Baden
«Diskriminierung hat bei uns keinen Platz»: Wie das Kulturhaus Royal für mehr Toleranz und Respekt an Partys sorgen will

Das Badener Kulturhaus hat ein neues «Awareness»-Konzept entworfen. Marlene Riniker vom Royal-Team erklärt, was dahinter steckt und was sie sich davon erhofft.

Sarah Kunz
Drucken
Das Kulturhaus Royal in Baden will mehr Toleranz und Respekt an seinen Partys. Dafür hat es nun ein entsprechendes Konzept entworfen.

Das Kulturhaus Royal in Baden will mehr Toleranz und Respekt an seinen Partys. Dafür hat es nun ein entsprechendes Konzept entworfen.

Archivbild: Claudia Laube

Dass an Partys blöde Sprüche fallen oder jemandem ungewollt auf die Pelle gerückt wird, ist keine Seltenheit. Vor allem wenn Alkohol im Spiel ist, der bekanntlich Hemmungen fallen lässt. Besonders oft von solchen Vorfällen betroffen sind Frauen, Schwule, Transsexuelle, Andersfarbige oder Menschen mit Behinderung. Für sie ist der Ausgang nicht immer nur unbekümmert. Das will das Badener Royal nun aber ändern.

Wie das Kulturhaus mitteilt, hat es ein neues Awareness-Konzept entworfen. Die erste Version ist ab sofort auf der Website aufgeschaltet oder im Haus an den Wänden und als Flyer angebracht. Darauf stehen einige grundlegende Orientierungspunkte zu rücksichtsvollem Verhalten wie «Nur Ja heisst Ja», «Respektiere die Grenzen Anderer» und «Behalte deine Kleidung an und deine Hände bei dir». Zudem erhält der Flyer einen QR-Code, unter dem Feedback eingereicht werden kann.

«Das Konzept soll keine Vorschriftenliste sein», hält das Royal in der entsprechenden Mitteilung fest. Viel eher sei es eine Art gemeinsame Erklärung, wie die Royal Community sich sicheres und egalitäres Feiern vorstellt.

Ungleiche Machtstrukturen sollen aufgebrochen werden

Hinter der Idee steckt der Grundgedanke, dass in unserer Gesellschaft Machtverhältnisse bestehen. Marlene Rainer vom Royal-Team erklärt das etwas genauer: «Gewisse Gruppen haben eine bessere Position und mehr Ansehen als andere», sagt sie. «Und dadurch haben sie eben mehr Macht.» Meistens handelt es sich dabei um Männer, konkreter um Cis-Männer – also Männer, die sich auch explizit als solche definieren. Das sei zum einen historisch, zum anderen körperlich bedingt.

Diese ungleichen Machtstrukturen wirken auch an Partys oder in Bars. So komme es vor, dass sich weisse Männer überlegen fühlen und Andere anpöbeln oder Frauen ohne ihr Einverständnis anfassen. «Dabei muss die Hand nicht einmal auf dem Hintern landen», sagt Rainer. Eine ungewollte Berührung am Arm reiche schon aus. «Jedes Anfassen, das ohne Zustimmung passiert, ist eine Grenzüberschreitung.»

Nun sei es aber nicht so, dass das Royal einfach den Männern die Schuld zuschieben wolle. Schliesslich gelte das Konzept für alle. Vielmehr geht es dem Kulturhaus darum, diese Machtstrukturen zu brechen, indem sie den Gästen bewusst gemacht werden. So will das Royal seinen Beitrag zu einer Ausgangskultur leisten, die offen sei für alle und in der Toleranz und Respekt gelebt werden. Denn für Rainer steht fest: «Diskriminierung hat bei uns keinen Platz.»

Kein Ansturm auf die «Flinta»-Party im April

Gleichzeitig will das Royal künftig auf sogenanntes Team Care setzen: Wer sich belästigt oder allgemein unwohl fühlt, soll auf das Royal-Team zugehen und Unterstützung finden können. Diese Idee sei aber erst noch im Aufbau.

Das Royal setzt sich seit Jahren für ein toleranteres Feiern ein und hat deshalb auch schon zwei Mal eine «Flinta»-Party organisiert – eine Party nur für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nonbinäre, transgender und agender Personen, sowie nicht explizit erwähnte Personen, die keine Cis-Männer sind. Die letzte Ausgabe fand am 22. April statt.

Rainer bezeichnet die Party im Nachhinein als klein, aber fein: «Es hat mich überrascht, dass nicht so viele Leute kamen», sagt sie. «Wir haben gedacht, die Nachfrage wäre gross, aber dem war nicht so.» Immerhin sei die Stimmung gut und herzlich gewesen. Und Vorfälle habe es bei dieser zweiten Ausgabe auch keine gegeben. Wie Rainer sagt, werden solche «Safe Raves» fortan fix ins Partyprogramm aufgenommen.