Nachruf
Er prägte Baden mit: Marc Périllard verlor bis zum Tod seinen Lebensmut nicht

Der 65-Jährige engagierte sich für die Spanischbrödlizunft, präsidierte einst das Badenfahrt-OK und sass im Verwaltungsrat des Stadtcasinos. Mitte Dezember verlor er den Kampf gegen Krebs. Würdigung eines umtriebigen Menschen.

Roman Huber
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Marc Périllard an der Badenfahrt 2007, als er das Organisationskomitee präsidierte.

Marc Périllard an der Badenfahrt 2007, als er das Organisationskomitee präsidierte.

Archivbild: Alex Spichale

Eine prall gefüllte reformierte Kirche nahm kurz vor Jahresende Abschied von einer unvergesslichen Persönlichkeit. Ganz vorne lächelte Marc Périllard auf einem Foto der Trauergemeinde zu, als wollte er mit seinem gewohnten Schalk nochmals erzählen, wie er als geborener Wettinger, in Ennetbaden sesshaft, damals Präsident des Badenfahrtkomitees wurde. «Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken», das waren die Worte des katholischen Theologen Roger Volken, der durch die Abdankungsfeier führte.

In der Klinik Sonnenblick am Sonntag, 27. Oktober 1957, folgte die Jugendzeit mit seiner Schwester, liebevoll und wohlbehütet von den Eltern, in Wettingen. Prägend war sein langjähriges Mittun bei der Pfadi Burghorn, vom Wölfli bis zum Pionier. Freundschaften gewinnen, gemeinsam etwas anpacken, diese Eigenschaften brachte Marc Périllard ein Leben lang dort ein, wo er dabei war.

Auf sein Engagement an allen Wirkungsstätten näher einzugehen, hätte auf einer Zeitungsseite nicht Platz. Die Freunde im Tennisclub Wettingen bedeuteten ihm bis zuletzt viel. Aus den geschminkten Harlekinen, die am «Musiläum» 1975 mit den Namensschildern der Vereine am Umzug vorausgingen, machte er als Gründungspräsident die bekannte Harlekin-Clique. Dort entpuppten sich seine Leidenschaft und sein Talent, Feste und Anlässe zu organisieren. 1981 erhielt die Clique den Dutti-Orden, unter anderem für ihre weihnachtliche Kerzenbeleuchtung der Schlossruine Stein.

Vom Füdlibürger-Chef bis zum Casino-Verwaltungsrat

Als Brödlirat der Spanischbrödlizunft bewährte er sich als Füdlibürger-Chef und war an der Fasnacht täglich anzutreffen. Im Rotary Club Baden-Rohrdorferberg erweiterte sich sein Freundeskreis abermals. Bei allen Aktivitäten war ihm wichtig, mitzugestalten und anzupacken. Sogar die Ennetbadener Seifenkistenrennen hatte er wiederbelebt.

Die Berufung ins Badenfahrt-Komitee für die Badenfahrt 1997 war kein Zufall, ebenso dass er für die Badenfahrt 2007 zum Präsidenten gekürt wurde. Im Co-Präsidium engagierte er sich mit Adi Hirzel dann für das Stadtfest 2012. Was ihn auch beruflich stets auszeichnete, brachte er in allen Engagements zum Ausdruck: Ein offenes Ohr, Verständnis und seine Unterstützung für alle, die sich engagierten.

Jahrelang setzte sich Marc Périllard im Vorstand der City Com für das Badener Gewerbe ein. Im Jahr 2000 wurde er in die Reb- und Trottenkommission der Ortsbürger gewählt und war vier Jahre deren Präsident. Er lancierte die jährlich neue Künstleretikette des Stadtweins. Mit der Wahl in den Verwaltungsrat der Stadtcasino AG im Jahre 2014 folgte ein Mandat, das er bis zum Schluss mit Herzblut ausgeübt hat.

Seine berufliche Laufbahn war geradlinig: Schulmüde und im besten Teenageralter war klar, dass er nach der obligatorischen Schulzeit ins Berufsleben einsteigen wollte. So trat er 1975 bei der «Mobiliar» in Baden die kaufmännische Lehre an. Dass er einmal die Generalagentur Baden übernehmen würde, war sein erklärtes Ziel.

Über mehrere «Mobiliar»-Stationen und mit vielen Erfahrungen im Rucksack erfüllte sich 1990 dieser Traum: Er wurde Generalagent in Baden. Eine Berufung, die er mit Freude und Geschick während 30 Jahren ausübte oder vielmehr lebte.

Trotz voller Agenda hatte die Familie ihren Platz in seinem Leben. 1988 heiratete er Susi Hofmann. Im Eigenheim in Ennetbaden kam 1990 Tochter Andrea, zwei Jahre später Patricia zur Welt. Viele Jahre genossen die Périllards ihre Winterferien erst in St.Luc und später in Arosa, zogen im Sommer mit Wohnmobil oder Zelt in den Süden und verbrachten nach alter Pfadi-Tradition ihr «Pfila» im Fricktal als Familienhighlight.

2013 erhielt er die Diagnose Krebs

2006 trat eine zweite Frau, ebenfalls namens Susanne, in Marcs Leben. Sie lebte in Deutschland, er in Baden. Nach Jahren Fernbeziehung bezogen sie 2013 eine Eigentumswohnung über der Allmend in Baden. Dann kam der Schock, als Marc die Diagnose «Multiples Myelom» erhielt, bekannt als Blut- oder Knochenmarkkrebs.

Nach erster Chemotherapie folgten fünf unbeschwerte Jahre. Marc und seine Partnerin reisten und anderem in die Spitzbergen in die Arktis. Die freie Zeit verbrachte man oft in der Ferienwohnung im Tessin, und Marc entdeckte das Golfen als neue Leidenschaft. 2019 folgte seine zweite Heirat.

Obschon die Krankheit wieder aufflammte und Therapien folgten, brachen auch Rückschläge seinen Optimismus nicht. Humor, Lebensfreude gepaart mit Kampfeswillen und Zuversicht hielten ihn aufrecht, auch wenn er vermehrt gezwungen war, auf die Genüsse des Lebens zu verzichten.

Die Spital- und Reha-Aufenthalte wurden häufiger. Er behielt dabei seinen Lebensmut und trug alles mit Würde. Umsorgt von der Familie und betreut von seiner Frau, trat er Anfang Dezember seinen letzten Kampf an. Am 15. Dezember schlief er friedlich ein.

Mit Marc Périllard verliert Baden einen einfach gebliebenen, froh gelaunten Menschen. Seiner gewinnenden Art und der positiven Ausstrahlung konnte sich niemand entziehen. Er stellte sich nicht in den Vordergrund und war trotzdem eine Leaderfigur. Er zeigte Einfühlungsvermögen, konnte sich anpassen, liess gerne seinen Schalk spielen und suchte in ruhiger Manier doch den seriösen Weg.

Bei passender Gelegenheit erhob er gerne mit einem Lächeln im Gesicht das Glas zum Wohl aller und auf die Freude des Augenblicks. Wer Marc Périllard als Freund kannte – und derer gab es viele – wird sich gerne an ihn erinnern und ihm ein Lächeln zurückschicken.