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Greti Caprez-Roffler bezahlte ihren Mut mit einem hohen Preis. Ihr Schaffen wird mit einer Hörausstellung in Baden gewürdigt.
Greti Caprez-Roffler (1906–1994) war die erste vollamtliche Gemeindepfarrerin der Schweiz. Ihre Enkelin, die Soziologin und Journalistin Christina Caprez, erzählt jetzt ihre Geschichte – in einem Buch, einem Film und einer Hörausstellung, die vom 30. September bis zum 31. Oktober in der reformierten Kirche Baden gastiert.
Am 13. September 1931 wagt das Bergdorf Furna im Prättigau einen Schritt, den zuvor noch keine Gemeinde der Schweiz getan hat: Es wählt eine Frau zur Pfarrerin – gegen die herrschenden Gesetze. Greti Caprez-Roffler ist damals 25-jährig, frischgebackene Theologin und Mutter. Sie zieht mit ihrem Baby nach Furna, ihr Mann bleibt als Ingenieur in Pontresina.
Die kantonalen Behörden konfiszieren das Kirchgemeindevermögen, doch die Pfarrerin arbeitet weiter, für «Gotteslohn». Erst 1963 wird Greti Caprez-Roffler ordiniert – zusammen mit elf weiteren Theologinnen im Grossmünster in Zürich.
Jahrzehnte später macht sich die Enkelin auf Spurensuche. Sie stösst auf die aussergewöhnliche Emanzipationsgeschichte einer Frau, die im Dorf Skihosen für Mädchen einführte und ihren Söhnen das Stricken beibrachte. Die ihren Mann zum Studium der Theologie inspirierte und mit ihm das Pfarramt im Jobsharing ausübte, lange bevor der Begriff existierte.
Die für sich in Anspruch nahm, was damals für viele undenkbar war: ihrer Berufung nachzugehen und Mutter zu sein, eine glückliche Liebe und eine erfüllte Sexualität zu leben. Eine Frau, deren Mut einen hohen Preis hatte – nicht nur für sie.
Die Soziologin und Journalistin Christina Caprez hat sich im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut für Kulturforschung Graubünden mit der Biografie ihrer Grossmutter beschäftigt und darüber ein Buch, eine Ausstellung und einen Film geschaffen. Als gebürtige Aargauerin freut sie sich, ihr Projekt in Baden zu präsentieren, heisst es in einer Mitteilung der reformierten Kirche. (az)