Spreitenbach
Ausgerechnet Ausländerkommission lädt SVP-Hardliner Freysinger ein

Die Ausländerkommission Spreitenbach lädt heute zum Kulturabend ein. Dass ausgerechnet der SVP-Politiker Oskar Freysinger aus seinem Buch vorlesen soll, stört den Verein Second@s Plus enorm.

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SVP-Nationalrat Oskar Freysinger (Archiv)

SVP-Nationalrat Oskar Freysinger (Archiv)

Keystone

Die Ausländerkommission von Spreitenbach organisiert etwa zwei Mal im Jahr einen Kulturanlass. Das heute anstehende Programm der Kommission, die sich für die Integration von Ausländern einsetzt, sorgt aber für einigen Wirbel in der Gemeinde: Oskar Freysinger ist eingeladen. Der SVP-Nationalrat soll aus seinem Buch vorlesen und den Abend musikalisch mitgestalten.

Dies stört besonders die Aargauer Sektion von Second@s Plus immens, setzt sich der Verein doch für die Interessen von Migrantinnen und Migranten ein. In einer Medienmitteilung lässt Second@s Plus nun seiner Wut freien Lauf.

«Reife Geschwüre streuen»

Der Verein ärgert sich, dass gerade ein «umstrittener Politiker wie Oskar Freysinger den Weg in die friedliche und ausländerfreundliche Gemeinde Spreitenbrach» finden konnte. «Wollte die Ausländerkommission da einen Austausch der besonderen Art organisieren oder einen neuen Weg der so genannten Integration nach SVP postulieren?»

Gerade im Hinblick auf die Abstimmung über die Ausländerinitiative in zwei Tagen äussert Second@s Plus seine Bedenken. Die Lesung biete Freysinger die ideale Plattform, «reife Geschwüre» zwischen Schweizern und Ausländern zu streuen.

Dialog zwischen Kulturen fördern

Es gebe doch genügend politisch neutrale Schweizer Künstlerinnen und Künstler, die gerade an einem Anlass der Ausländerkommission die Schweizer und Migranten näher bringen sollten. Die eigentliche Funktion der Kommission sei es doch, den Dialog und den kulturellen Austausch zwischen der Wohnbevölkerung und den verschiedenen Kulturen mit 70 Nationen in der Gemeinde zu fördern, gibt der Verein zu bedenken.

Doris Schmid, Präsidentin der Ausländerkommission, sieht das Problem nicht und beschwichtigt: «Oskar Freysinger kommt nicht als Politiker, sondern als Autor.» Die Kommission habe ihn unter anderem eingeladen, weil er Mitglied vom serbischen Schriftstellerverband sei. Ehemals serbische Landsleute aus der Ausländerkommission hätten den Kontakt hergestellt.

Freysinger als «kleines Zugpferdchen»

Oskar Freysinger sei sicherlich eine Persönlichkeit, die das Publikum anziehen würde, ist Schmid überzeugt. Er sei das «kleine Zugpferdchen» des Abends. Ihr ist aber bewusst, dass Freysinger polarisiert: «Entweder liebt, oder hasst man ihn.» Das Ziel des Abends sei es aber, ihn als Person zu zeigen und die Politik wegzulassen. «Eventuell lernen wir ihn heute Abend wirklich kennen», meint Schmid.

Die Ausländerkommission hatte keine Chance mit Second@s Plus über das Problem zu sprechen. «Ich hätte den Verein sicher gerne eingeladen, um meine Argumente zu präsentieren», erklärt die Kommissionspräsidentin.

Zeit für eine Diskussion hätte es sicherlich gegeben. Die Ausländerkommission hat den Anlass im August erschienenen Kulturkalender Spreitenbach beschrieben. Doris Schmid: «Ich bin erstaunt, dass sich Second@s Plus erst jetzt melden und uns nicht direkt ansprechen. Das finde ich schade.» (lds)