Eklat in Mellingen
Ammann Gretener: «Ressort-Entzug ist nicht Resultat einer Fehde zwischen mir und Gomes»

Die Exekutive entzieht Beat Gomes mehrere Ressorts – der Gemeindeammann geht nicht näher auf Details ein.

Carla Stampfli
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Sandra Ardizzone

Die Meldung hat es in sich: Der Gemeinderat Mellingen hat an seiner Sitzung am Montagabend entschieden, seinem Mitglied Beat Gomes (parteilos) einen Teil seiner Ressorts zu entziehen. «Aufgrund von mehrfachem Fehlverhalten, Missachtung des Kollegialitätsprinzips sowie seinem Verhalten gegenüber Mitarbeitenden und Behörden- sowie Kommissionsmitgliedern ist aus Sicht des Gemeinderates eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, insbesondere in den wichtigen Ressorts Hochbau, Ortsplanung, Altersheim sowie Feste und Vereine mit Gemeinderat Beat Gomes nicht mehr möglich», schreibt die Exekutive in einer Mitteilung.

Seit dem Amtsantritt von Beat Gomes Anfang Jahr hätten sich der Gemeinderat und die Verwaltung bemüht, eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit aufzubauen und zu pflegen, heisst es weiter. «Leider ist es mangels Bereitschaft vonseiten Gemeinderat Beat Gomes nicht gelungen, die bestehenden Differenzen in den ersten beiden Sitzungen nach den Sommerferien zu klären und zu bereinigen.»

Auf Anfrage sagt Gemeindeammann Bruno Gretener (FDP): «Die Grundlagen für eine konstruktive Zusammenarbeit fehlen, das Vertrauen ist weg. Wir sind nicht mehr bereit, auf dieser Basis weiterzumachen.» Es seien mehrere Vorkommnisse und Situationen gewesen, die zu diesem Entscheid geführt hätten. Auf den Inhalt der Differenzen und des Fehlverhaltens geht Gretener nicht näher ein. «Weitere Details kann ich aufgrund des Amtsgeheimnisses nicht bekannt geben.»

«Das war nicht aussschlaggebend»

Fakt ist: In den gut sieben Monaten, in denen Beat Gomes im Gemeinderat vertreten ist, sorgte er mehrmals für Gesprächsstoff. Zum Beispiel, als er gemäss Zuschauerberichten am Schmutzigen Donnerstag in betrunkenem Zustand die Eröffnungsrede an der Fasnacht hielt. Gomes selber sagte: «Ja, ich war feuchtfröhlich unterwegs.» In einem Communiqué schrieb daraufhin die Mellinger Exekutive: «Der Gemeinderat missbilligt das ungebührliche Verhalten eines Gemeinderates in einem öffentlichen Auftritt ausdrücklich.»

Gemeindeammann Gretener betont, dass diese Episode nicht ausschlaggebend für den Ressortentzug gewesen sei. Auch widerspricht er, dass der Ressortentzug Resultat einer persönlichen Fehde zwischen ihm und Gomes sei. «Unsere Meinungen gehen zwar auseinander, doch war ich seit Gomes’ Amtsantritt stets um eine sachliche Zusammenarbeit bemüht.»

Es ist aber kein Geheimnis, dass Gomes, der früher als Journalist beim «Blick» und bis Ende Januar als Redaktor beim «Reussboten» tätig war, die Informations- und Führungspolitik des Gemeindeammanns ein Dorn im Auge ist. So schrieb er beispielsweise im Juli letzten Jahres in einem Kommentar, dass die Bürger nur Informationen erhalten würden, «wenn es Stadtammann Gretener passt».

Während sich Gretener auf die Informationen der Medienmitteilung beschränkt, erzählt Beat Gomes im Interview seine Sicht. «Der Gemeinderat unterstellt mir, dass ich Themen, die im Gremium behandelt werden, dem ‹Reussboten› stecke und Artikel im Namen anderer schreibe», sagt Gomes, der heute noch als freier Mitarbeiter für die Regionalzeitung schreibt. Ob es tatsächlich wegen der Nähe von Gomes zum «Reussboten» zum Ressortentzug gekommen ist, darauf geht Gretener nicht näher ein.

Abgegebene Ressorts verteilt

Wie geht es nun in der Mellinger Exekutive weiter? «Der Beschluss ist gefällt. Jetzt schauen wir, was die nächsten Tage und Wochen bringen», sagt Bruno Gretener und fügt an: «Der Gemeinderat will den Fokus möglichst umgehend wieder auf die wichtigen anstehenden Projekte, etwa die Umfahrung und den Schulhaus-Neubau, sowie auf das laufende Tagesgeschäft, richten.»

Gomes ist nach dem Entscheid des Gemeinderates noch für die Ressorts Altstadt- und Denkmalpflege, Umweltschutz, Elektrizitätsversorgung, Wasserversorgung und Hallenbad verantwortlich. Die abgegebenen Ressorts werden neu durch die verbleibenden Mitglieder betreut.