die das Gstühl mit dem Belvédère hätte verbinden sollen, besass er. Aus unbekannten Gründen setzte er das Projekt nie um. Auch seine Idee eines hoteleigenen Kraftwerkes versandete.
Dennoch sorgte Saft im Bäderquartier für zahlreiche Premieren. Dank eines Deals zwischen Saft und dem Fabrikanten Carl Oederlin ennet der Limmat erhielt das Grand Hotel 1882 elektrisches Licht – als erstes Hotel in der Stadt und als zweites in der gesamten Schweiz. «Das war damals revolutionär», sagt Dietrich.
Nach Feierabend ab 18.15 Uhr bis ungefähr 23 Uhr stellte Oederlin die Wasserräder seines Kraftwerkes dem Grand Hotel zur Verfügung. Neben Strom besass das eindrucksvolle Hotel auch als erstes einen Telegrafen für die Gäste und elektrische Lichtbäder, patentiert durch John Harvey Kellogg.
Die Patienten sassen in den mit Spiegeln und zahlreichen Glühlampen ausgestatteten Gehäusen und schwitzten. Dieses Lichtbad diente als Ersatz des Sonnenlichts.
Um 1900 erlebte das Bädergebiet einen Boom und auch das Grand Hotel konnte bis 1913 die Anzahl Logiernächte auf 16 620 steigern.
Doch nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 begann der tiefe Fall des einst so eindrucksvollen Hotels. Saft, der das Grand Hotel bis 1900 führte und 1915 verstarb, erlebte den Abstieg des Hotels kaum mehr mit.
Die in erster Linie französischen Gäste blieben fortan fern, das Geld fehlte immer mehr, um das Hotel auf dem neusten Stand zu Halten und der Konkurs konnte nicht mehr abgewendet werden. 1939 schloss das Hotel seine Tore, am 18. August 1944 sprengten es die Soldaten eines Grenadier-Kurses in die Luft.
Hotel hat Spuren hinterlassen
Zwar ist vom Gebäude nichts mehr übrig, dennoch sind die Spuren des Grand Hotels noch immer zu sehen. So verbindet die vom Hotel gebaute Parkstrasse noch heute das Bäderquartier mit dem Bahnhof.
Die Drachen-Skulptur des Badener Bildhauers Robert Dorer, die von der Firma Oederlin gegossen wurde und nachher im Hotelpark einen Platz fand, steht heute auf dem Oederlin-Areal stehen. Erhalten geblieben sind auch die Stühle des Speisesaals, die das Atrium Hotel Blume in den 40er-Jahren ersteigerte.
Und die Twerenbold Reisen Gruppe, die zu den bedeutendsten Reiseunternehmen der Schweiz zählt, hat seine Wurzeln im Grand Hotel: Gründer Jakob Twerenbold war dort Kutscher, bevor er sich 1895 mit einer eigenen Kutsche und sechs Pferden selbstständig machte.