Am Waldtag übernehmen die Realschüler aus Oberrohrdorf die Rolle der Lehrer. Sie bringen den Primarschülern Neues bei. Dabei lernen sie selber dazu.
«Jetzt suchen wir gemeinsam Holz!», ruft Urtina. Cristina klatscht in die Hände, um die 22 Zweitklässler, die sich im Wald verteilt haben, zusammenzutrommeln. Es dauert eine Weile, bis alle dem Ruf folgen, doch schlussendlich setzen sich die beiden 16-Jährigen durch. Heute tragen sie die Verantwortung für die Jüngeren. Im Rahmen des Fachs «Projekt und Recherche» organisieren jeweils zwei Schüler der vierten Real einen Tag im Wald mit einer Primarschulklasse.
Realschüler übernehmen Planung
Die Idee, eine Waldwoche zu organisieren, stammt von Sandra Siegenthaler, der Klassenlehrerin der Realschüler. «In der Natur sehen die Jugendlichen sofort, was funktioniert und was nicht», sagt die ausgebildete Erlebnispädagogin. «Sammeln sie nicht rechtzeitig Holz, können sie kein Feuer machen. Haben sie kein Feuer, so gibt es auch nichts zu essen.» Wie der Tag im Wald ablaufen soll, überlässt die Lehrerin ihren Schülern. «Vom Programm übers Essen bis hin zum Elternbrief und der Budgetplanung haben sie alles selber organisiert», sagt Siegenthaler.
Nach dem Holzsammeln liest Cristina den Zweitklässlern eine Geschichte vor. Sie sitzen auf Baumstämmen im Kreis und lauschen gespannt. In der Zwischenzeit bereitet Urtina die Kochstelle vor. Danach zeigen die Realschülerinnen den Jüngeren, wie man Feuer macht. Gemeinsam bereiten sie darauf das Mittagessen zu. Die Lehrerin ist als Unterstützung im Wald dabei. «Die Hauptverantwortung tragen aber die Schüler.» Dies sei eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben.
Das Projekt gibt Selbstvertrauen
Urtina und Cristina gefällt das Projekt. «Jetzt wissen wir, wie sich die Lehrer fühlen», sagt Urtina. Sie waren zwar nervös, freuen sich jedoch, dass sie den Kleineren etwas beibringen können. «Dies ist eine ganz neue Erfahrung», sagen die Jugendlichen.
«Der Waldtag gibt den Realschülern Selbstvertrauen. Sie sehen, dass sie selbst etwas auf die Beine stellen können», sagt die Klassenlehrerin. Ausserdem soll durch das Projekt das Verhältnis zwischen den jüngeren und älteren Schülern verbessert werden. «Je näher sich die Schüler kennen, desto besser gehen sie miteinander um.»