Baden
Auto-Rowdies auf dem Bahnhofplatz: Was sagt die Polizei zu den Vorwürfen?

Trotz der 20er- und 30er-Zone drücken Autolenker auf dem oberen Bahnhofplatz in Baden gern aufs Pedal. Nach der Kritik einer anonymen Gruppe zeigen viele Leserreaktionen: Die Situation ist noch prekärer als geschildert.

Erna Jonsdottir
Drucken
Der obere Bahnhofplatz ist eine Begegnungszone: Fussgänger haben gegenüber dem Fahrzeugverkehr Vortritt.

Der obere Bahnhofplatz ist eine Begegnungszone: Fussgänger haben gegenüber dem Fahrzeugverkehr Vortritt.

Samuel Buchmann

Busse, Autos, Fussgänger, Velofahrer – der obere Bahnhofplatz ist belebt. Die Krux: Wie der Artikel «Auto-Rowdies ärgern Anwohner» von Samstag beschreibt, drücken dort manche Autofahrer trotz der 20er- und 30er-Zone gerne mal aufs Pedal. Das ruppige Verhalten beim Bahnhof stört nicht nur Anwohner oder Geschäftsinhaber.

Am Wochenende haben zahlreiche BT-Leser ihrem Ärger auf dem Online-Portal Luft gemacht: «Es ist ein Skandal, dass ein solches Treiben in einer Begegnungszone toleriert wird», kommentiert ein Leser, während ein anderer zu denken gibt: «Als Velofahrer wurde ich schon mehrmals fast angefahren, weil die Leute, ohne zu schauen, aus den Parkplätzen schiessen.»

Und: «Es ist noch viel schlimmer, als im Bericht dargestellt», ist weiter zu lesen. Dort werde Abfall auf die Strasse geworfen, in die Ecken uriniert und sogar dickere Geschäfte erledigt. Kritisiert wird auch die Stadtpolizei, die nur zuschaue und keine Präsenz zeige. Ein Leser sorgt sich, ob zuerst ein schlimmer Unfall passieren muss, bevor die Polizei aufwacht.

Schwierige Leute und Sauereien

«Der Bahnhofplatz ist kein Unfallschwerpunkt. Es mag vereinzelt kleinere Kollisionen geben, die der Polizei oftmals nicht einmal gemeldet werden», sagt Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau über die bisherige Unfallsituation beim Bahnhof. Für die Geschwindigkeitskontrollen zuständig ist die Stadtpolizei, welche die Vorwürfe der Leser zurückweist.

Badens Polizeichef Martin Brönnimann betont, dass alles Mögliche getan werde, um die Situation beim Bahnhof in Schach zu halten. Die Polizei patrouilliere und führe Radarkontrollen durch, eben weil die Übertretungsquote dort hoch sei. Zudem helfe sie auch Parkplatzkontrolleuren, weil der Umgang mit diesen Gruppierungen am Bahnhof teilweise nicht einfach sei. «Eine lückenlose Überwachung können wir aber nicht bieten. Die beste Lösung wäre ein fixer Radar», betont er. Aber fixe Radars seien im Kanton Aargau verboten.

«Verboten ist das falsche Wort», sagt Samuel Helbling, Mediensprecher Departement Volkswirtschaft und Inneres. Der Grosse Rat und der Regierungsrat hätten vor längerer Zeit beschlossen, für die Kantonspolizei keine fixen, sondern mobile Radargeräte anzuschaffen. Den Regionalpolizeien sei es erlaubt, in ihrem Zuständigkeitsbereich Radaranlagen für eine gewünschte Zeit fix zu installieren, erklärt Helbling. «Sie müssen dabei die Richtlinien des Bundes berücksichtigen, unter anderem den Datenschutz.»

Fixe Radaranlagen, wie es sie im Kanton Zürich gibt, sind ein Politikum, das nur auf kantonaler Ebene verändert werden kann. Schade, für alle Bahnhof-Kritiker: Denn Stadtrat Matthias Gotter, Ressort Sicherheit, würde sich für einen fixen Radar an der Bahnhofstrasse einsetzen, sollte der Kanton eines Tages solche Geräte anschaffen.

Übrigens: Littering und andere Verunreinigungen beim Bahnhof sind tatsächlich der Fall. Das bestätigt Thomas Stirnemann, Leiter Werkhof. Die schlimmesten Schweinereien gebe es an Wochenenden, sagt er. «Für Littering gibt es aber kein Patentrezept, da nützen auch keine zusätzlichen Abfalleimer», sagt er.