Die Schreibwerkstatt «Frauen in die Lexika» im Historischen Museum Baden animiert Teilnehmerinnen, wichtige weibliche Persönlichkeiten auf Wikipedia zu verewigen, die bisher noch nicht im Internetportal Einzug gefunden haben.
«Es gibt auf Wikipedia rund 17'000 aktive Autoren, die Beiträge schreiben. Nur 10 Prozent davon sind Frauen», sagt Ausstellungsmacherin Edith Werffeli aus Zürich. Für sie ein guter Grund, um im Historischen Museum Baden in Zusammenarbeit mit Wikimedia CH die erste Wikipedia-Schreibwerkstatt «Frauen in die Lexika» zu veranstalten.
17 Teilnehmerinnen, darunter viele Historikerinnen aus der Region, installieren sich inmitten des stimmungsvollen Ambiente der Dauerausstellung «Geschichte verlinkt» (zur Geschichte der Kur- und Industriestadt Baden) an ihren Computern.
Mit reichlich Recherchematerial bewaffnet, haben sie hinter ihren Bildschirmen ein Ziel: spannenden, aber wenig bekannten Frauen in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia ein Profil zu geben. Das passt exakt zum aktuellen Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht». Die Plakatkampagne von Werberin Doris Gisler Truog mit der kräftigen Hand, die einen zarten Strauss Blumen reicht und dem dazugehörigen Slogan «Den Frauen zuliebe – ein männliches JA», trug vor 50 Jahren massgeblich zur Annahme des Stimm- und Wahlrechts für Frauen bei.
Dass Gisler für diesen Quantensprung mitverantwortlich war, ist in Wikipedia bisher jedoch nicht verbrieft. Ebenso wenig wie das intensive Wirken von Malerin Juliet Brown, der jüngsten Schwester von BBC-Mitbegründer Charles Brown. Oder der Einfluss von Beatrice Bölsterli-Ambühl aus Baden, die von 1962 bis 1972 der Frauenzentrale Aargau vorstand. «Unter dem Wikipedia-Eintrag Aargauer Persönlichkeiten sind 88 Namen aufgelistet, nur zwölf davon sind Frauen», bekundet Edith Werffeli und findet:
«Im Jahr 2021 ein absolutes Missverhältnis. Wir wollen das ändern.»
Warum aber auch heute noch immer viel zu wenig weibliche Autorinnen Beiträge für das Internet-Portal verfassen, ist ein Rätsel. «Generell scheuen sich Frauen meines Erachtens immer noch mehr davor, sich zu exponieren», meint Kommunikationsfachfrau Jeannette Röthlisberger, die unter den vielen Neulingen die erfahrenste «Wikipedianerin» ist. Es sei zudem absolut keine Hexerei, neue Artikel anzulegen oder bestehende zu bearbeiten, versichert die Expertin. Sie hat schon zahlreiche Frauenbiografien für die Online-Enzyklopädie verfasst.
Vorab hat Edith Werffeli in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Baden nach weiblichen Biografien gesucht und die Relevanz für Wikipedia überprüft. Den Teilnehmerinnen stehen nun Historische Lexika, Badener Neujahrsblätter und andere Archivmaterialien zur Verfügung. «Dank diesem Workshop werden Frauenbiografien sichtbar, die sonst in der Versenkung verschwunden wären», ist Edith Werffeli überzeugt.
Sie hofft nach dem Pilotprojekt im Historischen Museum Baden auf eine Fortsetzung. «Wir stehen mit unserer Arbeit erst am Anfang. Trotz der vielen Artikel, die bereits existieren, gibt es noch zahlreiche Lücken. Und der Aargau ist voller spannender, unbekannter Figuren, die bis heute markante Spuren hinterlassen.»
Die während der Schreibwerkstatt «Frauen in die Lexika» entstandenen Beiträge können unter diesem Link eingesehen werden.