Baden
Am Eröffnungsabend des Bluesfestivals dreht sich alles um einen der grössten Bluesmusiker der Welt

Intensiver Auftakt zum Bluesfestival mit dem Einmann-Stück «Ich, Robert Johnson» von Schauspieler Mathias Reiter und einem Konzert der Copenhagen Slim Band.

Ursula Burgherr
Drucken
Schauspieler Mathias Reiter und die Copenhagen Slim Band eröffnen das Blues Festival Baden 2018
10 Bilder
Die Copenhagen Slim Band bei ihrem Tribute-Konzert für Robert Johnson zum Auftakt des Blues Festivals Baden.
Die Copenhagen Slim Band bei ihrem Tribute-Konzert für Robert Johnson zum Auftakt des Blues Festivals Baden.
Nisse Thorbjorn von der Copenhagen Slim Band zeigt viel Gefühl bei seinem Auftritt im werkk zum Auftakt des Bluesfestivals Baden.
Schauspieler Mathias Reiter eröffnet das Blues Festival Baden mit seinem preisgekrönten Einmann-Theaterstück 'Ich Robert Johnson'.
Schauspieler Mathias Reiter eröffnet das Blues Festival Baden mit seinem preisgekrönten Einmann-Theaterstück 'Ich Robert Johnson'.
Schauspieler Mathias Reiter eröffnet das Blues Festival Baden mit seinem preisgekrönten Einmann-Theaterstück 'Ich Robert Johnson'.
Schauspieler Mathias Reiter eröffnet das Blues Festival Baden mit seinem preisgekrönten Einmann-Theaterstück 'Ich Robert Johnson'.
Schauspieler Mathias Reiter eröffnet das Blues Festival Baden mit seinem preisgekrönten Einmann-Theaterstück 'Ich Robert Johnson'.
Schauspieler Mathias Reiter eröffnet das Blues Festival Baden mit seinem preisgekrönten Einmann-Theaterstück 'Ich Robert Johnson'.

Schauspieler Mathias Reiter und die Copenhagen Slim Band eröffnen das Blues Festival Baden 2018

Ursula Burgherr

Zwei Baustrahler mit Fussschaltung, eine akustische Gitarre und ein Tisch sind die sparsame Kulisse im Kulturlokal Werkk, in der Schauspieler Mathias Reiter die Biografie einer der grössten Bluesmusiker der Welt auf die Bühne bringt. Und das passt! Denn Robert Johnson, um den sich der Eröffnungsabend des Bluesfestivals Baden dreht, war mausarm. Hatte nichts vorzuweisen, ausser der unbändigen Leidenschaft für die Musik, seiner Klampfe; und einer Stimme, die den Sklaven aus der Seele sprach, wenn er auf Baumwollplantagen spielte.

Im schummrigen Licht erweckt Schauspieler Reiter in seinem Einmannstück eine Legende zum Leben, die dank ihrer Musik unsterblich geworden ist. Eineinhalb Stunden wechselt er im Stakkato-Tempo zwischen Johnson und den verschiedenen Protagonisten hin und her, die in seiner Vita eine Rolle spielten. Am Schluss wälzt er sich unter Krämpfen auf dem Boden. Denn Womanizer Johnson, so besagt es die Legende, soll mit gerade mal 27 Jahren vom eifersüchtigen Ehemann einer seiner Geliebten vergiftet worden sein. Über den wahren Robert Johnson und sein kurzes Leben zwischen 1911 und 1938 weiss jedoch kaum jemand Bescheid. Er erspielte sich das Zugticket für den nächsten Gig auf der Strasse. «Nichts haben und alles geben – das ist Blues», war seine Devise. Nur eine Plattenaufnahme mit 29 Songs gibt es von ihm. Sie haben ihn unsterblich gemacht.

Clapton und die Stones inspiriert

Ruhm erlebte er zu Lebzeiten jedoch nie. Erst 50 Jahre nach seinem Tod wird er für sein Lebenswerk in «The Hall of Fame» aufgenommen. Eric Clapton behauptet, dass er als Künstler nicht existieren würde, wenn es Robert Johnson nicht gegeben hätte. Bob Dylan, die Rolling Stones, Led Zeppelin – alle spielen seine Songs, zu denen Evergreens wie «Love in Vain» oder «Sweet Home Chicago» gehören.

Heute gilt Johnson als einflussreichster Musiker des Delta-Blues. Roberto Amsler vom Blues Festival-Team Baden meint sogar: «Ohne Johnson gäbe es keinen Rock’n’Roll und keinen Hip-Hop.» Das Publikum zeigt sich begeistert, aber auch leicht erschöpft nach der gefühls- und wortintensiven Performance Reiters, der für sein Einmann-Stück «Ich, Robert Johnson» 2017 den ersten Preis der Société Suisse des Auteurs erhielt.

Wie Johnson heute klingt, erleben die Besucherinnen und Besucher des Blues Festivals Baden im zweiten Teil des Eröffnungsabends dank der Copenhagen Slim Band. Frontmann Nisse Thorbjørn und seine drei Mannen kommen dem Original nahe. Gleichzeitig führen sie seine Musik mit funkigen und rockigen Einschlägen virtuos in die Neuzeit. Und reissen alle mit. In vielen Reihen wird getanzt.

Thorbjørns Bluesharp klingt scharf, dann wieder klagend. Geht direkt in den Bauch und berührt die Seele. Die Slide-Gitarre wimmert schmerzlich und der Bandleader spielt sich vor lauter Inbrunst die Finger blutig. Seine Stimme ist rau, samtig und kraftvoll. Die Rhythmen sind treibend und stampfend. Wer die Augen schliesst, kann den Ursprung des Blues wieder spüren: Er ist überlebenswichtig. Seine Kraft wurzelt dort, wo sich die Menschen einst ihre Sorgen und Existenznöte aus dem Leib sangen.