Gebenstorf
Anwalt eingeschaltet: Eltern wehren sich gegen das Kindergarten-Aus

Der Kindergarten im Ortsteil Vogelsang in Gerbenstorf soll geschlossen werden. Doch die Eltern wehren sich mit Petition und Anwalt. Denn: Der zukünftige Weg zum Kindergarten sei für die Kinder zu gefährlich. Die Stadtpolizei stimmt zu.

Pirmin Kramer
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Der Kindergarten in Vogelsang schliesst im Sommer. Eltern fordern die Weiterführung.

Der Kindergarten in Vogelsang schliesst im Sommer. Eltern fordern die Weiterführung.

Sandra Ardizzone

Seit einem halben Jahr wehren sich Familien aus dem Gebenstorfer Ortsteil Vogelsang gegen die geplante Schliessung des Kindergartens in ihrem Quartier. Die Sicherheit der Kinder auf dem Weg in den neuen Kindergarten im Geelig sei nicht gewährleistet. Erst lancierten Eltern eine Petition gegen die Schliessung – nun haben sie gar einen Anwalt eingeschaltet.
Der Reihe nach: Von der geplanten Schliessung des Kindergartens haben die Eltern im vergangenen November in den Unterlagen zur Gemeindeversammlung erfahren. «An unerwarteter und ziemlich unauffälliger Stelle, beim Budgetvorschlag, war von der Schliessung zu lesen und davon, dass ab Schuljahr 2016/2017 als Ersatz der Doppelkindergarten im Geelig in Betrieb genommen werde», sagt Alex Kasper, Vater zweier Kindergärtler. «Aktiv informiert von den Schulbehörden wurden wir leider nicht – auch nicht auf Nachfrage, warum denn der Kindergarten geschlossen werde.»

Lastwagen auf Schulweg

Familien aus dem Vogelsang mit Kindern im Vorschulalter reagierten mit einer Petition, die sie beim Gemeinderat einreichten. Die Forderung: Der Kindergarten dürfe nicht geschlossen werden. Sollte eine Verlängerung des Kindergartenbetriebes nicht möglich sein, so müsse die Gemeinde zumindest einen kostenlosen Schulbus zur Verfügung stellen.
«In erster Linie sorgen wir uns um die Sicherheit der Kinder», sagt Alex Kasper. Dass der Kindergarten ziemlich weit entfernt liege, rund zwei Kilometer, wäre alleine noch akzeptabel, sagt er. «Problematisch ist aus unserer Sicht hingegen der gefährliche Schulweg.» Mitten auf dem Kindergartenweg befinde sich in einer 50er-Zone eine Schwerverkehr-Zufahrtsstrasse zu einem Transportunternehmer, einer Kiesgrube und einem Entsorgungsunternehmen.
Den Grund für die Kindergarten-Schliessung teilte die Schulpflege den Eltern dann an einer Infoveranstaltung im Dezember mit. Was genau die Behörde erklärte, ist nur aus zweiter Hand zu erfahren; der Schulpflegepräsident und der Schulleiter wollen die Fragen der az nicht beantworten.
Angeblich wurde den Eltern als Hauptgrund mitgeteilt, der Kindergarten in Vogelsang sei nicht mehr gross genug. Ausserdem hätte eine grosse Anzahl Kinder vom Geelig-Quartier seit Jahren den Weg nach Vogelsang auf sich genommen; künftig werde es nun halt die kleinere Kindergruppe aus Vogelsang sein, die einen längeren Schulweg haben werde.
Mit dieser Erklärung gaben sich die Vogelsanger Eltern aber nicht zufrieden. Denn die im Geelig wohnhaften Familien hätten schon beim Zuzug gewusst, dass ihre Kinder in Vogelsang unterrichtet würden und sich auch nicht dagegen gewehrt. «Viele von uns hingegen sind unter anderem wegen des Kindergartens nach Vogelsang gezogen.» Die Kinder nun mit dem Auto in den Geelig zu bringen und abzuholen, könne auch nicht die Lösung sein.

Polizei: «Schulweg ist unsicher»

«Wir haben den Gemeinderat und die Schulbehörde zu einer Besichtigung des Kindergartenweges eingeladen. Aber wiederum haben wir keine Reaktion erhalten. Also haben wir einen Anwalt engagiert, um unsere Interessen durchzusetzen», erklärt Alex Kasper. Der Anwalt hat die Forderung der Petition in einem Gesuch an die Gemeinde wiederholt: Entweder soll der Betrieb im Kindergarten Vogelsang weitergeführt werden, oder zumindest müsse ein unentgeltlicher Schulbus zur Verfügung gestellt werden.
Gemäss herrschender Lehre und Rechtsprechung sei es nicht Aufgabe der Eltern, ihre Kinder in die Schule zu begleiten, wenn die Schulwege zu lang oder zu gefährlich seien, argumentiert der Anwalt. Es sei Pflicht der Gemeinden, für einen zumutbaren Schulweg zu sorgen.
Ein Gutachten der Stadtpolizei Baden, das die Eltern in Auftrag gaben, kommt zum Schluss: «Der Schulweg wird aus Sicht der Stadtpolizei Baden insgesamt als unsicher eingestuft.» An gewissen Stellen hätten sogar Erwachsene Mühe, die Strasse zu überqueren.
Der Gemeinderat gibt derweil keine Auskunft mit der Begründung, es handle sich um ein laufendes Verfahren.