Baden
Von der grossen Bühne zur Kleinkunst: Lo & Leduc treten im Royal auf

Die Berner Musiker Lo & Leduc bespielten als Häberli Oggier mit ihrem zweiten Spoken-Word-Programm «Countdown» die Bühne im Royal.

Céline Geneviève Sallustio
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Lo (Lorenz Häberli) und Leduc (Luc Oggier) bei ihrer Lesung im Royal in Baden.

Lo (Lorenz Häberli) und Leduc (Luc Oggier) bei ihrer Lesung im Royal in Baden.

Céline Geneviève Sallustio

Zwei Mikrofone, zwei Tablets, ein Laptop. Lorenz Häberli und Luc Oggier, besser bekannt als die Hitparadenstürmer Lo & Leduc, sitzen an einem Tisch auf der Bühne im ausverkauften Royal. Beide tragen einen schwarzen Rollkragenpulli, hinter ihnen ist eine weisse Leinwand für Fotos und Filme aufgerollt. Die beiden sind als Häberli Oggier mit ihrem zweiten Spoken-Word-Programm «Countdown» auf Tour.

Die Uhr tickt: Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, die Minuten, Stunden und Tage bis zu einem Ereignis, Ziel oder Ende zu zählen? Warten scheint lästig zu sein – selbst nach dem Tod. Nämlich dann, wenn die beiden einen Videoeinspieler aus dem Krematorium Bern zeigen, in dem die Geschäftsführerin Silvana Pletscher-Bächtold sagt: «Wir sind ein technischer Betrieb», «Jetzt fahren wir den Sarg ein», und dann fragt sie: «Haben wir noch Zeit?»

Die Uhr tickt. Auch die zum perfekten Körper. In nur sechs Minuten statt einer Stunde verspricht eine Fitnessapp das Glück zum Traumkörper. Also 54 Minuten mehr Lebenszeit. Doch: «Wie viel sind 54 Minuten von der ganzen Zeit?», fragt Häberli das Publikum. Von der Vergänglichkeit, der persönlichen und der allgemeinen, bis hin zur Selbstoptimierung sinnierten Häberli Oggier auf wortgewandte und witzige Weise.

Programm hat «Luft nach oben»

Wie gefiel die Lesung dem Publikum? «Meine Erwartungen an den Abend wurden untertroffen, da die beiden Musiker und nicht Kabarettisten sind», sagte ein Besucher aus Ennetbaden. Humor brauche Rhythmus und Pointe und das habe ihm etwas bei der Lesung gefehlt. Und er schiebt nach: «Nichtsdestotrotz war es ein unterhaltsamer Abend.» Etwa gleich erging es einem Besucher aus Winterthur: «Ich habe mir ihre erste Lesung ‹Wörter wie wir› ebenfalls angesehen. Im Gegensatz dazu fehlte mir bei ‹Countdown› etwas der Schlagabtausch.» Dies sei vermutlich auch dem schweren Thema über Tod und Vergänglichkeit zu verschulden.

In ihrem Gesang sind Rhythmus und Drive vorhanden, im Spoken Word gibt es bei den beiden also noch Luft nach oben. Wie unterscheidet sich denn für Häberli Oggier ein Auftritt als Musiker und als Spoken-Word-Künstler? «Beides ist sehr interessant: Als Spoken-Word-Künstler exponieren wir uns mehr als auf einer Konzertbühne, auf der noch zehn andere sind und eine ganz andere Atmosphäre herrscht», sagte Häberli nach dem Auftritt.

Oggier sieht in den beiden Kunstformen viele Gemeinsamkeiten: «Jedes Konzert und jede Lesung ist anders und stets ein Pingpong zwischen Bühne und Publikum. Es geht immer darum, die Verbindung zum Publikum zu suchen.» Beide Orte hätten ihre Rituale und Zäsuren: Klatschen, Lachen oder Zurückhaltung.

Der Countdown zu ihrem neuen Spoken-Word-Programm lief eineinhalb Jahre. «Die letzten drei Wochen vor der Premiere waren ein intensiver Endspurt», sagte Häberli. Ob sie in Zukunft weiterhin Lesungen planen? «Ja, wir möchten noch lange als Künstler arbeiten», so Häberli weiter. Bis wir Neues von den beiden hören – ob gesprochen oder gesungen –, üben wir uns im Warten.