Die Zukunft des Schweizer Pop ist weiblich. Die az präsentiert sechs Porträts von sechs Singer/Songwriterinnen, die am Stadtfest in Baden auf der Kleinen Bühne in der Stanzerei auftreten.
Sie sind jung, hoch talentiert, selbstbewusst, ehrgeizig und international ausgerichtet. Der Boom der Schweizer Sängerinnen ist ungebrochen. Inspiriert vom Erfolg von Sophie Hunger und Heidi Happy, haben in den letzten Jahren viele Singer/Songwriterinnen die Schweizer Szene bereichert und befruchtet.
Besonders reichhaltig war der Jahrgang 2011, in dem eine ganze Reihe von Musikerinnen quasi von null auf hundert beschleunigt hat. Einige von ihnen werden am Stadtfest in Baden, auf der Kleinen Bühne in der Stanzerei, ihre musikalische Duftnote abgeben. Hier stellen wir sie vor:
Anna Aaron: Die Leidenschaftliche
Die Basler Musikerin Anna Aaron (27) wird zu den vielversprechendsten Newcomern der Schweizer Musikszene gezählt. Mit ihrem Debüt und den leidenschaftlichen Live-Performances brachte Aaron, bürgerlich Cécile Meyer, Kritiker zum Schwärmen. Auch bei den Schweizer Musikfans kamen die melancholischen Folk-Rock-Nummern an. «Dogs In Spirit» schaffte es auf Platz zwölf der Schweizer Hitparade.
Ein Jahr später veröffentlicht das Lausanner Label Two Gentlemen das Album mit Unterstützung des renommierten Vertriebspartners Rough Trade auf dem deutschen Markt. Eine «internationale Perspektive» bescheinigte Anna Aaron schon die Jury des Basler Pop-Preises, den sie letztes Jahr gewann. Jean Zuber von Swiss Music Export ist zuversichtlich, dass Anna Aaron wie vor ihr Sophie Hunger den Durchbruch schaffen kann: «Sie hat eine gewaltige Stimme und Hammer-Songs!»
Live hat sich Anna Aaron über die helvetischen Grenzen hinaus einen Namen erspielt. So stand sie mit der Labelkollegin Sophie Hunger auf der Bühne und tourte mit Jazz-Trompeter Erik Truffaz durch Europa. Im vergangenen Jahr spielte sie beim Hamburger Reeperbahn-Festival, einem Event, bei dem sich Nachwuchstalente vor Label-Mitarbeitern, Veranstaltern und Bookern aus ganz Europa präsentieren. Für das Konzert in Baden reist sie mit ihrer Band von Besançon an. Doch schon bald danach wartet Deutschland. Für Oktober ist eine grosse Clubtour geplant, die Aaron einmal quer durch Deutschland führt.
Anna Kaenzig: Die Begehrte
Die Zürcherin Anna Kaenzig hatte gerade die Jazzschule abgeschlossen, als ihr Debütalbum «Four Acres and no Horse» einen medialen Hype auslöste und von den Kritikern gefeiert wurde. Die «SonntagsZeitung» bescheinigte ihr eine «innere Glut» und schrieb: «Von der jazzig knisternden Candle-Light-Atmosphäre bis zum scheppernd vorwärtstreibenden Country bietet ihre zarte Stimme alles, was man ganz bescheiden als schöne Popmusik bezeichnen könnte.» Vor Konzertanfragen kann sie sich kaum retten.
Die Winterthurer Musikfestwochen buchten sie ebenso wie das Songbird-Festival Davos, Zermatt Unplugged, das Jazzfestival Montreux, das Festival da Jazz St. Moritz und das Blue Balls Festival Luzern. Für das Konzert auf der Kleinen Bühne kehrt die 27-Jährige in ihre einstige Wahlheimat Baden zurück. Die Nichte des bekannten Jazz-Bassisten Heiri Kaenzig hat sechs Jahre in der Badener Trip-Hop-Band Sphere gesungen und belegte bei einem Stargovia-Finale, dem Song-Wettbewerb von Radio Argovia, den zweiten Platz.
