Die Badener Suchtberatung hofft, dass nach der nationalen Abstimmung über das Tabakwerbeverbot auch ein Alkoholwerbeverbot ein Thema wird. Der Geschäftsleiter der Badener Brauerei Müller Bräu fände ein solches Verbot manipulativ.
56,6 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung legten am 13. Februar ein Ja zur Tabakwerbeverbot-Initiative an der Urne ein. In der Stadt Baden resultierte mit 61,9 Prozent Ja-Stimmen ein noch deutlicheres Resultat, insbesondere auch im Vergleich mit dem Kanton Aargau (50,1 Prozent Ja-Stimmen). Durch das Ja zur Initiative wird Tabakwerbung in Zukunft umfassend verboten werden, zumindest da, wo Kinder und Jugendliche sie sehen können.
Die Kampagne der Gegner setzte ihren Fokus darauf, dass auf das Tabak-Werbeverbot weitere folgen würden – beispielsweise für Cervelats. Naheliegender als ein Verbot der Würste aber ist eines für das Bewerben von Alkohol. Denn auch über die Zugänglichkeit von Alkohol für Kinder und Jugendliche wird rege diskutiert. Michael Schwilk, Geschäftsleiter des Vereins BZBplus – der Jugend- und Suchtberatungsstelle im Bezirk Baden – kann sich eine ähnliche Vorgehensweise für den Alkohol wie beim Tabak vorstellen: «Ich denke, dass ein Alkoholwerbeverbot in den von Kindern und Jugendlichen häufig genutzten Medienkanälen über kurz oder lang kommen wird.»
Schwilk vermutet, dass das Thema in der Schweiz auch in Bezug auf den Alkohol überdacht werden wird. Gegenwärtig geschieht dies im gesamten europäischen Raum. Nicht zuletzt auch wegen eines Trends hin zur Diskussion von Gesundheitsfragen. Auch Schwilk hat sich für das Tabakwerbeverbot ausgesprochen und ist froh, dass es an der Urne durchgekommen ist. Denn: «Je weniger entwickelt das Gehirn, desto höher fallen die Schädigungen durch eine Substanz wie Alkohol aus», sagt Schwilk. «Je früher ein Jugendlicher damit startet und eine schädliche Substanz auf das Nervensystem einwirken kann, desto mehr wird die Entwicklung des Gehirns verzögert.»
Dabei sei gerade die Werbung für Konsumgüter mit grossem Suchtpotenzial aller Art ein grosses Problem. «Jugendliche sind leichter beeinflussbar», so Schwilk. «Die Werbung zielt sehr genau auf Jugendliche ab, Alkohol ist auch ein Zukunftsmarkt.» Im Vergleich zum restlichen Europa hinke die Schweiz diesbezüglich hinterher. «Es ist die Aufgabe der Gesellschaft, ihre Mitglieder zu schützen. Ob das mittels eines Werbeverbots oder über andere Arten der Prävention geschieht, darüber kann man natürlich streiten», sagt Schwilk.
Der logische Fokus bei einem Werbeverbot für Alkohol wäre seiner Meinung nach ein ähnlicher, wie beim Tabakwerbeverbot. Er wäre dort nötig, wo Kinder und Jugendliche Zugriff haben. Genauso wie beim Tabak müsste auch hier eingegriffen werden. «Ein Alkoholwerbeverbot wäre die logische Folge», sagt Schwilk. Den der Schaden für die Volkswirtschaft durch Alkohol sei dem durch den Tabak ähnlich. Deshalb gehört auch beim Alkohol der Schutz der Jugendlichen dazu, so Schwilk. Natürlich könne ein Werbeverbot nicht verhindern, dass jemand Alkohol trinkt. Aber der Kontakt mit dem Suchtmittel geschehe hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt. Schwilk sagt: «Jugendliche sollen nicht denken, dass Alkohol zum Leben dazu gehört.»
Für die Produzenten von alkoholhaltigen Getränken ist die Werbung für ihre Produkte aber essenziell. So auch für Brauereien. Felix Meier, Geschäftsführer der Badener Brauerei Müller Bräu, findet ein mögliches Werbeverbot «manipulativ». «Es wird suggeriert, dass ein Produkt schlecht ist, deshalb bin ich allgemein gegen ein Werbeverbot», sagt er. Ein Verbot sei einer liberal denkenden Gesellschaft nicht würdig.
Gerade für lokale Brauereien und alle Menschen, die dahinter stehen, sei die Werbung sehr wichtig, auch für Müller Bräu, so Meier. An ein Alkoholwerbeverbot, welches Bier als Getränk betreffen würde, glaubt Meier nicht. «Bier ist nicht vergleichbar mit Tabak, auch zum harten Alkohol besteht klar ein Unterschied», sagt er. Bezüglich eines allfälligen Werbeverbots zeigt sich Meier deshalb auch gelassen: «Im Moment sehe ich da kein Problem. Ich zähle zudem auf die Vernunft der Menschen, die freie Marktwirtschaft und ein liberales Denken.»