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Baden
23 professionelle Künstlerinnen und Künstler erhalten zwei- bis viermal je 2000 Franken monatlich ausbezahlt. Die Stadt will sie «in dieser schwierigen Zeit in ihrem Schaffen zu fördern». Stadtrat Erich Obrist sagt: «Wir sind schliesslich eine Kulturstadt».
Punkto Kultur gehört Baden zweifellos zu den attraktivsten Orten der Schweiz. In Rankings landet die Stadt in dieser Kategorie meist unter den besten drei und oft sogar vor Zürich oder Luzern.
Gleichzeitig ist Baden auch für Kulturschaffende eine der attraktivsten Städte, wie sich nun einmal mehr zeigt. Denn in den kommenden Wochen werden Künstlerinnen und Künstler von der Stadt Baden mit einer Summe von insgesamt 140'000 Franken unterstützt, wie es in einer Mitteilung heisst.
Verteilt wird dieses Geld von der städtischen Kulturförderung auf 23 Badener Kulturschaffende, «um sie in dieser schwierigen Zeit in ihrem Schaffen zu fördern.»
Erich Obrist (parteilos), Stadtrat und Vorsteher des Ressorts Kultur, erklärt: «Wir möchten ein Zeichen setzen und unseren Künstlerinnen und Künstlern demonstrieren: Wir sind auch in schwierigen Momenten für euch da. Baden nennt sich schliesslich Kultur- und Bäderstadt.»
Die Künstlerinnen und Künstler konnten ein sogenanntes «Arbeitsstipendium Covid-19» beantragen. Die monatliche finanzielle Unterstützung beträgt 2000 Franken, ausbezahlt wird sie zwischen zwei bis viermal. Es handelt sich um Beiträge, die nicht zurückbezahlt werden müssen.
«Für viele Kulturschaffende ist die Arbeitssituation im Zusammenhang mit der Pandemie belastend und mit grossen Unsicherheiten behaftet: Auftrittsmöglichkeiten fallen weg, Aufträge bleiben aus», begründet die Stadt die Unterstützung.
Baden orientiere sich oftmals an Zürich, sagt Obrist. Als Ende März bekannt wurde, dass Zürich seine freien Kulturschaffenden finanziell unterstützt, fanden er und die Kulturverantwortlichen der Stadt Baden dies eine gute Idee. Obrist stellte einen Antrag innerhalb des Stadtrats, der gutgeheissen wurde. «Danach ging alles schnell: Künstlerinnen und Künstler konnten Anträge stellen, nun hat die Kulturkommission entschieden, wer Unterstützungsgelder erhält», so Obrist.
Die Vergabe des Stipendiums ist verknüpft «an ein künstlerisches Vorhaben oder ein Vorhaben im Zusammenhang mit der Auslotung von neuen Begegnungsmöglichkeiten mit dem Publikum.» Weitere Kriterien bei der Vergabe waren ein professioneller künstlerischer Werdegang, Stimmigkeit von Vorhaben und beantragter Stipendiumsdauer sowie die Auswirkung der Pandemie auf den Erwerb und die Produktion als Kulturschaffende.
23 von 26 Anträge wurden gutgeheissen. «Die Namen nennen wir nicht, wir erachten in diesem Fall den Persönlichkeitsschutz höher als das öffentliche Interesse», so Obrist. «Es handelt sich um Theaterschaffende, Musikerinnen und Musiker, Dichterinnen und Schriftsteller, um Kunstschaffende im Bereich der bildenden Kunst und weitere.»
Die Künstlerinnen und Künstler mussten – anders als wenn sie Fördergelder beantragen – nun kein konkretes Projekt benennen, sondern bloss ein Vorhaben formulieren. Es handle sich um Geld, das der eine oder andere auch nutzen könne, um sich beispielsweise weiterzubilden, sagt Obrist. Er ist überzeugt, «dass dadurch ein kultureller Mehrwert für Baden resultiert».
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erhalt des Arbeitsstipendiums sei ein starker Bezug zu Baden gewesen, wobei nicht nur Personen aus Baden, sondern auch aus der Umgebung wie beispielsweise Wettingen oder dem Rohrdorferberg unterstützt werden. «Wir kennen unsere Kulturschaffenden und wissen, wer in Baden präsent ist», sagt Erich Obrist.
Das Budget der Stadt werde nicht überstrapaziert, ist Obrist überzeugt: «In den vergangenen Monaten wurden deutlich weniger Anträge für Fördergelder beantragt.» Dies, weil Künstlerinnen und Künstler kaum wussten, wann sie wieder auftreten können und keine Projekte planten. «In Baden haben wir die Möglichkeit, den Kulturfördertopf in guten Zeiten zu füllen, und in schlechten Momenten etwas mehr als üblich auszubezahlen.
Eine dieser 23 Kulturschaffenden ist Laura Haensler. «Das Stipendium der Stadt ist für mich sehr wichtig», sagt die freischaffende Designerin, die unter anderem mit ihrer Schwester, der Komponistin Stephanie Haensler, interdisziplinäre Projekte an der Schnittstelle von zeitgenössischer Musik, Videokunst und Design realisiert. Nun plant sie «ein multisensorisches Erlebnis, das die Geschichte einer in Baden entstandenen Analogfotographie aus dem 20. Jahrhundert auf gustatorische und auditive Weise als Podcast und Schleckstengel nacherzählt».