Bergdietikon
Angst um Orchideen: Aargauer Naturschützer verhindern Limmattaler Bikerennen

Erstmals hätte das Fahrradrennen «EKZ Cup» im Limmattal durchgeführt werden sollen – wegen Einsprachen von Aargauer Naturschützern und zu knapp bemessener Planungszeit wurde der Anlass nun abgesagt.

Alex Rudolf
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So hätte es auch in Bergdietikon aussehen können: Der diesjährige EKZ Cup in Hittnau von Anfang Juli.

So hätte es auch in Bergdietikon aussehen können: Der diesjährige EKZ Cup in Hittnau von Anfang Juli.

Michael Suter

Zwischen Schützenhaus und Egelsee hätten sich 280 Bike-Begeisterte jeder Altersklasse am 20. August austoben können. So viele Personen hatten sich bislang angemeldet und wären nach Bergdietikon gepilgert, um an der ersten Ausführung des EKZ Cup im Limmattal teilzunehmen. Doch daraus wird nichts. In einer Mitteilung schreiben die Organisatoren nun, dass das Rennen wegen zwei Einsprachen abgesagt werden muss.

Seit beinahe zwei Jahrzehnten unterstützen die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) verschiedene Bikerennen – jene in Uster, Eschenbach und Egg werden noch im August und September durchgeführt. «Seit rund zehn Monaten haben wir nun die erste Ausführung des Cups in Bergdietikon vorbereitet», sagt OK-Präsident Patrik Büschi.

Das Forstamt des Kantons Aargau habe dem Anlass bereits zugestimmt und das Geschäft an die Gemeinde weitergegeben. Auf die öffentliche Ausschreibung von Anfang Juni gingen jedoch zwei Beschwerden ein. Eine davon liegt dieser Zeitung vor. Sie stammt von Heinz Lienhard und Antonia Adelsberger, beide sind Vorstandsmitglieder der Naturschutzgruppe Bergdietikon.

Orchideen und Parkplätze

Inhaltlich sei es darum gegangen, dass die Organisatoren nicht ausreichend Parkplätze zur Verfügung gestellt hätten, so Büschi. «Zudem sorgte man sich, dass Spaziergänger nicht ihre gewohnte Route zum Egelsee absolvieren können.» Beides sei in einer Aussprache zwischen den Veranstaltern und den Beschwerdeführern widerlegt worden, ergänzt er. Darüber hinaus würde der Anlass eine Gefahr für die wilden Orchideen darstellen, monierten die Gegner. Doch auch hierfür hätte man eine Lösung gefunden, betont Büschi.

Adelsberger weiss von einer solchen Aussprache nichts. Auf Anfrage lässt sie lediglich ausrichten: «Wir haben unser Recht zur Einsprache zum Schutz des Naturschutzgebiets wahrgenommen.»

Weil der Anlass bereits in rund einem Monat über die Bühne gehen sollte, verzichteten die Veranstalter auf eine schriftliche Vernehmlassung, da eine Verhandlung wohl zu keinem Entscheid bis zum 20. August geführt hätte. «Sicher hätte man für die Planung eines solchen Grossanlasses mehr als zehn Monate einberechnen sollen», sagt Büschi heute selbstkritisch. Nun ist er jedoch erst enttäuscht, dass das Rennen nicht zustande kommt. «In den vergangenen zehn Monaten investierte das OK viel in die Planung.»

Auch Heinrich Disch ist entgeistert. Er ist seit 15 Jahren Gesamtverantwortlicher des EKZ Cup: «Eine solche Bewilligungspraxis und die daraus resultierende Absage habe ich noch nie erlebt», schreibt er in einer Mitteilung. Die zahlreichen Kinder und Jugendlichen, an die sich der EKZ Cup richtet, seien zudem die Leidtragenden dieser Absage.

Teilnehmer sind enttäuscht

Die 280 bereits angemeldeten Teilnehmer wurden via E-Mail informiert. So auch Familie Sprenger. Mutter Carmen und Vater Marco wären mit ihren beiden Kindern eigens aus dem Fürstentum Lichtenstein nach Bergdietikon gereist. Die Absage stösst der Familie sauer auf.

In einem Brief an diese Zeitung kritisieren sie die Naturschützer: «Wie sollen unsere Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit denn sonst verbringen», fragen sie und loben die jugendlichen Teilnehmer des Cups, dass diese an den Wochenenden nicht etwa einen Alkohol- oder Drogenrausch ausschlafen, sondern sich körperlich betätigen. Viel Lob gibt es von der Familie für die Organisatoren, die ehrenamtlich einen Anlass versuchten auf die Beine zu stellen. Seit Jahren besucht die Familie die EKZ-Rennen und hat sich auch auf dieses gefreut.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Ist es aus Sicht der Organisatoren denkbar, für das kommende Jahr einen Cup im Limmattal zu organisieren? «Das Organisationskomitee ist sich uneins in dieser Frage. Wir wissen derzeit nicht, ob wir das wirklich wollen, da die Enttäuschung noch zu gross ist.» Für den Fall, dass man sich für einen neuen Anlauf durchringt, steht die Naturschutzgruppe bereit. «Eine neue Veranstaltung in Bergdietikon müsste sicher besprochen werden», sagt Adelsberger auf Anfrage.