Baden
Als vor 30 Jahren der «Falken» zum Adventsschloss wurde

Gewerbler zauberten 1986 riesigen Kalender mit 24 Türchen an den Schulhausplatz

Stefanie Garcia Lainez
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Jeden Tag versammelten sich Kinder und Eltern vor dem «Falken», um zu sehen, wie das Türchen geöffnet wurde (links). Auch die lokale Presse berichtete regelmässig über das Adventsschloss.

Jeden Tag versammelten sich Kinder und Eltern vor dem «Falken», um zu sehen, wie das Türchen geöffnet wurde (links). Auch die lokale Presse berichtete regelmässig über das Adventsschloss.

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30 Jahre ist es her, als in der Stadt ein ganz besonderer Adventskalender seine Türchen öffnete: Die Badener Gewerbler verwandelten die Fassade des leerstehende Brauerei Falken in ein riesiges Märchenschloss mit 24 Türchen. Die Idee dazu hatte Sepp Schmid. «Es war ein unglaublicher Advent», erinnert sich der damalige Leiter Kommunikation der City-Vereinigung, die Vorgängerin des Gewerbevereins City Com.

Einen Monat dauerte es, um den märchenhaften Adventskalender auf den «piazza insalata» zu zaubern. Badener Maler, Dekorateure des Vilan (dem heutigen Manor) und Stifte des Malers Zünd gestalteten die unzähligen Novopan-Platten an. Anschliessend sägte Sepp Schmid die 24 Türchen aus – jeweils nach Ladenschluss bis tief in die Nacht hinein. In der letzten Novemberwoche montierten zahlreiche freiwillige Helfer den riesigen Adventskalender auf ein Gerüst vor dem Falken-Gebäude.

Dann war es endlich soweit: «Obwohl erst heute der 1. Dezember ist, wurde – wie das in Märchen durchaus statthaft ist – bereits gestern das erste Adventstürchen geöffnet», schrieb das Badener Tagblatt 1986 über die Eröffnungszeremonie. Um 17 Uhr versammelten sich rund 100 Kinder und Eltern am Schulhausplatz. Sepp Schmids Sohn Reto spielte zuerst drei, vier Weihnachtslieder auf seiner Trompete. Anschliessend öffnete Schmids damalige Lehrtochter als Engel verkleidet ein Türchen.

«Das gelbe Türli mit der Nummer 1 drauf wackelte leicht, und dann gings auf», berichtete das Badener Tagblatt. Und weiter: «Drinnen erschien zunächst ein reizendes Engeli, das wie verrückt brüllte: ‹I bi gärn nach Bade cho›, damit auch alle Leute es trotz des grossen Verkehrslärms verstehen konnten.» Das Engeli verteilte den Kindern Bälle, Teddybärchen, Zeltli oder Guetzli. Dies wiederholte sich fortan jeden Tag bis zum Heiligabend. Hinter jedem geöffneten Türchen wurde jeweils ein Bild befestigt. Am 1. Dezember war es eine Loki, an anderen Tagen ein Schaukelpferd oder ein Ball. Die kleinen Gemälde stammten von der Nussbaumer Künstlerin Anneliese Dorer.

Mit dem riesigen Adventskalender wollte die City-Vereinigung «Badens Visitenkarte aufpolieren», wie im Badener Tagblatt zu lesen war. Cars aus Zürich seien extra angereist, um über den Schulhausplatz zu fahren und das Adventsschloss zu bestaunen, erinnert sich Schmid. Manchmal sei es auch zu Staus gekommen, da die Autofahrer mehr Augen für den Adventskalender hatten als für die Strasse. Für Sepp Schmid war aber ein anderer Gedanke mindestens so wichtig wie das Image der Stadt: «Die leuchtenden Kinderaugen jeden Tag zu sehen, hat mich sehr berührt.» Und er ergänzt: «Was gibt es schöneres, als Kindern eine Freude zu machen.»