Der Badener Schauspieler liest bei einem Ukraine-Benefizabend im Kurtheater aus Alexander Puschkins «Eugen Onegin» und setzt dabei die Fähigkeit der Sprache ein. Weshalb seine Liebe dafür so gross ist.
«Ja.» Mehr sagt Aaron Hitz nicht. Doch damit bringt der Badener Schauspieler sein Gegenüber zum Nachdenken. Ohne Wenn und Aber hat der Hitz auch Ja gesagt zu einem Ukraine-Benefizabend im Neuen Foyer des Kurtheaters. Dort wird der aus Odessa stammende Pianist Alexey Botvinov am 17. Mai Klaviermusik ukrainischer Komponisten spielen und Hitz wird Auszüge aus Alexander Puschkins «Eugen Onegin» vortragen.
In Baden wird der Versroman allerdings in einer Prosaübersetzung zu hören sein. Weshalb hat der 38-jährige, freischaffende Schauspieler – jüngstes Mitglied im Stiftungsrat der Theaterstiftung Region Baden-Wettingen – spontan zugesagt? «Meine Gedanken gelten der vom Krieg gebeutelten Ukraine», sagt er. «Da will ich einen bescheidenen Beitrag leisten mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen.» Und das heisst: Sprache.
Wer Aaron Hitz auf der Bühne erlebt hat – im Kurtheater letztmals im Pandemiejahr 2020 mit Max Merker im Stück «All you can be» – weiss, wie packend und bildhaft er Sprache gestaltet. Und dies nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Sänger, dessen an Rost erinnernde Stimme so wunderbar zu den Songs von Tom Waits passt.
Die Reise zu Alexander Puschkin und dessen «Eugen Onegin» ist weit. Ihn habe vor allem die Liebesgeschichte zwischen dem weltgewandten, aber gelangweilten Onegin und der jungen, unschuldigen Tatjana gepackt, sagt Hitz. «Das ist eine Liebe, die gar nicht erst stattfinden kann, weil zwei Menschen an verschiedenen Stationen angelangt sind.»
Mit Lesungen hat der Schauspieler vor einigen Jahren begonnen. Erst kürzlich hat er beim «Festival Alte Musik» in Zürich mitgewirkt. Zwischen Stücken aus der Barockzeit las er aus den Tagebüchern des im 18. Jahrhundert lebenden englischen Staatssekretärs Samuel Pepys. «Die Texte waren das Eine, die Musik das Andere», sagt Hitz. «Ich habe den Musikerinnen und Musikern nicht nur gerne zugehört, sondern auch gerne zugesehen wie sie nonverbal gemeinsam kommuniziert, zusammen geatmet und sich ausgetauscht haben. Das habe ich als sehr eindrücklich empfunden.»
Was Interaktion bedeutet, hat Hitz längst verinnerlicht. Gerade in legendären Produktionen wie «Lachen verboten!» über den Stummfilmkomiker Buster Keaton oder «All you can be» mit Max Merker. Ungeduldig wird der nächste Streich der beiden erwartet. Im September wird am Theather Orchester Biel Solothurn «Kafka in Farbe» uraufgeführt.
«Mit Kafkas Romanen und Erzählungen verbinden wir meistens düstere Themen und wir kennen Kafkas starren, finsteren Blick von Buchumschlägen», sagt Hitz. «Mit unserem Theaterabend ‹Kafka in Farbe› wollen wir den Staub vom Umschlag der landläufigen Kafka-Rezeption wegblasen. Wir suchen in Kafkas Werk nicht nur nach den grauen, sondern den bunten, grellen Farben.»
Welche Farben das gemeinsame Stück mit dem Badener Autor Simon Libsig mischt, lässt Hitz offen. Er will kaum etwas über die Eigenproduktion des Kurtheaters, die im November uraufgeführt wird, verraten. Nur dies: «Wir wollen das Badener Lokalkolorit bedienen.»
Ungewohnte Töne schlägt auch «Trödelmarkt der Träume» an. Nach der Premierein Solothurn wird die ursprünglich kurze Produktion derzeit zu einer abendfüllenden mit Gedichten und Liedern von Michael Ende erweitert. «Seine Kinderbuchklassiker wie ‹Die unendliche Geschichte› und ‹Momo› sind weltbekannt», sagt Hitz. «Aber nur wenige kennen Endes Lieder, die eine extrem schöne, bildhafte Sprache aufweisen.» Da ist sie wieder – die Sprache, die Aaron Hitz so sehr liebt und die er nächste Woche für den Ukraine-Benefizabend einsetzen wird.