Baden
Als Frisuren für Skandale sorgten und der kurze Rock zur Kündigung führte

«Aufbruch! Love, Peace und Frauenstimmrecht»: Vor wenigen Jahrzehnten konnte schon das Aussehen einer Frau Empörung auslösen und selbst in Hippie-Kommunen fiel das Putzen und Waschen den Frauen zu. Alte Filmbeiträge zeugen von dieser Zeit.

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Diskussion mit Ewa Jonsson Frey, Erika Hebeisen und Claudio Miozzari (v.l.).

Diskussion mit Ewa Jonsson Frey, Erika Hebeisen und Claudio Miozzari (v.l.).

Daniel Vizentini (dvi)

Die bunten, wilden 68er: Studenten demonstrierten damals für den Weltfrieden oder sexuelle Befreiung. In der Schweiz ging es derweil auch um kulturelle Freiräume und – immer noch – um das Frauenstimmrecht. Im Rahmen der Ausstellung «Aufbruch! Love, Peace und Frauenstimmrecht» zeigte der Verein «Memoriav» im Historischen Museum Baden Filmmaterial aus der Reihe «Erlebte Schweiz».

Zu sehen war etwa ein Tagesschau-Beitrag vom Hippie-Treffen «Love-in» in Zürich. Mit dem Beatles-Song «All You Need Is Love» untermalt, wurden Bilder gezeigt von friedlich tanzenden Jugendlichen. «Alles ziemlich harmlos»: So erlebte es Zeitzeugin Ewa Jonsson Frey, die mit Historikerin Erika Hebeisen und Historiker Claudio Miozzari die Filmbeiträge kommentierte.

So harmlos es gewesen sein mag: In der damaligen Wahrnehmung der Gesellschaft sei das Hippie-Treffen gar nicht goutiert worden, sagte Erika Hebeisen. Zwar sei die Berichterstattung im Fernsehen ausgewogen gewesen, so etwa bei den Beiträgen zum Globus-Krawall 1968, bei denen die mit der Situation überforderte Polizei auch so gezeigt wurde. Ein einseitiges Bild aber gab die Reportage über eine Kommune. Das musste eine wohlhabende WG gewesen sein, sagte Zeitzeugin Ewa Jonsson Frey, ganz anders als die Kommune, in der sie lebte. Als einzige Frau habe sie dort – obwohl in einem scheinbar progressiven Umfeld – vor allem gewaschen und geputzt.

Filmausschnitte von 1958 zeigten danach, wie erwerbstätige Frauen den grössten Teil der Hausarbeit leisten – so wie heute noch. Im Gegensatz dazu folgte eine Reportage aus den 60ern über das makellose Aussehen der Stewardessen. «Schmuck, Kleider, Frisur, Schminke: Fast alles wurde damals als Provokation empfunden», sagte Ewa Jonsson Frey. «Mir wurde gekündigt, weil mein Rock zu kurz war.» Etwas Ermunterung brachten zum Schluss Aufnahmen der ersten Glarner Landsgemeinde mit Frauenbeteiligung. Die Ausstellung geht noch bis Mitte März mit weiteren Spezialanlässen. (dvi)

Ausstellung «Aufbruch! Love, Peace und Frauenstimmrecht», noch bis zum 17. März im Historischen Museum Baden