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Das ist doch eine höchst erfreuliche Feststellung oder vielmehr ein Indiz, das zu Hoffnungen Anlass gibt: Die Politik lebt, das Milizsystem, das gerade in jüngster Zeit wiederholt und gerne in Zweifel gezogen wird, funktioniert doch!
Und das in einer Zeit, in der auf nationaler Ebene die Politik nach ausländischem Muster vermehrt durch unschöne Zänkereien auffällt, und in den USA der weltweit spektakulärste Wahlkampf in die Niederungen unter der Gürtellinie gesunken ist. Der Ostaargau erlebt jedoch einen engagiert und sachlich geführten Grossratswahlkampf, womöglich auch im Soge eines starken Auftritts im Regierungsratswahlkampf.
Wer die Listen in den unterschiedlichen Bezirken Baden und Zurzach durchblättert, stösst auf ein breites, illustres und erfreulich grosses Kandidatenfeld. Der Bezirk Baden verzeichnet mit 239 Kandidatinnen und Kandidaten (2012: 225) sogar einen neuen Rekord. Im Bezirk Zurzach sind es mit 43 Kandidierenden etwas weniger als im Jahr 2012 (55). In Relation zur Sitzzahl (Baden: 30 Grossratssitze, Zurzach: 7), die an der Bevölkerungszahl gemessen wird, darf man von einer respektablen Zahl sprechen. Die Bereitschaft ist spürbar, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Vielleicht hält der Trend bis zu den Gesamterneuerungswahlen der Gemeinden im Herbst 2017 an.
Zum Bezirk Baden: Die Listenfüller sind bei den meisten Parteien eher in der Minderheit. Erstaunlich ist die Präsenz von Exekutivmitgliedern auf den verschiedenen Listen: Insgesamt stellen sich 7 amtierende Gemeindeammänner zur Wahl, 12 Gemeinderatsmitglieder und 20 Mitglieder eines Einwohnerrates. Bei der SVP ist augenfällig, dass nur 3 der Kandidierenden aus der Stadt Baden kommen. Dafür sind die ländlichen Gemeinden sehr gut vertreten.
Dauerthema ist der Frauenanteil. Wie gewohnt ist dieser bei den Bürgerlichen eher mager. Mit nur 4 Frauen fällt die FDP ab, dagegen bringt es die SVP doch auf 8, die CVP gar auf deren 11. Rund einen Drittel beträgt der Frauenanteil auch bei der GLP und der BDP. Gewohnt nahezu paritätisch sind die Frauen bei der SP, den Grünen sowie bei der EVP vertreten.
Wie lauten die Prognosen? Die Nationalratswahlen 2015 können als Gradmesser herbeigezogen werden. Da legte die SVP auch im Bezirk Baden zu und erreichte einen Wähleranteil von über 32 Prozent. Mit Martin Keller, Marlène Koller, Stefanie Heimgartner verfügt sie über starke Zugpferde. Die SVP erreichte bei den Grossratswahlen noch nie die 30-Prozent-Marke. Ob es diesmal so weit ist? Ein neunter Sitz liegt in Reichweite.
Interessant wird der Dreikampf der Verfolger CVP, FDP und SP (alle 5 Sitze) sein. Bis zu den Nationalratswahlen 2015, als die CVP mit 11,5 Wählerprozenten eine weitere Klatsche kassierte, lagen die drei zwischen 15 und 17 Wählerprozenten in gegenseitiger Reichweite. Ob die FDP – wie kantonal vorausgesagt – mit der guten, aber unspektakulären Liste erneut zulegen kann, ist kaum wahrscheinlich. Mit Josef Bütler, Antoinette Eckert, Bruno Gretener und Newcomer Norbert Stichert hat sie sichere Werte, während Johannes Jenny polarisiert. Zugpferde wie Stephan Attiger und Thierry Burkart sind schwer zu ersetzen. Die SP wird mit dem Bisherigen-Quintett, eine gute Mischung von jung und alt, dazu Simona Brizzi und Max Chopard als bekannte Köpfe im Schlepptau, ihre Sitze halten können. Die CVP präsentiert auf der Liste auch Regierungsratskandidat Markus Dieth. Mit den Bisherigen Peter Voser und Marianne Binder verfügt sie über prominente Namen. Von ihnen angeführt, wird sie einen weiteren Sitzverlust verhindern.
Bei den Kleinparteien werden die Grünen im Aufwind ihrer Initiative einen weiteren Dämpfer abwenden. Der GLP mit Regierungsratskandidatin Ruth Jo. Scheier ist am ehesten ein Effort zuzutrauen. Die BDP wird froh sein, ihre beiden Sitze ins Trockene zu bringen, während die EVP mit Lilian Studer hoffen kann, dass ihr der eine Sitz nicht abhandenkommt.
Zum Bezirk Zurzach: Da stehen mehrere Fragen im Raum: Kann die SVP erneut zulegen? Sie tritt mit allen 3 Bisherigen an, zuvorderst Patrick Gosteli und Hansjörg Erne. Sie legte bei den Nationalratswahlen 2015 erneut kräftig zu. Angesichts der starken Kandidaten bei der Konkurrenz liegt ein Sitzgewinn aber kaum drin. Kann die CVP ohne Theo Voegtli einen weiteren Abstieg verhindern? Mit René Huber und Andreas Meier liegt das Halten der beiden Sitze drin. Die FDP überflügelte 2015 die CVP und könnte mit Erwin Baumgartner (bisher) und Claudia Hauser auch auf zwei Sitze kommen. Die SP tritt mit der Bisherigen Monika Stadelmann an. Ein Sitzgewinn wäre eine Überraschung. Chancenlos sind im Bezirk Zurzach die Kleinparteien.