Startseite
Aargau
Baden
Neun Mitglieder des Badener Einwohnerrats fordern in einem dringlichen Postulat, dass die Stadt 14 Flüchtlinge aus Lesbos aufnimmt. Im Interview erklärt Nora Langmoen, SP-Bezirksparteipräsidentin und Einwohnerrätin, die Gründe.
Wir beziehen uns auf den Verein Netzwerk Asyl, der ausgerechnet hat, dass der Aargau 500 geflüchtete Menschen aufnehmen könnte. Für Baden wären dies 14. Eine geflüchtete Person pro 1350 Einwohner wäre gut verkraftbar.
Niemand flüchtet aus Spass. Die Menschen befinden sich in einer existenziellen Notlage und sehen sich zur Flucht gezwungen. Wer diese Reise auf sich nimmt, ist sehr hoffnungslos oder in Gefahr. Wer eine Flucht vermeiden kann, flieht nicht. Es gibt vereinzelte Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen fliehen, aber die Mehrheit flieht aus Kriegsgebieten, wegen Korruption oder weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlage zerstört.
Alle europäischen Länder tragen eine Mitverantwortung und teilweise auch eine Mitschuld an den Fluchtgründen. Warum sollte nur Griechenland dafür geradestehen? Auch die Schweiz muss für die Fluchtgründe Verantwortung tragen: Zum Beispiel exportiert und finanziert die Schweiz Waffen. Zudem muss die Schweiz mit den anderen europäischen Ländern solidarisch sein. Man hat gesehen, dass Griechenland überfordert ist. Das neue Lager in Kara Tepe ist ja schon wieder überschwemmt worden, Zelte brachen zusammen, die Corona-Zahlen steigen. Die Schweiz hat die Kapazitäten und Ressourcen, um hier zu helfen. Zudem haben wir auch als Einwanderungsland gezeigt, dass wir Menschen gut integrieren können.
Wir wollten das Postulat möglichst breit abstützen. Die Abklärungen mit anderen Fraktionen brauchte etwas Zeit – die Dringlichkeit der Forderung bleibt aber bestehen. Die Situation auf Moria hat sich leider nicht verbessert.
Ja, wir sind optimistisch, dass das Postulat angenommen wird, denn weitere Mitglieder des Einwohnerrats haben die Zustimmung schon signalisiert.
Baden kann keine geflüchteten Menschen direkt aus Moria aufnehmen. Die Kompetenz liegt beim Bund und beim Kanton. Unser Wunsch ist es aber, dass der Stadtrat zusammen mit anderen Städten Druck auf den Bund ausübt und die Aufnahme von Flüchtlingen ermöglicht. Diese Haltung von Baden wäre ein starkes Zeichen.