Der Verein Kulak holte die mehrfach preisgekrönte Jazz-Band HI5 aus Österreich in die Stanzerei nach Baden. Zwar erschien das Publikum nicht zahlreich, doch bliesen "HI5" die Zuhörer mit enormem Talent und technischer Versiertheit schlicht weg.
Gerade mal 20 Personen haben sich zum vom Verein Kulak organisierten Konzert der österreichischen Formation HI5 in der Stanzerei in Baden eingefunden. Dabei räumen die vier jungen Musiker Chris Norz, Clemens Rofner, Philipp Ossanna und Matthias Legner Jazzpreise in ganz Europa ab. Und überraschen mit einem sehr eigenwilligen Mix. Die Bandmitglieder selber bezeichnen ihren intellektuellen und gleichzeitig spielerischen Stil als «Minimal Jazz Chamber Music». Kulak-Präsident Andreas Pedroni meint zum geringen Publikumsaufkommen: «Wir wollen die Artenvielfalt erhalten. Deshalb ist es uns wichtig, auch für unkommerzielle musikalische Happenings von hoher Qualität eine Plattform zu bieten.»
Die Bühne ist in tiefblaues Licht getaucht und im ganzen Saal brennen Kerzen. Sanfte Bass- und Vibrafonklänge schweben durch den Raum. Ein Xylofon stimmt ein, dazu kommen Gitarrenloops vom Effektgerät. Mut zum Risiko beweisen die vier Instrumentalisten mit diesem stillen, lyrischen Auftakt. Aber sie können auch anders. Und zwar richtig rockig, brachial oder bombastisch. Philipp Ossanna erinnert bisweilen etwas an Dave Gilmour von Pink Floyd, wenn er auf der Gitarre herumfiedelt. Matthias Legner entlockt seinem Vibraphon in einem Moment schwebende, sphärische Klänge. Handkehrum hantiert er seine vier Schlegel wie ein Derwisch und setzt messerscharfe, fast schrille Akzente.
Spielfreude löst immer wieder Kapriolen aus
Neben repetitiven Klangmustern bleibt Spielraum für Improvisationen. Und da blasen «HI5» die Zuhörer mit enormem Talent und technischer Versiertheit weg, ohne jemals in einem Egotrip auszuufern. Es ist spürbar, wie lange die Musiker an ihrer Melange aus computergeneriertem Sound und handgemachter Livemusik im Proberaum herumgetüftelt haben. Ihre Disziplin mischt sich mit einer enormen Spielfreude, die sie beim Live-Auftritt immer wieder zu Kapriolen veranlasst. Dann wird schon mal Schlagzeug mit den Fingern gespielt oder die Gitarre mit dem Kontrabass-Bogen gestrichen. Doch die selbstkomponierten Stücke erzählen vor allem Geschichten ohne Worte, die in jedem Zuhörer das eigene Kopfkino zum Laufen bringen. Dem Publikum jedenfalls geht die Instrumentalperformance ganz offensichtlich unter die Haut.