Annakin: Die Eigenwillige
Eine Trip-Hop-Vergangenheit in Baden hat auch Sängerin Annakin. Bis 2002 war Ann Kathrin Lüthy die Frontfrau von Swandive. Mit ihren ersten beiden Solo-Alben schnupperte sie Hitparadenluft, mit dem letztjährigen, eigenwilligen Album «Icarus Heart» richtete sie ihren Blick über die Schweizer Grenzen. In Grossbritannien aufgenommen, machte sie dort auch Promo und erreichte Airplay in einigen Radios. So wurde von einem Radio in Belfast ganz Nordirland mit dem Sound von Annakin beschallt.
Und das Militärradio BFBS (British Forces Broadcasting Services) sendete Annakins Songs zu den in Afghanistan, auf den Falkland-Inseln und Gibraltar stationierten britischen Truppen. Dazu schloss sie einen Plattenvertrag mit einem Label in Wien und ging auf eine Österreich-Tour. Jetzt freut sich die 37-jährige gebürtige Badenerin auf den Auftritt in ihrer Heimatstadt. In der Stanzerei wird sie unplugged mit einem Trio mit Cello und Gitarre auftreten.
Danee Woo: Die Hinreissende
Daniela Sarda (35) oder Danee Woo ist als Tochter italienischer Eltern in Zurzach aufgewachsen, sammelte in der Badener Musikszene erste Erfahrungen, wohnt heute aber in Zürich. Mit der Band Sarda verbindet sie Jazz und italienische Canzoni und als Danee Woo hat die Frohnatur im letzten Jahr ein beachtliches Solo-Debüt gegeben.
Ein bekennender Fan ist zum Beispiel Büne Huber, mit dessen Band Patent Ochsner sich die hochschwangere Sängerin zurzeit auf Schweizer Tour befindet. In der letzten Woche an der Magic Night auf dem Heitere sang sie mit Huber ein hinreissendes Duett auf Italienisch. In Baden tritt Danee Woo dreimal als Gastsängerin der Band azTon auf, die am Badener Stadtfest ihren 15. Geburtstag feiert.
Lina Button: Die Nominierte
Als zweiter Gast bei azTon singt Lina Button (29). Sie heisst Brigitt Zuberbühler und stammt aus Pfyn im Thurgau. Sie gehört zu jenen Schweizer Singer/Songwriterinnen, die 2011 mit ihrem Debüt («Homesick») für Aufsehen sorgten. Anders als die meisten ihrer Kolleginnen ist Lina Button gesanglich im Blues und Soul geerdet.
Zunächst wurde sie von DRS3 zum «Best Talent» des Monats März gewählt, dann wurde sie sogar für die «Swiss Music Awards» 2012 nominiert. Doch Button will sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. In diesen Tagen hat sie die Songs für ihr neues Album fertig komponiert und schon im September geht es ins Studio von Thomas Fessler.
Linah Rocio: Die Geheimnisvolle
«Linah Rocio ist eine geheimnisvolle junge Frau mit einer elfenhaften Stimme zum Verlieben: mal sanft, zerbrechlich, mal stark und entschlossen», schrieb «Der Sonntag» über sie und ihr Debütalbum «All About Secret», das bei DRS3 gespielt wurde. «Singen bedeutet für mich, mit meiner Seele zu reden», sagt Linah , die die ersten Lebensjahre in Chile verbracht hat.
Hongkong war eine weitere Station. Mit zehn kam Linah in die Schweiz – nach Baden, wo sie heute wohnt. In der Stanzerei begleitet sie sich Solo am Flügel und stellt neue Songs vor, die sie mit ihrer neuen, rockiger klingenden Band schon bald aufnehmen möchte.