Baden
Auto-Rowdies ärgern Anwohner an der Badener Bahnhofstrasse

Eine anonyme Gruppe kritisiert das ruppige Verhalten von Autofahrern beim oberen Bahnhofplatz. Das Problem ist schon länger bekannt. Trotz der 20er- und 30er-Zone drücken die Fahrer dort gerne aufs Pedal.

Erna Jonsdottir
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Der obere Bahnhofplatz ist ein beliebter Treffpunkt und er ist eine Begegnungszone. Trotz der 20er- und der 30er-Zone fahren manche Lenker zu schnell.

Der obere Bahnhofplatz ist ein beliebter Treffpunkt und er ist eine Begegnungszone. Trotz der 20er- und der 30er-Zone fahren manche Lenker zu schnell.

Samuel Buchmann

Diese Woche haben die Stadtverwaltung, die Stadtpolizei sowie die Redaktion dieselbe Post erhalten – einen Brief von einer sogenannten Gruppe für eine ruhigere Stadt Baden. Der Autor dieser Gruppe, die allen Empfängern ungekannt ist, kritisiert den Zustand beim oberen Bahnhofplatz sowie an der Bahnhofstrasse in Richtung Tunnelgarage. Dort sollen «Lümmel und Hohlköpfe ihre Motoren heulen lassen, Rennen fahren und die Abschrankung der Tunnelgarage unterfahren».

Wenn auch anonym: Das geschilderte Problem mit dem zu schnellen Fahren an der Bahnhofstrasse ist in Baden bekannt. Bereits im Mai 2013 berichtete die «Schweiz am Sonntag», dass Autofahrer trotz der 20er- und 30er-Zone dort gerne aufs Pedal drücken. Dies, obschon sich Busse, Taxis, Autos, Velofahrer und Fussgänger kreuzen.

Die Situation vor dem Bahnhof hat sich seit der letzten Berichterstattung wenig verändert. Recherchen und Beobachtungen zeigen: Vor allem bei gutem Wetter herrscht dort ein reger Betrieb. Besitzer von frisch polierten Autos posen lässig. Vergleichen ihre Schmuckstücke und lassen den Motor aufheulen, um womöglich das weibliche Geschlecht zu bezirzen.

«Gas gegeben wird vor allem auf der Anhöhe in Richtung Haselstrasse und am Postbahnhof vorbei. Dort hallt der heulende Motor besonders laut», sagt eine Anwohnerin auf Anfrage. Das sei zwar ärgerlich, doch sie habe sich langsam daran gewöhnt.

Apotheker Philipp Wyss, dessen Geschäft auf der Höhe der 30er-Zone liegt, doppelt nach: «Der obere Bahnhofplatz ist eine Begegnungszone, trotzdem wird viel zu schnell gefahren. Es ist richtig gefährlich.» Doch was sagen Stadtverwaltung und Polizei zu diesen Aussagen, welche die Kritik des anonymen Autors untermauern? Und: Welche Folgen hat der Brief?

Polizei überprüft Verdächtigen

Solche Schreiben zu überprüfen, fällt laut Jacqueline Keller, Mediensprecherin der Stadt, in die Hände der Polizei. «Wir haben das Schreiben zur Kenntnis genommen. In der Regel nehmen wir aber zu anonymen Briefen keine Stellung», sagt Max Romann, stellvertretender Kommandant. Dass sich junge Erwachsene dort auf öffentlichem Grund treffen sei legitim und gebe keinen Grund zum Einschreiten.

Reklamationen von Anwohnern erhalte die Stadtpolizei kaum. «Wir wissen aber, dass dort manchmal zu schnell gefahren wird. Deshalb patrouillieren wir an dieser Stelle häufig und führen sporadisch Geschwindigkeitskontrollen durch.» Über die Anzahl an Übertretungen sowie über die Höchstgeschwindigkeit an der Bahnhofstrasse schweigt die Stadtpolizei.

«Wir wollen keinen Wettbewerb über die Höchstgeschwindigkeit provozieren.» Auf die Frage, weshalb trotz solcher Probleme nur sporadische Kontrollen durchgeführt werden, antwortet er: «Geschwindigkeitskontrollen werden nie verhindern, dass die Geschwindigkeit zu 100 Prozent eingehalten wird.»

Eine Auswirkung hatte das Schreiben: Der Autor gibt Hinweise auf einen Tatverdächtigen, der die Schranke bei der Tunnelgarage unterfahren haben soll. «Wir haben diese Anschuldigung überprüft, weil der Autor die Autonummer des Fahrzeuges notiert hat. Die Anschuldigung erwies sich nach Kontrolle der Videoüberwachung als haltlos.» Die Polizei überprüfe konkrete Anschuldigungen immer, auch bei anonymen Schreiben. Verständnis dafür, dass der Autor seinen Namen nicht nennt, hat Romann nicht. «Man sollte hinter seinen Beobachtungen und Vorwürfen stehen können.»