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Der Puls in der Stadt Baden steigt wegen der Wiedereröffnung am Montag. Die Schaufenster werden neu dekoriert. Fröhlich ist die Stimmung bei den Mitarbeitenden, doch manche haben auch Respekt vor dem Kommenden.
Auf dem Areal vor dem AZ-Hochhaus in Baden herrscht wieder Courant normal. Wer einen der Parkplätze ergattern will, braucht Glück oder Geduld. Im März und April, als die Empfehlung des Bundesrates galt, wenn möglich zu Hause zu bleiben, hätten Busse hier quer parkieren können. Es gab Augenblicke, da war Baden wie tot.
Nun steigt der Puls wieder in der selbst ernannten «lebensfrohen Stadt». Im alten Friedhofpark an der Bruggerstrasse wird abends wieder Tischtennis gespielt, Musik gehört, ein Bierchen getrunken. Auf dem unteren Bahnhofplatz, wo die Stadt die Sitzbänke wieder zur Benützung freigegeben hat, trifft man sich zum Mittagessen. Die beiden grossen Einkaufsstrassen, die Weite Gasse und die Badstrasse, sind fast wie früher Flanierzonen. Zwar gälte die Abstandsempfehlung von zwei Metern zur Eindämmung des Coronavirus auch hier nach wie vor, doch die Nonchalance hat bei nicht wenigen die Vorsicht vertrieben.
Am Rand der beiden Gassen, in den Läden, bereiten sich die Besitzer derweil auf die Wiedereröffnung am Montag vor. Die Vorfreude ist da, doch die Verunsicherung raubt ihr noch an Kraft. «Wir freuen uns natürlich sehr auf unsere Kunden und darauf, sie wieder hier im Laden beraten zu können», sagt Laurin Jäggi, Geschäftsführer der Buchhandlung Librium am Theaterplatz. «Gleichzeitig wissen wir nicht, was auf uns zukommt, wie viele Kunden in den Laden kommen werden.»
Es sei ein wenig paradox: Einerseits hoffe er auf so viele Kunden wie möglich. Andererseits hätten er und sein Team auch Respekt, «weil wir erst noch lernen müssen, den neuen Alltag hier im Laden zu bewältigen, mit den Abstandsregeln.» In den vergangenen Wochen erhielt das Librium-Team erfreulicherweise viele Bestellungen für den Versand von Büchern, ein Teil des Umsatzverlustes konnte so wettgemacht werden. «Aber wir verdienen natürlich weniger an einem Buch, das wir einpacken, verschicken und für das wir eine Rechnung schreiben müssen, als wenn wir es hier im Laden verkaufen können.»
Fröhlich ist die Stimmung im Laube & Gsell an der Badstrasse 3, ebenso wie das Librium ein Badener Traditionsgeschäft. Seit zwei Tagen bereiten Hiba Bua, Karin Aus der Au und Nicole Buccianelli das Modegeschäft auf die Wiedereröffnung vor. Dekorieren die Schaufenster, füllen die Regale. «Für Schnäppchenjäger lohnt sich ein Besuch bei uns sehr», sagen sie. «Zwischen zwanzig und fünfzig Prozent Rabatt beträgt der Rabatt auf gewisse Kleider.»
Dieser kleine Werbespot sei dem Modehaus, das seit über hundert Jahren an der Badstrasse betrieben wird, in dieser schwierigen Zeit gegönnt. Maximal 35 Personen dürfen sich ab Montag im Laden gleichzeitig aufhalten. Wie viele Kunden schon nächste Woche kommen werden? «Sehr schwierig abzuschätzen.» Die Schaufenster wecken aber bereits wieder das Interesse der Kundschaft: Innerhalb weniger Minuten fragen fünf Passanten, ob hier schon wieder eingekauft werden könne.
Im «Calida» sagen die Angestellten, während sie ebenfalls das Schaufenster neu dekorieren, dass sie sich freuen, «endlich wieder arbeiten zu können». Es gibt bis zum Start der neuen Woche aber noch einiges zu tun. «Auf dem Boden mit Klebeband die Abstände markieren, die Kunden einhalten müssen, beispielsweise», sagt Storemanagerin Yeliz Dagdas. Auch im Laden, der Unterwäsche, Pyjamas, BHs und Slips verkauft, wird vieles anders sein als im März, als er letztmals offen stand. «Wir werden die Garderoben nach jedem Kunden desinfizieren.» Es wird noch dauern, bis auch in den Läden Courant normal herrscht.