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Einige Läden in Badens Zentrum spüren den Lockdown mit Homeoffice-Pflicht und verlieren Umsatz, andere nicht – das hat Gründe. Eine Umfrage in der Stadt.
Am Montag hat der zweite Corona-Lockdown in der Schweiz begonnen. Zudem gilt die Homeoffice-Pflicht. Wie stark macht sich das bei jenen Läden in Badens Zentrum bemerkbar, die noch geöffnet haben dürfen? Mittwochmorgen um 8.30 Uhr ist im Starbucks am Perron 1 des Bahnhofs Baden wenig los. Eben verlässt ein Kunde den Laden mit einem Kaffeebecher in der Hand.
Spüren die Mitarbeiter einen Unterschied zur vergangenen Woche? «Ja, es kommen seit Montag deutlich weniger Kunden zu uns», sagt ein Mitarbeiter. Auch um 6 Uhr sei schon weniger Betrieb gewesen als in der vergangenen Woche. Bekannte Gesichter sehen die Mitarbeitenden trotzdem regelmässig. «Unsere Stammkundschaft schätzt es sehr, dass wir weiterhin geöffnet haben.»
Das traditionsreiche Café Himmel am Bahnhofplatz hat zwar geschlossen. Vor dem Laden machen mehrere Tafeln («Take-away») aber deutlich, dass dieser geöffnet ist. Erdbeertörtli, Crèmeschnitten oder frische Brotlaibe – am Angebot hat sich nichts geändert.
Und sonst? «Es ist schon ruhiger seit Montag», sagt Shqiponje Sulejmani, Teamleiterin Verkauf. «Wir spüren im Verkauf einen deutlichen Rückgang.» Sie verweist aber auch auf das schlechte Wetter von Anfang Woche. «Das hat sicher auch eine Rolle gespielt», sagt sie. Ab Mittag kämen die Stammkunden. Solche würden sich schon jetzt freuen, wenn sie wieder ins Café dürfen. «Es gibt immer wieder Passanten, die ins Café schauen», erzählt sie.
In diesem Moment betritt Noi Stufi den Laden. Er wohnt in Zürich, ist aber für eine Glasmontage wieder einmal in Baden. «Es ist traurig, wie leer die Stadt ist», sagt er. Er erinnert sich an die vielen Leute auf der Badstrasse bei seinem letzten Besuch vor zwei Jahren. «Aber an der Bahnhofstrasse in Zürich ist es noch schlimmer.»
Um 9 Uhr ist die Badstrasse zwar nicht leergefegt, aber es sind nur wenige Passanten und einzelne Lieferwagen unterwegs. Die Ladentüren bleiben reihenweise geschlossen. Bei Ochsner Sport ist das Licht im Laden an. An den Schaufensterscheiben kleben grosse rote Plakate, die für den Onlineshop werben. Auch bei Dosenbach sind «50 Prozent»-Aufkleber an ausgestellten Schuhen angebracht. Ohne Corona wäre am Donnerstag Ausverkauf – die Kasse würde klingeln.
Auf das Geschäft im Sunrise-Shop hat die Homeoffice-Pflicht dagegen keinen Einfluss. Store-Manager Ahmet Ücer zumindest stellt «keinen markanten Rückgang» fest. Was dazu beitragen dürfte: Der Laden wird von Kunden auch als Anlaufstelle für Supportfragen geschätzt, auch von Senioren.
Für Pöstler René Häusermann hat das einen kleinen Vorteil: Er kann mit seinem Elektroroller etwas zügiger über die Badstrasse fahren. Seit 30 Jahren verteilt er Briefe und Pakete in Baden.
«Im Januar war es hier noch nie so leer», erzählt er. Weniger zu tun habe er wegen der Homeoffice-Pflicht. Aber natürlich sei der Päcklistress von den Wochen vor Weihnachten vorbei.
Am Nachmittag um 14 Uhr sind deutlich mehr Leute in Badens Zentrum unterwegs. An der Weiten Gasse verlässt gerade eine Stammkundin den Chäs-Egge. «Es ist etwas ruhiger», sagt Inhaber Marcel Durizzo, befragt zur Situation seit Montag.
Ein Vergleich jetzt schon sei grundsätzlich schwierig. Was ihm aber auffällt: «Nach jedem wichtigen Entscheid des Bundesrats dauert es zwei bis drei Tage, bis sich die Lage bei uns wieder normalisiert hat.» Er schätzt sich grundsätzlich glücklich über die treue Stammkundschaft: «Das sind 80 Prozent unserer Kunden.»
Dieser windet auch Metzger Thomas Müller ein Kränzchen: «Wir haben ein Riesenglück, dass wir unsere Stammkundschaft haben», sagt er. Seit Montag könne er keine Veränderung feststellen. «Wir haben zurzeit eine tiefere Kundenfrequenz. Aber es fällt uns auch auf, dass die Leute bewusster einkaufen und häufiger. Sie gönnen sich häufiger etwas Gutes zu essen.» Nach dem Ausfall des Caterings habe sich denn auch der Heimlieferservice de Metzgerei Müller ausgezahlt.
Auch keine Veränderung seit Montag stellt Augenoptiker Alexander Etter, der Inhaber von Fueter & Halder, fest. Allerdings erwartet er, dass Kunden den nächsten Kauf einer neuen Brille hinauszögern. «Die Verunsicherung ist gross», sagt er. Sein Laden habe wegen Corona zirka 60 Prozent weniger Kunden. Einen ersten Knick erlebte er Ende November, als der Bundesrat die Maskenpflicht einführte; einen zweiten einige Tage vor Weihnachten, als der Aargauer Regierungsrat die Läden schloss. «Das war eine Sauerei. Die Leute sind dann halt nach Zürich oder Basel zum Einkaufen gefahren.»