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Das Badener Kulturlokal «Royal» wird zum Baustellenbüro. Kritiker monieren, dass der Stadtrat dies hätte verhindern müssen.
Seit vergangenem Wochenende steht fest: Das ehemalige Kino Royal wird ab 2018 zu einem Baustellenbüro. So hat es die Besitzerfirma Zuriba AG entschieden, die das angrenzende Postareal sanieren wird. Zwar schaffte es die Stadt, das Mietverhältnis um ein halbes Jahr zu verlängern, sodass der Verein «Kulturhaus Royal» als Untermieter den Betrieb bis Ende 2017 aufrechterhalten kann.
Doch Freude darüber kommt bei Kulturschaffenden kaum auf. Dass das älteste Kino-Gebäude in ein Baustellenbüro umgenutzt wird, sorgt für Kritik. Einerseits an der Besitzerfirma – und andererseits am Stadtrat.
«Der Entscheid trifft uns mitten ins Herz», schreibt Marc Angst vom Gründungsverein Royal Baden. Dieser Verein war bis letzten Sommer für den Kulturbetrieb zuständig, zog sich dann aber zurück, um den Weg für neue Verhandlungen zwischen Stadt, der neuen Betreiberschaft und den Eigentümern frei zu machen. «Die neusten Entwicklungen sind ein Armutszeugnis für die Badener Kulturpolitik», heisst es in der Stellungnahme des Vereins unverblümt. «Umso mehr, dass sich die Stadt Baden nicht einmal zum kulturellen Verlust des Royals äussert, dessen Schliessung auch das Ende zahlreicher sozialer und künstlerischer Kooperationen und Highlights bedeutet: Vom Asyltreffpunkt über Musik- und Theaterexperimente bis hin zu Festivals wie dem Fantoche.»
Auch das Komitee mit dem Namen «Bade ist.Royal» hat eine Stellungnahme veröffentlicht. Diese Gruppierung sammelte 6000 Unterschriften zum Erhalt des Gebäudes sowie des Kulturbetriebs. Und auch sie hätte sich vom Stadtrat mehr Unterstützung erhofft. «Wir sind enttäuscht, dass die Stadt keine langfristige Lösung für die Weiterführung des Kulturbetriebs im Royal gefunden hat. Sie hätte die Aufgabe, sich dafür einzusetzen, dass die Zuriba AG das ehemalige Kino nicht als Baubüro zweckentfremdet.»
Erich Obrist (Parteilos), Stadtrat und Vorsteher des Ressorts Kultur, sagt auf Anfrage, er habe die Zuriba AG zusammen mit Stadtratskollege Markus Schneider und Kulturvorsteher Patrick Nöthiger zu einem Gespräch getroffen. «Eines unserer Gesprächsziele war die Verlängerung des Vertrages. Hier hat die Zuriba AG Hand geboten. Selbstverständlich gaben wir den Eigentümern des Royals auch zu verstehen, dass wir nicht glücklich sind mit der Umnutzung als Baubüro; wir machten Alternativvorschläge, diese wurden aber nicht aufgenommen.» Aufgrund der Eigentumsverhältnisse sei die Stadt beim Royal am kürzeren Hebel.»
Der Stadtrat habe gegenüber der Zuriba AG auch den Wunsch geäussert, dass der Kulturbetrieb langfristig zu erhalten sei, berichtet Obrist. «Diesbezüglich lassen sich die Besitzer aber nicht auf die Äste heraus.» Immerhin falle das Kino nicht der Revitalisierung zum Opfer und bleibe bestehen. «So bleibt auch die Hoffnung für zukünftige kulturelle Nutzungen am Leben.»
Auf die Übergabe der 6000 Unterschriften hat das Komitee zum Erhalt des Royals bisher verzichtet, in der Hoffnung, Stadt und Besitzer könnten sich einigen. «Nun sind aber unsere Erwartungen bitter enttäuscht worden, und es ist geplant, die Petition dem Stadtrat am Abend des 1. Juni zu übergeben, dem 104. Geburtstag des ‹Royals›. Wir wollen die Stadt daran erinnern, was der Badener Bevölkerung und den Kulturschaffenden am Herzen liegt.»