Baden
Nach längerer Durststrecke wegen Corona: Das neue Programm des Kurtheaters macht Lust auf mehr Kultur

Nach einem turbulenten Jahr wird den Bühnen des grössten Aargauer Theaters mehr Leben eingehaucht. Was die Zuschauerinnen und Zuschauer nach der Sommerpause erwartet.

Sharleen Wüest
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Die Saison startet offiziell am 21. Oktober.

Die Saison startet offiziell am 21. Oktober.

Severin Bigler

Die Theaterbühnen werden nach langer Stille wieder bespielt. Die Kultur atmet allmählich auf. Die Freude im Kurtheater Baden ist gross, denn nach den vielen Herausforderungen im vergangenen Jahr kann nun die Spielzeit 2021/22 vorgestellt werden. Auf die Theaterbesucher warten skurrile Figuren, grazile Tänzer und jede Menge Musik.

Nach einer kurzen Verschnaufpause in den Sommermonaten wird die Saison Anfang September mit dem Stück «Der neue Prinzenspiegel» der Zürcher Gruppe Mass & Fieber starten – eine Voreröffnung. Die turbulente Geschichte verfolgt zwei Ausbilderinnen von zukünftigen Führungskräften, die aber zugleich in undurchsichtige und gefahrvolle Geheimdienstmachenschaften verwickelt sind. Ein Duo voller Frauenpower mit Fabienne Hadorn und der als Kommissarin aus dem «Bestatter» bekannten Barbara Terpoorten. Bei gutem Wetter werden die beiden Schauspielerinnen unter freiem Himmel spielen. Denn das Freilichttheater kommt – zum Erfreuen des Teams – zum Zuge.

Neun Produktionen werden nachgeholt

Offiziell startet die Spielzeit am 22. Oktober mit der Premiere und Uraufführung des aargauischen Stoffes «Matter – Justiz aus Notwehr?». Das Stück basiert auf wahren Gegebenheiten und verfolgt Bernhard Matter, den Robin Hood des Aargaus. Eine tragische Figur mit vielen Facetten. Er war ein Hochstapler, Heiratsschwindler und ein Ein- und Ausbrecherkönig – und wurde durch seine Hinrichtung in Lenzburg zum Märtyrer. Zu seinem 200. Geburtstag wird er in einer Koproduktion in den Räumen des Kurtheaters zum Leben erweckt.

Auf den Badener Bühnen wird aber nicht nur Theater gespielt. Das Programm umfasst rund fünfzig Produktionen aus der Welt des Schauspiels, des Musiktheaters und des Tanzes. Mit dabei sind auch neun verschobene Produktionen der letzten Saison. Uwe Heinrichs, künstlerischer Direktor, sagt: «Es sind Produktionen, die mir sehr am Herzen liegen.»

Lessing, Molière und Orwell dürfen nicht fehlen

Einer der Höhepunkte der kommenden Saison sei Samuel Becketts Klassiker des absurden Theaters «Endspiel», inszeniert von Jan Bosses. Der künstlerische Direktor Uwe Heinrichs lacht und sagt:

«Es hat nur Höhepunkte.»

So schliesst die Saison auch mit einem seiner Lieblinge. Das Stück «Eine Frau flieht vor einer Nachricht» garantiere einen intensiven Abend mit emotionaler Handlung.

Nach erfolgreichem Start der ersten Kurtheater-Eigenproduktion «Worst Songs» folgt gleich die nächste Eigenproduktion. Eine Theaterversion von Hermann Hesses «Kurgast» wird erarbeitet – passend zur geplanten Wiedereröffnung der Bäder im Herbst. Neu soll pro Spielzeit eine Eigenproduktion aufgeführt werden.

Wichtig ist im Programm eine bunte Durchmischung. So kommt es, dass neben modernen und experimentellen Stücken auch Lessing, Molière und Orwell nicht fehlen dürfen. «Das schätzen auch unsere Abonnentinnen und Abonnenten», sagt Lara Albanesi, Verwaltungsdirektorin.

Uwe Heinrichs und Lara Albanesi sind positiv gestimmt.

Uwe Heinrichs und Lara Albanesi sind positiv gestimmt.

Sandra Ardizzone

Trotz Unsicherheiten, die noch im Raum stehen, ist das Team positiv gestimmt. Die Vorfreude auf die kommende Saison ist gross – auch beim Publikum. Ob die Theaterbesucher eher zurückhaltend sein werden, sei im Moment noch schwierig zu sagen. Eines ist klar: «Die Besucherinnen und Besucher, die wir bisher im Theater hatten, waren alle sehr begeistert und freuen sich auf eine unbeschwerte Saison», sagt Heinrichs.

Auf das Theater kommt nicht nur eine aufregende Spielzeit, sondern auch ein neues Format zu. Zusammen mit dem Theater im Kornhaus wird ein Spielklub für junge Erwachsene gegründet. Dieser soll im Herbst starten. Während eines Jahrs werden 16- bis 24-Jährige wöchentlich Workshops besuchen. Am Ende der Saison können sie das Geübte auf der Theaterbühne präsentieren. Die Teilnahme kostet im Jahr 350 Franken. Die beiden Badener Theater möchten mit ihrem Angebot Junge fördern und für das Theaterspielen begeistern.

Der genaue Spielplan auf kurtheater.ch