Das Historische Museum Baden geht im Rahmen der Sonderausstellung den Grundgedanken des Samariterwesens nach. Die Präsidentin der Badener Samariter ist sich sicher, dass die Werte der Nothelfer weitergelebt werden.
2022 feiert der Samariterverein Baden sein 125-jähriges Bestehen. Im Zuge dieses Jubiläums stehen im Verlauf des Jahres verschiedene Events an. Das Historische Museum Baden nimmt das Jubiläum zum Anlass, den gesellschaftlichen Werten der Samariter nachzuspüren. So wurde am 27. Januar die Sonderausstellung «Dem Samaritergedanken auf der Spur» eröffnet.
«Das Historische Museum geht übergeordnet dem Gedanken der Menschlichkeit nach und zeichnet am Beispiel vom Samariterverein Baden die schweizerische Geschichte der Samaritervereine im Kontext der jeweiligen Zeit nach», sagt Museumsleiterin Carol Nater Cartier. Mit zahlreichen Originalobjekten und eindrucksvollem Bildmaterial aus schweizerischen und europäischen Archiven beleuchtet die Ausstellung die Herkunft des Samaritergedankens. «Der Samariterverein Baden hat hierbei Material aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt. Aber auch andere Institutionen von Solothurn bis Köln haben uns Leihgaben gegeben», sagt Nater Cartier.
Für den Samariterverein Baden sind es aber, trotz seines 125-jährigen Bestehens, nicht unbedingt rosige Zeiten. Denn das Samariterwesen des ganzen Kantons Aargau ist in der Krise: Immer mehr Vereine lösen sich auf. Um knapp einen Drittel ging die Zahl der Samaritervereine in den letzten zehn Jahren zurück. Von rund 100 Samaritervereinen sind noch deren 69 übrig geblieben – wovon wiederum drei bereits ihre Auflösung angekündigt haben. Grund dafür sind grosse Nachwuchsprobleme, mit denen auch der Badener Ableger zu kämpfen hat. Susanne Frei, Präsidentin des Samaritervereins Baden, sagt: «Wir möchten, dass das Samariterwesen weiterlebt und dazu braucht es Nachwuchs. Wir würden uns freuen, neue Samariterkameraden in den Vereinen der Region Baden begrüssen zu dürfen.» Und weiter:
«Unser Ziel ist es, dass die Samaritervereine wieder Aufwind erlangen und viele weitere Jahre bestehen dürfen.»
Doch wie können die Grundgedanken des Samariterwesens – Barmherzigkeit, Menschlichkeit und Nächstenliebe – im Zuge einer fortlaufenden Individualisierung der Gesellschaft weiterleben? «‹Helfen ohne Fragen› ist in jeder Kultur und Religion verankert», sagt Frei.
«In der Pandemie hat man gesehen, dass dieser Grundgedanke weiterlebt: Die Schweiz ist im März 2020 zusammengestanden – Nachbarschaftshilfen wurden gegründet, Helfer haben sich in den Spitälern gemeldet und Einschränkungen im persönlichen Alltag wurden zu Gunsten der älteren Generation akzeptiert», sagt sie.
Nun, zwei Jahre später, sei der Individualismus wieder mehrheitlich zurückgekehrt. «Es geht uns gut. Gefahren wie Arbeitslosigkeit, finanzielle Engpässe sowie Krankheit und Tod sind wieder in den Hintergrund gerückt. Verständlich, dass das ‹Ich› und nicht das ‹Wir› wieder mehr im Vordergrund steht. Nur sollte man weiterhin alleinstehende ältere Nachbarn, finanziell schwach dastehende Alleinerziehende oder Flüchtlinge nicht vergessen», sagt die Präsidentin.
Die übergeordneten Werte «Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Menschlichkeit» durchziehen die gesamte Ausstellung im Historischen Museum. «Die Ausstellung im Historischen Museum zeigt auf vielfältige Weise, wie der Samaritergedanke in den letzten 125 Jahren gelebt wurde», sagt Frei. So werden an der Ausstellung auch konkrete Beispiele von Samaritern und Samariterinnen aus Baden gezeigt. Für die Vereinspräsidentin ist das Beispiel der Badener Samariterin Thekla Squarise besonders eindrücklich. Sie war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Hilfslehrerin, Mitglied im Vorstand des Vereins und betreute während über 20 Jahren den Samariterposten an der Zürcherstrasse. Squarises Urenkelin ist heute ebenfalls Samariterin und im Vorstand des Vereins tätig.
Das vielfältige Rahmenprogramm der Sonderausstellung wurde vom Historischen Museum Baden mit Unterstützung des Samaritervereins zusammengestellt. Am 14. April findet der Tag der Notrufnummer 144 statt. Der Samariterverein sowie auch der Rettungsdienst des Kantonsspital Baden werden auf dem Schlossbergplatz mit anderen freiwilligen Organisationen mit Ständen und einer Ambulanz präsent sein.
Ein weiteres Highlight sind das am 8. Mai stattfindende Inputreferat und ein Gespräch anlässlich des Welttags des Roten Kreuzes im Historischen Museum. Im Podiumsgespräch diskutieren Mark Kessler, Delegierter des IKRK, und Beatrice Weber, Abteilungsleiterin Not- und Katastrophenhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes, über die aktuellen Entwicklungen und heutigen Aktivitäten des IKRK im Bereich der Auslandeinsätze. Darüber hinaus werden unter anderem auch kleine Ersthilfekurse für Kinder angeboten.
Ausstellung «Dem Samaritergedanken auf der Spur» von 28. Januar bis 7. August 2022 im Historischen Museum Baden.