Baden
Diese Bruderschaft existiert seit 300 Jahren – sie sorgte sich einst ums Seelenheil und ein anständiges Begräbnis

Die Badener Emaus-Bruderschaft feiert den 300. Geburtstag mit einer Publikation zur Geschichte der katholischen Vereinigung. Immerhin 89 Personen zählt die Bruderschaft heute noch.

Urs Tremp
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Wappentafel der Emaus-Bruderschaft von Baden im Kirchenschatzmuseum.

Wappentafel der Emaus-Bruderschaft von Baden im Kirchenschatzmuseum.

zvg

Bruderschaften gab es in früheren Jahrhunderten vor allem in den Städten zahlreiche. Auch in Baden zählte man zu Beginn des 18. Jahrhunderts gegen dreissig derartiger Vereinigungen. Einige von ihnen waren handwerkliche oder berufliche Bruderschaften. Andere aber waren religiös motiviert. Zu diesen gehört auch die «Marianische Emausbruderschaft in der Capellen Maria zur Oberwyl» (heute Mariawil, Kappelerhof).

Die Badener Historikerin Ruth Wiederkehr, die sich schon mehrfach mit der hiesigen Kirchengeschichte beschäftigt hat, hat zum Jubiläum der einzigen bis heute bestehenden Badener Bruderschaft deren 300-jährige Geschichte nachgezeichnet.

Zwar bezeichnete sich die katholische Vereinigung immer als Bruderschaft. Doch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren auch Frauen Mitglieder. Der Titel der 50-seitigen Publikation trägt denn auch den Titel «Für lebige als für gestorbene Brüder und Schwöstern».

Autorin Ruth Wiederkehr: vom Totengedenken zu Bildungsveranstaltungen.

Autorin Ruth Wiederkehr: vom Totengedenken zu Bildungsveranstaltungen.

Archivbild: Alex Spichale

Tatsächlich bestand die Aufgabe der Bruderschaft in den ersten zwei Jahrhunderten in erster Linie darin, den Mitgliedern ein anständiges Begräbnis zu ermöglichen und für das Seelenheil der Verstorbenen zu beten. Zudem wurden arme Mitglieder oder deren Hinterbliebenen finanziell unterstützt. Immer gehörte – und bis heute – ein Geistlicher zum Vorstand der Bruderschaft.

Der Feiertag der Emaus-Bruderschaft ist bis heute der Ostermontag, an dem in der Kirche die Emaus-Geschichte aus dem Lukas-Evangelium vorgelesen wird. Die Badener Emaus-Brüder treffen sich am frühen Ostermontagmorgen in der im Jahr 1600 errichteten Kapelle Mariawil im Kappelerhof zum Frühgottesdienst und am Abend zur Generalversammlung und einem gemeinsamen Nachtessen.

Der Zweckartikel der Bruderschaft in den Statuten von 1722 hat sich im Kern zwar kaum verändert, die Aktivitäten der Bruderschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten freilich geändert. Man trifft sich ein halbes Dutzend Mal im Jahr zu einem Abendgebet. Dieses wird jeweils ergänzt durch Vorträge zu aktuellen und nicht nur kirchlichen Themen.

Auch ein Bildungsveranstalter

Einmal im Jahr veranstaltet die Bruderschaft einen Anlass, zu dem auch Männer und Frauen eingeladen sind, die nicht der Bruderschaft angehören. Das Themenspektrum der internen und externen Veranstaltungen ist breit: Medizin, Geschichte, Wirtschaft, Philosophie, Ethik. Die Emaus-Bruderschaft ist heute also auch ein Bildungsveranstalter.

Im Jubiläumsjahr zählt die Bruderschaft 89 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt über dem Pensionsalter, und es gehört heute auch nicht mehr unbedingt zur Tradition, dass die Söhne der Bruderschaftsmitglieder im Erwachsenenalter selbstverständlich ihren Vätern folgen und Emaus-Brüder werden.

Die Publikation zum 300-Jahr-Jubiläum wird am Donnerstag, 28. April, 18 Uhr, an einer kleinen Buchvernissage in der Sebastianskapelle bei der Stadtkirche vorgestellt. Danach ist sie in den Badener Buchhandlungen oder beim katholischen Pfarramt zum Preis von 10 Franken erhältlich.