Mia und Marlon lassen Kinder in die Vergangenheit der Stadt eintauchen: An sieben Stationen erfahren sie spielerisch, welche Ereignisse Baden geprägt haben. Prominente Unterstützer haben den Hörspielrundgang möglich gemacht.
Im Historischen Museum und an Stadtführungen können Kinder und Erwachsene viel über die Geschichte der Stadt Baden lernen – über die heissen Quellen, die Römerzeit, die Zerstörung von Schloss Stein oder die Industrialisierung. Kaum einmal wird in all diesen Erzählungen aber die Lebensweise der Kinder dargestellt. Dabei wäre diese doch so spannend, finden Ramona Kim, Andi Schmied und Andrea Cattel.
Aus diesem Grund hatten die drei Primarlehrpersonen vor zwei Jahren die Idee, die Geschichte der Stadt Baden aus der Sicht von Kindern zu erzählen – in Form eines Hörbuchs. Nach intensiver und langer Arbeit ist das Projekt «Mia und Marlon – Bade dur Ruum und Zyt» nun bald abgeschlossen, Anfang September soll der Hörbuchrundgang eröffnet werden. Nun sitzen Kim, Schmied und Cattel im Restaurant Roter Turm in der Altstadt und verraten, was genau dahinter steckt.
Was hiess es, Kind zu sein im Mittelalter von Baden? Wo bewegten sich die Kinder zur Zeit der Römer in «Aquae Helveticae»? Wo waren sie, als die Burg gebaut wurde und wie erlebten sie die erste Eisenbahn der Schweiz? Diesen Fragen sind die drei Initianten nachgegangen. Um Material für ihr Hörbuch zu sammeln, haben Cattel, Kim und Schmied viel über die Stadt Baden in Geschichtsbüchern und online recherchiert, haben Geografielehrer oder Historiker befragt und zahlreiche Spaziergänge unternommen.
«Dabei haben wir uns von den jeweiligen Orten inspirieren lassen und so ganz viel Material gesammelt», sagt Cattel. Die Sicht der Kinder auf die Ereignisse habe sich daraufhin aus der eigenen Fantasie ergeben. Wie Cattel sagt, sei ihnen die Kinderwelt ja nicht fremd. Schliesslich arbeiten alle drei an Primarschulen.
Entstanden ist also die Erzählung von Mia und Marlon: Die Protagonisten sind im Homeschooling und stossen auf einer Entdeckungsreise durch den Estrich auf eine Zeitmaschine, mit der sie in die Vergangenheit reisen und mehr über die Geschichte ihrer Heimatstadt erfahren. So erleben sie beispielsweise eine Badenfahrt oder erfahren vom Streit um das Quellwasser. «Unser Ziel war, die Geschichte von Kindern für Kinder zu erzählen», sagt Kim. «Denn so etwas ist einzigartig.»
Aufgeteilt wird der Rundgang auf sieben Stationen plus Intro. Mittels QR-Code sollen an den verschiedenen Standorten in der Stadt die jeweiligen Episoden angehört werden können. Angefangen beim Bahnhof, führt die auditive Entdeckungstour bald durch die Halde, zur Ruine, über den Schlossbergplatz und den Kurplatz zu den Bädern und der Limmat.
Nach der Eröffnung im Herbst stehen die Hörspiele ebenfalls auf der Website zur Verfügung – auf Mundart zum Hören, auf Deutsch zum Lesen. «So gibt es eine Version für Aktive und eine für alle, denen das Gehen Mühe bereitet», fügt Kim an.
Unterstützung für ihr Projekt haben Cattel, Kim und Schmied unter anderem bei der Stadt Baden gefunden. «Aus dem Kulturförderfonds haben wir einen grösseren Betrag erhalten», sagt Schmied. «Das Projekt kam gut an. Aber schliesslich betreiben wir damit auch Standortmarketing.»
Auch Swisslos, die Paul Schiller Stiftung und die Stiftung Pro Argovia haben einen Beitrag geleistet. «Dass die Unterstützung von allen Seiten her so gross ist, damit haben wir nicht gerechnet», sagt Schmied. Das Geld werde investiert in Sprecher, eine Lektorin, einen Tontechniker, eine Illustratorin, in Werbung und in vieles mehr. «Wir machen unseren Teil relativ kostengünstig», sagt Kim. «Aber wir machen es ja auch gerne.»
Vor wenigen Wochen haben die Sprecher ihren Text aufgenommen, jetzt geht es daran, beim Ton den Feinschliff zu setzen, die Geschichte mit Musik und Geräuschen zu untermalen und die Website fertig zu gestalten. Stoff für weitere Episoden wäre ebenfalls vorhanden. Vielleicht für die Zukunft, wenn sich der Hörrundgang etabliert hat. «Wir hoffen, dass das Projekt weiter wächst», sagt Cattel. «Und vielleicht können wir es in den Schulen sogar irgendwann als Lernmaterial einfliessen lassen.»