Kolumnist Daniel Cortellini über das neue Thermalbad Fortyseven und seine Löwenfussbadewanne.
Als ich kürzlich dem Ennetbadener Limmatufer entlangspazierte, kam mir der Gedanke, dass das neue Bottabad in etwa so demütig wie ein Meteoriteneinschlag in unseren Flusslauf integriert worden wäre... Es hat etwas Archaisches, ein bisschen wie ein dampfendes Ungetüm, quasi das Badener Loch Ness, das der Limmat entstiegen ist...
Damit sage ich nicht, es wäre per se nicht schön, das neue Bottabad, im Gegenteil: Es ist wie Loch Ness, imposant und sehr eigenständig. Es verkörpert zudem die Machbarkeit der heutigen Technik mit universum-naher Botta-Architektur, also: sichtbar, prägnant und bestimmt auch funktional. Von aussen hat es auch was von einer Wellness-Fabrik, von innen gleicht es sogar einer Wellness-Loft, also könnte man es auch als urban und trendig bezeichnen, einer Industriestadt wie Baden durchaus angemessen.
Über den Namen wurde schon viel gestritten, aber seit ich die Busse mit «Grosse Bäder» angeschrieben sehe, bin ich froh, dass da ein Umdenken stattfindet, weil «Grosse Bäder» nun mal den existierenden neuen Tatsachen näher kommt, als der frühere abstrakte und englische Name, «Fortyseven», welcher als Marketinggag ja glaub nur die alkoholische Stärke des neuen Thermalbad-Gins vorwegnahm – da musste ja einer schon einige Gläser davon getrunken haben, bis er (vom Schwefelwasser) benebelt an «Grosse Bäder» dachte!
Im grossen Bogen freue ich mich über eine starke Entwicklung und viel positiver Aufbruchstimmung in unserer Stadt, Labsal für die letzten paar Jahre, in welchen wir es nach gekonnt-eidgenössischer Manier zu verhindern wussten, dass es endlich in Baden wieder was zum Baden gab! Und falls es äusserlich nicht jedermanns Geschmack trifft, so holt es doch das körperliche Bedürfnis von gefühlten 90 Prozent der Bevölkerung ab – endlich wieder entspannt und ruhig im Badener Thermalwasser fläzen!
Die Investoren werden wohl für einmal nicht so richtig reich, spielt aber auch keine Rolle, denn die Bäder «gehören» nun mal allen Badener oder Badenden – erst recht können wir dankbar sein, dass eine unverfrorene Kerngruppe dieses Kreuz bis zum leuchtenden Schluss getragen hat. Wie sich das Bad in drei Generationen noch integriert, ahnen die wenigsten, gut möglich, dass sich die ganze «Konstruktion» als zeitlose Architektur etablieren wird und Schneidis Grossenkel den Wakkerpreis ein zweites Mal einheimsen werden!
Meinerseits geniesse ich das Leben lieber in der Löwenfussbadewanne und je älter ich werde, umso weniger Wasser brauchts, um sie zu füllen – das ist eben nachhaltig.
Daniel Cortellini betreibt an der Rathausgasse in Baden ein Fachgeschäft für Schweizer Weine. Er ist in Baden aufgewachsen und war während fünf Jahren Präsident der Unteren Altstadt Baden.