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Der Badener Fotograf und Museumsgründer (Schweizer Kindermuseum) Roger Kaysel schenkt sein fotografisches Werk dem Badener Stadtarchiv. Er fotografierte bis 1985 für das Badener Tagblatt.
Das Stadtarchiv Baden ist seit Dienstag um einen grossen Schatz reicher. Im kleinen Kreis fand im Historischen Museum die offizielle Übergabe des fotografischen Werks von Roger Kaysel statt. Von 1960 bis 1985 schoss er als freier Fotograf für das Badener Tagblatt und andere Auftraggeber unzählige Bilder. Zehntausende Negative, Dias und Fotoabzüge übergab er im letzten Winter dem Archiv. Nun sind die Fotoserien aufgearbeitet und katalogisiert. Grund genug für einen kleinen Festakt im «Melonenschnitz».
Roger Kaysel erzählte, wie er als junger Mann zuerst gar nicht Fotograf, sondern Bauer werden wollte. Er machte eine Ausbildung am Strickhof in Zürich, arbeitete auf Höfen in Dättwil, in Frankreich und in Dänemark, bevor er mit 20 Jahren merkte, dass das doch nicht das richtige sei. Der heute 81-Jährige wuchs in der Brunnmatt und am Schartenfels auf, besuchte in Baden die Schulen und absolvierte nach der Zeit in der Landwirtschaft die Kunstgewerbeschule Zürich und ein Fotografiepraktikum.
Eine Auswahl der Bilder:
1962 heirateten Sonja und Roger Kaysel-Henriksen. «Es war keine einfache Zeit damals», erzählt Sonja Kaysel, die aus Dänemark stammt. «Aber es war eine Zeit des Aufbruchs.» Die beiden gründeten eine Familie, und Roger Kaysel bekam zunehmend Fotoaufträge vom BT.
Insbesondere Werner Geissberger schätzte und förderte sein Schaffen. Der legendäre BT-Redaktor bestellte bei ihm oft Bilder für die Samstagsausgabe. «Geissberger war eine sehr spannende Person. Er gab mir Aufträge zur Raumplanung und zu vielen anderen Themen», erinnert sich Kaysel. «Unter anderem ging es damals um den Kampf für eine verkehrsfreie Badener Innenstadt, bisweilen auch um das in der Stadt dominierende Imperium BBC.» Durch die Beiträge für das BT machte er sich bald einen Namen als guter Fotograf. Es folgten Aufträge der Industrie und von Architekturbüros, aber auch etwa für die Konzertreihe «Jazz in der Aula». Und nicht zuletzt vom Zementkonzern Holderbank, der Kaysel um die halbe Welt schickte: Er fotografierte die Werke in Mexiko, Brasilien, Chile, in den USA, in Südafrika und Europa. «Die Zeit als Fotograf war wie ein 25 Jahre dauerndes, lehrreiches Volkskundestudium», sagt er und lächelt.
Ab 1985 wandte sich Kaysel ganz seinem zweiten grossen Lebenswerk zu: Zusammen mit seiner Frau Sonja baute er in Baden die einzigartige Sammlung auf, aus der das Schweizer Kindermuseum entstand. Die Bilder, die er mit seinen drei Kameras schoss – eine Leica, eine Hasselblad und eine Linhof – werden nun in der Sonderklimazone im Stadtarchiv aufbewahrt. «Sie riechen leicht nach Essig, das deutet auf Zerfall hin», sagt Stadtarchivar Andreas Steigmeier. «Aber vorläufig sind die Negative bei uns sicher.» Digital verfügbar sind sie noch nicht. Im Katalog des Archivs kann man aber jetzt den Bestand durchforsten und erfährt, welche Vielzahl an Bildern es darin aus der ganzen Region Baden-Wettingen gibt.
Archivmitarbeiter Michael Kull, der das Werk in Feinarbeit katalogisierte, sagt: «Es hat rund 300 Stunden gedauert, die Negativstreifen zu verzeichnen.» Nach den Sammlungen des Fotohauses Zipser und des Ennetbadener Fotografen Werner Nefflen ist die Sammlung Kaysel nun der dritte grosse, kostbare Fotobestand im Badener Stadtarchiv. Erich Obrist, der als Kulturvorsteher ein Grusswort des Stadtrats überbrachte, formulierte es gestern so: «Schlicht und einfach ein geniales Werk.»
Historische Bilder aus Baden: