Baden
Regen fordert Obstbauern einiges ab – wie dieser Badener einen grossen Ernteausfall verhindert

Das besonders nasse Wetter dieses Sommers stellte die Suters aus Baden-Münzlishausen vor eine Herausforderung.

Luca Giannini
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Apfelbauer Meinrad Suter hat gut lachen in seiner Plantage in Münzlishausen auf der Baldegg: Der Regen hat das Obst kaum beschädigt.

Apfelbauer Meinrad Suter hat gut lachen in seiner Plantage in Münzlishausen auf der Baldegg: Der Regen hat das Obst kaum beschädigt.

Bild: Alex Spichale

Seit 1972 betreibt Familie Suter auf ihrem Hof in Münzlishausen, hoch über Baden, Obstbau. Meinrad Suter führte den Betrieb während über 30 Jahren, Anfang Jahr hat ihn sein Sohn Damian übernommen. Doch der Vater arbeitet nach wie vor mit, gibt bereitwillig Auskunft und sagt über seine eigene Rolle: «Ich bin sozusagen Seniorchef.»

Auf den zwölf Hektaren wird vor allem Obst- und Ackerbau betrieben. Zum idyllischen Bild des Bauernhofs gehört eigentlich die Sonne. Die liess sich aber in diesem Sommer wenig blicken. Es gab viel Niederschlag. Von vielen Landwirten hört man infolgedessen von Ernteausfällen. Ist das bei Familie Suter auch so?

Beim Ackerbau trifft das zu. Auf den Weizen hatte die praktisch seit dem Winter anhaltende Feuchtigkeit ihren Einfluss: Es kam zu Auswuchs. Das bedeutet, dass das Korn an der Ähre noch einmal keimt. Dadurch gehen Proteine verloren, was den Weizen für die Bäcker weniger brauchbar macht. Wenn seine Qualität für die Backstuben nicht stimmt, wird er als Futtergetreide verwendet.

Viel wichtiger aber ist für den Betrieb der Obstbau. Kultiviert werden hauptsächlich Äpfel. Diese vermarkten die Suters selber und leben davon. Das nasse Wetter hat dem Obst erfreulicherweise nicht geschadet. «Die langjährige Erfahrung hat sicher geholfen», meint Meinrad Suter, der seinem Sohn mit Rat und Tat zur Seite steht. Dann fügt er hinzu:

«Und etwas Glück war schon auch dabei.»

Wie kann denn die Nässe beim Apfel Schaden anrichten? «Wenn die Blattnasszeit lang ist, kann sich der Schorfpilz auf der Frucht und den Blättern sehr gut ausbreiten», erklärt Suter. Und ein gesundes Blatt ist die Basis für einen intakten Apfelbaum: «Und zwar für die Fortpflanzung im aktuellen Jahr, aber auch im nächsten.»

Auch der Mehltau kann das Obst schädigen. Sorten, die gegen die Pilze tolerant sind, gibt es noch nicht allzu viele. Zwar werden neue, robustere gezüchtet, gegenüber einer solchen Vielfalt zeige sich der Handel aber oft nicht sehr flexibel, konstatiert der Landwirt.

Regen schwemmt Pflanzenschutzmittel weg

So muss also etwas anderes zum Zuge kommen: Pflanzenschutzmittel. Dieses kann man aber nur dann auftragen, wenn der Regen es nicht gleich wieder wegspült: «Ab 40 Millimeter schwemmt es den Schutz weg, und es kommt zu einer ungeschützten Phase.» Eine Aufgabe also, die den Bauern diesen Sommer ziemlich viel abverlangte.

Dabei kamen den Suters nebst ein wenig Glück die Erfahrung von Vater Meinrad und eine «scharfe» Wetterbeobachtung zugute. Eine weitere Hilfe ist die Expertise des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg, das die Landwirte alle fünf bis sieben Tage über die aktuelle Situation der Schädlinge informiert.

Meinrad Suter in seiner Plantage in Münzlishausen.

Meinrad Suter in seiner Plantage in Münzlishausen.

Bild: Alex Spichale/BAD

Das viele Regenwasser wurde vom Lehmboden in Münzlishausen zudem gut geschluckt. Nur während einer Woche habe es nach dem Setzen des Pflanzenschutzmittels Schmutzwasser an den Rädern der Fahrzeuge gehabt. Auch vor Hagelschauern sind die Suter-Äpfel dank eines Netzes, das die ganze Anlage überspannt, geschützt. Dieses hält auch gleich Vögel fern und verhindert damit zu viel Fallobst.

Bekannt ist der Familienbetrieb auch für seine unzähligen Pro-Specie-Rara-Apfelsorten: alte, seltene Exemplare also, die man erhält, damit ihre Genressourcen nicht verloren gehen. Sind die etwa anfälliger auf Kälte und Feuchtigkeit? «Nein, nicht mehr und nicht weniger als aktuelle Sorten», antwortet der Fachmann. Einige seien etwas robuster, andere – wie zum Beispiel der Glockenapfel – etwas anfälliger.

Alte Sorten wegen Klimawandels erhalten

Im Grossen und Ganzen hätten jene alten Sorten, die es auf den Münzlishausener Anlagen gibt, eine gewisse Widerstandskraft, führt Meinrad Suter aus. Schliesslich haben sie jahrhundertelang natürlicher Selektion standgehalten. Gerade um diese Robustheit in Neuzüchtungen einfliessen zu lassen, werden die alten Sorten auch erhalten. Man hofft, zukünftige Herausforderungen – etwa den Klimawandel – so zu meistern.

Sind also nasse Sommer gar nicht viel schlimmer als trockene? Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Meinrad Suter mag Letztere lieber, das Risiko ist kleiner, es müssen weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, und die Bewässerung stellt dank des Badener Grundwassers kein Problem dar.

Nun geht es noch ein paar Wochen, bis zwischen Mitte September und Anfang Oktober die leicht verspätete Ernte beginnt. Für ein ganz gutes Obstjahr braucht es jetzt noch Sonne, auch für die Pflücker sei es trocken angenehmer, sagt Suter schmunzelnd. Und was, wenn es bis dahin doch noch regnet? «Dann nehmen wir es, wie es kommt!»