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Der Würenlinger Theaterschaffende Andreas Bächli und Künstlerkollege Daniel Bracher verlegten ihre Ateliers für sieben Wochen an die Schule Mühlethal bei Zofingen und eröffneten für die dortigen Kinder und Jugendlichen neue Horizonte.
«Artists in Residence an Schulen» heisst das interdisziplinäre Projekt, das innerhalb des Programms «Kultur macht Schule» von der Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau seit bald zehn Jahren Kunstschaffende, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen im Aargau für gemeinsame Arbeiten zusammenführt.
Projektkoordinatorin Maria Bänziger aus Windisch dazu: «Kreativtätige aus allen Bereichen richten sich für sieben Wochen in einer Schule ihr Atelier ein und erarbeiten mit Kindern und Jugendlichen in Workshops spannende und oft erstaunliche Projekte, die am Schluss in einer öffentlichen Aufführung oder Ausstellung vor grossem Publikum münden. Die Arbeiten entstehen spontan und sehr prozesshaft, je nach Input und Ideen von beiden Seiten.»
Weil der Wald sozusagen direkt vor der Haustür der Schule Mühlethal liegt, baute der Nachwuchs unter der Regie von Daniel Bracher eine riesige Schlange aus Holzfundstücken zusammen, die sich jetzt über den Pausenplatz windet.
Andreas Bächli arbeitete vor allem mit einer 360-Grad-Rundum-Kamera, die spektakuläre Bilder erschafft. Die Kids zwischen 9 und 14 konnten sich bei der ungewöhnlichen Technik selber als Protagonisten in Szene setzen und schufen mit ihrem Einsatz aus verschiedensten Perspektiven wahre lebendige Kunstwerke. Auf «Greenscreen» galt es dann, die Theater- und Filmarbeit zum Finish zu bringen. Wer Lust hatte, konnte dabei eigene Filmsequenz-Hintergründe und kleine Figuren für ein eigenes Minitheater erschaffen.
«Die Kinder lieben den Freiraum, den wir ihnen geben», sagt Andreas Bächli aus seiner bisherigen Erfahrungen, «sie müssen nicht auf ein Ziel hinarbeiten, sondern können sich mit unseren Materialien nach Lust und Laune selber ausprobieren.» Schülerin Lara bestätigt: «Ich habe mich selber entdeckt. Die Möglichkeiten, die eine 360-Grad-Kamera hat, sind für mich völlig neu, ich bin von der Technik extrem fasziniert.»
«Es war schön, dass wir unsere Fantasien ausleben konnten», freut sich Melissa, «das Projekt hat mir enorm viel Mut gemacht, zukünftig öfters was Neues auszuprobieren.» Alex und Armando waren begeistert, mit einfachen, selbstgestalteten Kartonfiguren unter der Ägide von Bächli selber eine ganze Geschichte erzählen zu können.
Ein Highlight der gesamten Projektwochen war das Action-Painting von Daniel Bracher. Spritzen, klecksen und tropfen auf Leinwände, so, wie es im Moment gerade kommt. Aus Farbkübeln, mit speziell dafür angefertigten Pinseln. Kim fand es megacool, mal spontan ihren Gefühlen zu folgen. «Ich habe richtig geschrien», erzählt sie aufgeregt und muss lachen. Auch Julie schmunzelt, wenn sie an ihre durch Action-Painting «versauten» Hosen denkt. Sich mal schmutzig machen zu dürfen, ist nämlich auch ein Genuss. Fabienne hat in der Technik unbewusst einen therapeutischen Effekt entdeckt: «Beim Action-Painting kann man alle Wut rauslassen.»
Nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Andreas Bächli hat «Artists in Residence» neue Horizonte eröffnet. Der gebürtige Würenlinger, der nach einigen Jahren in Basel wieder in seine Heimat zurückgezogen ist, ist für seine Videoinstallationen und Arbeiten hinter den Theaterkulissen bekannt. «Ich habe zwei Jahre als Animator auf den Kanarischen Inseln gearbeitet und stand immer im Vordergrund. Danach hatte ich genug und bin heute viel glücklicher, wenn ich im Background die Fäden ziehen kann.»
Seine Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer können mittlerweile auf ihren iPads selber mitverfolgen, wie sich die verschiedenen, teilweise nur sekundenlangen Filmsequenzen mit der 360°-Kamera zu einem kleinen Meisterwerk zusammenfügen. Insgesamt 140 Kinder und Jugendliche waren am Projekt beteiligt, dessen Potenzial auch in den Klassenunterricht übernommen und mit den Eltern diskutiert wird und definitiv nachhaltige Spuren hinterlässt.