Geburtstag
Älteste Wettingerin wird heute 105 Jahre alt – und muss hinter Plexiglas feiern

Klara Hunn feiert einen selten hohen Geburtstag. Es ist aber erst der zweite, den sie im Pflegeheim «Sonnenblick» feiert. Das Coronavirus sieht sie als «Mistkäfer».

Claudia Laube
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Klara Hunn lebte 103-jährig noch in ihrer eigenen Wohnung.

Klara Hunn lebte 103-jährig noch in ihrer eigenen Wohnung.

CH Media

Ob Corona oder nicht – 105 Jahre alt zu werden ist so oder so speziell. Am Donnerstag begeht die älteste Wettingerin Klara Hunn genau diesen Geburtstag. Bis ins hohe Alter von 103 Jahren hatte sie gar noch alleine in einer Wohnung in Baden gelebt, im Frühling 2019 musste sie jedoch ins Pflegeheim im Haus Sonnenblick in Wettingen umziehen.

Das sei für alle eine schwierige Situation gewesen, sagt ihre 73-jährige Tochter Erika Kyburger: «Sie ist zu Hause gestürzt und es war mir einfach nicht mehr möglich, sie zu unterstützen. Ich lebe in Immensee.» Inzwischen sei ihre Mutter aber wieder bei zufriedenstellender Gesundheit: «Sie hört zwar nicht mehr so gut und ist natürlich auch nicht mehr so frisch auf den Beinen, aber wir können uns nicht beklagen.»

«Mistkäfer» namens Corona sorgt für Distanz

Normalerweise wäre der Geburtstag im kleinen Kreis der Familie mit einem Mittagessen begangen worden, ganz nach dem Gusto ihrer Mutter. Das ist nun nicht möglich, deshalb: «Ich werde sie am Donnerstagnachmittag einfach in der dortigen Besuchsbox treffen», sagt Kyburger. Ansonsten sei ihre Mutter sowieso noch nie jemand gewesen, der gross Geburtstage feiere: «Auch wenn sie das Zusammensein mit der Familie natürlich geniesst.»

Klara Hunn habe die Gründe für die Massnahmen der letzten Wochen rund um diesen «Mistkäfer», wie sie das Coronavirus nenne, verstanden: «Sie möchte ganz sicher nicht daran erkranken. Trotzdem vermissten wir es sehr, einmal pro Woche draussen zu sitzen und einfach ein bisschen zu reden», sagt Kyburger. Sie hätten wochenlang nur telefonischen Kontakt gehabt – was nicht ganz einfach war, weil Hunn nicht mehr so gut hört – und einander nur selten kurz aus der Distanz begrüsst; ihre Mutter stand dabei auf dem Balkon, Erika Kyburger auf der Wiese.

Klara Hunn ist 1915 geboren, wuchs in Bremgarten auf und lebte seit 1965 in Baden. Dorthin zog sie nach ihrer Scheidung von ihrem damaligen Ehemann, mit dem sie zwei Kinder, Erika Kyburger und Rudolf Hunn, in Stetten und Fislisbach grossgezogen hat. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie in der früheren BBC und lebte danach noch 40 Jahre in ihrer eigenen Wohnung.

Sie habe bis ins Jahr 2005 immer Pudel besessen, sie sei verrückt nach diesen Hunden gewesen. «Nach dem Tod ihres letzten Pudels hatte sie sich aus Altersgründen aber schweren Herzens entschieden, keinen neuen mehr anzuschaffen», erzählt Kyburger. Damals habe ja noch niemand geahnt, dass ihre Mutter so lange leben würde: «Aber sie lebt einfach so gerne», ergänzt sie schmunzelnd. Noch immer kann Klara Hunn die Zeitung lesen und sie liebt es, gedanklich in ihre Jugendzeit abzuschweifen. Sie ist gerne für sich, auch im Heim: «Meine Mutter war schon immer eine Eigenbrötlerin», sagt Kyburger, «das ist es wohl, was sie so robust macht.»